Hülkenberg: "Deutschland ist ein bisschen erfolgsverwöhnt..."

Renault-Pilot Nico Hülkenberg sinniert über die anhaltende Formel-1-Flaute in Deutschland: Sind die Fans durch Schumacher und Vettel einfach übersättigt?

(Motorsport-Total.com) - Der Deutschen Lieblingssportart ist seit eh und je Fußball. Millionen Fans schalten Samstagabend ein, um die Höhepunkte von Bayern, Dortmund & Co. zu bestaunen - und das seit Jahren unverändert. Andere Sportarten haben es in Deutschland schwer und kommen höchstens in Wellen mal zum Aufschwung. Tennis ist nach den Erfolgen von Boris Becker und Steffi Graf so ein gutes Beispiel - oder aber auch die Formel 1.

Titel-Bild zur News: Fans

In Hockenheim sahen die Tribünen auch beim Training schon voller aus... Zoom

Noch vor einigen Jahren waren die Straßen am Sonntagnachmittag wie leergefegt, weil alle Michael Schumachers Triumphe bei Ferrari sehen wollten. Eigentlich ist Deutschland immer noch das Maß aller Dinge, wie fünf WM-Titel in den letzten sieben Jahren beweisen, doch Spitzeneinschaltquoten erzielen RTL und Sky schon längst nicht mehr - da helfen auch Sebastian Vettel und Nico Rosberg nur bedingt weiter.

Doch warum das Interesse in Deutschland abgeebbt ist, ist die Frage. Renault-Pilot Nico Hülkenberg kann sich vorstellen, dass die langfristigen Erfolge vielleicht sogar ein bisschen viel waren: "Ich denke, dass Deutschland im Motorsport ein bisschen erfolgsverwöhnt ist", erklärt er gegenüber 'meinsportradio.de'. "Wir hatten immer Weltmeister und erfolgreiche Fahrer dabei."

Zwar gehört er selbst seit Jahren zum Etablissement, doch Erfolge hat der Emmericher in seiner Zeit bei Williams, Sauber und Force India nicht wirklich einfahren können. Doch dafür waren nach Schumacher andere verantwortlich: Sebastian Vettel fuhr zwischen 2010 und 2013 vier Titel in Folge für Red Bull ein, zudem waren Schumacher und Rosberg zusammen mit Mercedes eine Art deutsches Nationalteam.


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Deutschland

Seit der neuen Hybrid-Ära teilte sich Rosberg mit Teamkollege Lewis Hamilton dann die Siege und WM-Kronen auf - zu viel des Guten? "Die Leute sind vielleicht ein bisschen gesättigt, weil sie es viele Jahre gesehen und mitgemacht haben. Jetzt wird es vielleicht ein wenig selbstverständlich", urteilt Hülkenberg über die anhaltenden Erfolge, die auch zur Flaute mitgeführt haben könnten.

Zuletzt waren auch die Grands Prix am Hockenheimring oder Nürburgring weit weg von ausverkauft - und das obwohl man sich schon nur noch ein Rennen pro Jahr geleistet hat. 2017 findet zum zweiten Mal nach 2015 überhaupt kein Rennen auf deutschem Boden statt, was Hülkenberg ziemlich schade findet: "Ich mag eigentlich beide Strecken gerne", sagt er. "Die letzten beiden Grands Prix waren immer in Hockenheim, von daher hätte ich den Nürburgring schon ganz gerne mal wieder gesehen."

Michael Schumacher, Sebastian Vettel

Die Fans in Deutschland wurden durch Schumacher und Vettel verwöhnt Zoom

Doch was nicht ist, kann ja in Zukunft wieder kommen. Der neue Formel-1-Eigentümer Liberty Media hatte bereits erklärt, dass Deutschland eigentlich Teil des Formel-1-Kalenders sein muss. Doch um mehr Fans an die Strecke zu locken, muss dann wohl noch einiges passieren. Vielleicht hilft ja frisches Blut dafür, einen neuen Boom auszulösen. Vielleicht ein Mick Schumacher? "Ich kann mir gut vorstellen, dass das passieren könnte", sagt Hülkenberg.