Was ist mit dem neuen Formel-1-Auto von Alpine schiefgelaufen?

Alpine hat sein Auto für Formel-1-Saison 2024 runderneuert und fährt damit (noch) hinterher - Dabei laboriert das Team an mehreren Fronten gleichzeitig

(Motorsport-Total.com) - Als Alpine das Konzept für sein Formel-1-Auto 2024 änderte, wusste der französische Rennstall, dass er erst einen Schritt zurück machen würde, um dann hoffentlich zwei Schritte vorwärts zu gehen.

Titel-Bild zur News: Alexander Albon, Esteban Ocon

Mit dem A524 ist Alpine ans Ende des Mittelfeldes gerutscht Zoom

Denn wenn ein Team mit seinem Auto einen solchen Richtungswechsel vornimmt, ist es unvermeidlich, dass es eine Lernphase durchläuft, um zu verstehen, wie es das maximale Potenzial aus seiner neuen Plattform herausholen kann.

Im Fall von Alpine hat die Umstellung für dieses Jahr jedoch noch nicht den erhofften Fortschritt gebracht - und bisher nur dazu geführt, dass der A524 in den ersten beiden Rennen weit hinter der Pace und den eigenen Ansprüchen zurückgeblieben ist.

Die Befürchtungen, die führende Köpfe des Teams bei der Vorstellung des neuen Autos geäußert hatten, dass es ein schwieriger Start in die Saison werden würde, haben sich bewahrheitet. Und zugegebenermaßen ist es noch schlimmer gekommen, denn der französische Hersteller steckt im hinteren Teil des Feldes fest.

Teamchef Bruno Famin sagte vor dem Grand Prix von Australien: "Es war ein harter Start in die Saison. Und eigentlich war es schwieriger, als wir erwartet hatten.

"Wir müssen weiter Fortschritte machen und immer besser verstehen, warum es uns an Leistung fehlt und wie wir das Paket verbessern können. Es ist klar, dass wir Probleme haben, die wir schnell lösen müssen", lautete das Urteil des Franzosen.

Die Probleme, die Alpine angehen muss

Die Schwierigkeit für Alpine besteht darin, dass es an mehreren Fronten Probleme gibt und das Team viele Faktoren angehen muss, wenn es vorwärts zu kommen will.

Kurz bevor die Nachricht von seinem Rücktritt beim Grand Prix von Bahrain bekannt wurde, sprach der ehemalige technische Direktor des Teams, Matt Harman, offen über die Ursachen der Probleme. Dabei gibt es drei klare Bereiche, die hervorstechen.

Erstens weiß das Team, dass es mit einem Arm auf dem Rücken kämpft, weil seine Power-Unit im Vergleich zur Konkurrenz zu schwach ist. Je nachdem, wessen Zahlen zuverlässiger sind, wird das Defizit auf 15 bis 30 PS geschätzt. Im sehr engen Mittelfeld macht die dadurch verlorene Zeit einen großen Unterschied.

Hinzu kommt, dass Alpine mit einem übergewichtigen Auto in die Saison gestartet ist. Darüber wurde in der Öffentlichkeit viel diskutiert, auch wenn das Team keine Zahlen darüber bekannt gegeben hat, wie viel Übergewicht das Auto hat.


Fotostrecke: Neues Konzept für 2024: So hat Alpine den A524 runderneuert

Eine Quelle behauptete, dass vorübergehende Maßnahmen, die notwendig waren, um einen bestimmten Crashtest über den Winter zu bestehen, dazu geführt haben, dass bis zu 15 Kilo mehr als ursprünglich vorgesehen hinzugefügt wurden.

Es ist nicht klar, wie genau diese Zahl ist, da sie ziemlich übertrieben erscheint. Aber auf die Frage, ob einige Misserfolge bei Crashtests eine Rolle für das zusätzliche Gewicht gespielt hätten, sagte Harman: "Nicht einige, es war einer im Besonderen. Das hat in gewisser Weise eine Rolle in dieser Angelegenheit gespielt."

"Ich denke, die Leute in Enstone haben erstaunlich gut darauf reagiert und gehandelt. Und ich bin sehr stolz auf alle. Wir hatten beim Test eine sehr, sehr gute Zuverlässigkeit. Jetzt müssen wir nur noch das Mutterschiff korrigieren", so Harman.

Er verriet in dem Zusammenhang auch, dass das Team einen klaren Plan aufgestellt habe, um die Dinge anzugehen und das Team wieder auf das 798-Kilo-Limit zu bringen.

"Wir wissen genau, wo das Gewicht liegt und wo wir ansetzen können. Wenn ich ganz ehrlich bin, sind wir noch nicht da, wo wir hinwollen. Aber ich denke, dass wir innerhalb einer sehr, sehr kurzen Zeitspanne wieder am Gewichtslimit sein werden."

Aber es sind nicht diese beiden Probleme, die Alpine das größte Kopfzerbrechen bereiten. Stattdessen dreht sich das eigentliche Problem um das Heck des Autos - wo Pierre Gasly und Esteban Ocon durch einen Mangel an Traktion und Abtrieb eingebremst werden. Harman verwies darauf mit dem Kürzel "CLR".


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"Wie die meisten Leute am Anfang einer Saison brauchen wir mehr CLR - wir brauchen mehr Last am Heck des Autos", sagte er. "Wir hätten gerne eine bessere Traktion am Auto. Wir haben einige Maßnahmen ergriffen, um die Traktion mechanisch zu verbessern. Jetzt müssen wir das mit einer verbesserten Aerodynamik ergänzen."

Für den Laien ausgedrückt bedeutet das, dass der A524 mehr Abtrieb am Heck erzeugen muss, um das auszugleichen, was er auf der Vorderachse an Abtrieb aufbringen kann. Solange das nicht der Fall ist, wird es für Alpine schwierig werden.

Leistungsgrenze mit dem A523 war erreicht

Obwohl die Situation alles andere als ideal ist, sagte Harman, dass Alpine das Risiko eingehen musste, sein Konzept für die Saison 2024 zu überarbeiten, weil es mit seinem bisherigen Design schnell an eine Leistungsgrenze gestoßen wäre.

"In der Mitte der Entwicklung des A523 wurde es für uns immer schwieriger, Leistung zu finden. Wir haben ein Kosten-Nutzen-Verhältnis, das es umso schwieriger machte, die Leistung des Autos zu rechtfertigen. Also versuchten wir, Potenzial zu erschließen und wieder dorthin zu gelangen, wo wir 2022 waren."

Harman wird mit der neuen technischen Struktur bei Alpine zwar nicht mehr an der Aufholjagd beteiligt sein. Er machte in Bahrain aber deutlich, dass die Entscheidung, etwas Neues zu machen, darauf abzielte, langfristig erfolgreich zu sein.

"Es war eine mutige Entscheidung, aber hätten wir sie nicht getroffen, dann könnten wir später umso mehr zu kämpfen haben. Das war der ganze Sinn der Sache." Insofern wird Alpine hoffen, dass die Entscheidung sich noch lohnen und der kurzfristige Schmerz dem Team auf lange Sicht Vorteile bringen wird.

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