Red Bull: Wie Technikpech Verstappen um Platz drei brachte

Am Freitag die Sensation, nun der Verlierer: Wie bei Daniel Ricciardo und Max Verstappen in den Q3-Schlussminuten alles danebenging und worauf Red Bull hofft

(Motorsport-Total.com) - So stark wirkte Red Bull am Freitag, doch das Qualifying-Ergebnis sorgt im Lager des österreichischen Rennstalls für lange Gesichter: Max Verstappen kam mit mit einer Rundenzeit von 1:41.879 (+1,286) auf Platz fünf, Daniel Ricciardo wurde überhaupt nur Zehnter (1:43:414/+2,821) (hier geht's zum Ergebnis des Qualifyings). Ursache war ein Fahrfehler des Australiers, der in Q3 in den Schlussminuten in Kurve 6 das Heck seines RB13 verlor und mit dem linken Hinterreifen in die Mauer donnerte. Durch den Reifenschaden blieb Ricciardo liegen und sorgte für einen Abbruch.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Zu aggressiv: Max Verstappen beleidigte die Technik des RB13 Zoom

Er konnte somit nicht mehr in den Showdown einsteigen, aber auch Verstappen brachte das Stechen um die Pole kein Glück: Der Niederländer verlor seinen dritten Platz und wurde von den beiden Ferrari-Piloten überholt.

Doch wie ist der Red-Bull-Absturz zu erklären? Die Technik spielte Verstappen einen Streich. "Als es in Q3 in meiner letzten Runde drauf ankam, war ich drei Zehntel schneller als in der Runde davor, ehe die Getriebesynchronisation versagte", schildert der 19-Jährige, der mit dem Kurs in Baku hervorragend zurechtkommt. "So habe ich auf den Geraden viel Zeit verloren. Das schmerzt sehr, und wir müssen das in den Griff kriegen, denn das sollte eigentlich nicht passieren."

Randstein zu hart erwischt: Verstappen löst Technikpanne aus

Ein Blick auf die Sektorzeiten bestätigt Verstappens Aussagen: Nachdem er bis zur Unterbrechung im ersten Sektor eine persönliche Bestzeit von 35,932 Sekunden stehen hatte, blieb die Uhr im Endspurt bei 35,751 stehen. Damit war er zwar um rund vier Zehntel langsamer als die Mercedes, aber etwas schneller als beide Ferrari-Piloten. Doch im zweiten Sektor verlor er plötzlich vier Zehntel auf seine Bestmarke in der Runde davor.

Da er auch im Schlusssektor noch einmal eine Zehntel liegen ließ, konnte er sich im Gegensatz zur Konkurrenz nicht verbessern und wurde durchgereicht. "Eigentlich hätten wir Dritter sein müssen", klagt Verstappen, der nicht zum ersten Mal in dieser Saison unter einer versagenden Getriebesynchronisation leidet: Bereits im dritten Training in Bahrain trat das Problem auf.

Max Verstappen

Max Verstappen wurde in den Schlussminuten durchgereicht Zoom

Doch während er der Technik die Schuld gibt, sieht Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko diesmal einen Zusammenhang mit dem Fahrstil seines Schützlings. "Bis zur Kurve 7 hat eigentlich alles gut funktioniert, aber dort hat Max leider den Randstein zu hart erwischt", verrät der Österreicher gegenüber 'Sky'. "Dann ist das Getriebe in den Sicherheitsmodus gegangen, er hatte kein Quickshift mehr. Hinten hinaus hat er alles verloren. Also vom Speed her war zumindest Platz drei drin."

Defektteufel verfolgt Verstappen in Baku

Überhaupt erlebte Verstappen einen schwierigen Samstag: Im dritten Freien Training rollte der Red-Bull-Pilot zehn Minuten vor Schluss mit einer kaputten Kupplung aus, nachdem ihm das Team per Funk immer wieder mitgeteilt hatte, die Motoreneinstellungen zu ändern. Nach einer langen Suche in der Mittagspause fand man die Ursache: ein Hydraulikleck. Der RB13 Verstappen wurde gerade noch rechtzeitig für das Qualifying fertig.

"Das Problem im dritten Training war natürlich nicht ideal", meint der Red-Bull-Youngster. Aber auch vor dem Q3 lief sein Bolide nicht klaglos. "In Q2 hatte ich ein paar Probleme, wenn ich mit dem Motor ans Limit ging. Es gab Motoraussetzer", offenbart er. Ähnlich wie im dritten Freien Training versuchte man, Verstappen per Funkanweisungen zu einer Lösung zu führen.

Marko hatte vor dem Qualifying noch gehofft, Mercedes herausfordern zu können. Das revidiert er aber nachträglich. "Ich habe unterschätzt, dass Mercedes nach wie vor in Q3 das Dampfrad dreht und dann unglaubliche PS-Überschüsse erreicht", stellt er klar. Obwohl die Startposition für Red Bull nicht optimal sind und man im Vorjahr in Baku kaum Überholmanöver sah, sehen Marko & Co. keineswegs schwarz.

Warum Red Bull weiter an ein starkes Rennen glaubt

"Max ist ein guter Starter", verweist Red Bulls Motorsportkonsulent auf dessen Blitzstart in Montreal. "Die Ferrari sind dieses Jahr nicht so gut, also hoffe ich, dass das diesmal ohne Berührung abläuft." In Kanada rasierte der Niederländer bekanntlich Sebastian Vettel den Frontflügel ab.

Und obwohl Mercedes und Ferrari besser motorisiert sind, sieht er auch in den Zweikämpfen eine Chance: "Man kann hier überholen - mit DRS gilt das auch für uns. Es ist also noch nicht alles verloren." Dazu kommt, dass Red Bull am Freitag bei den Longruns aufzeigte und auf Mercedes-Niveau war. Und die Silberpfeile sollten im Rennen ihre Antriebseinheiten nicht so aufdrehen können wie in Q3: "Ich glaube nicht, dass Mercedes im Rennen diesen Speed gehen kann."

"Ich glaube nicht, dass Mercedes im Rennen diesen Speed gehen kann." Helmut Marko

Zumal Renault beim Motor mit dem Software-Update tatsächlich einen Schritt nach vorne gemacht hat, wie Verstappen bestätigt: "Man merkt, dass wir etwas mehr Leistung haben. Natürlich will man immer mehr, aber wir haben auf den langen Geraden definitiv einen Schritt nach vorne gemacht."

Marko ist sicher, dass die Reifen der Schlüssel zum Sieg sein werden. "Im Vorjahr war der Verschleiß gering, aber ich glaube, dass wir im Rennen doch einen anderen Speed sehen werden. Und wenn einer mit viel Gewicht voll fährt, gibt es vielleicht Überraschungen. Wir hoffen immer noch auf ein Podium."