Gerard Lopez: Sind mit Lotus nicht gescheitert

Der ehemalige Teambesitzer Gerard Lopez erklärt die Hintergründe, Erfolge und Schwierigkeiten des Formel-1-Abenteuers mit Lotus

(Motorsport-Total.com) - Retten und gerettet werden - so ungefähr lässt sich die Geschichte des Lotus-Teams zwischen 2010 und 2015 zusammenfassen. Die Mannschaft aus Enstone musste 2015 einen schmerzhaften Niedergang verkraften, hat zuvor aber auch erfolgreiche Zeiten in der Formel 1 erleben dürfen. Der ehemalige Teambesitzer Gerard Lopez erklärt nun, warum an seinem Königsklassen-Projekt nicht alles schlecht war und wie es doch zu Ende gehen musste. Er sagt: "Ich bin mit Lotus nicht gescheitert."

Titel-Bild zur News: Cyril Abiteboul. Gerard Lopez

Gerard Lopez (rechts) will sich keine Königsklassen-Niederlage eingestehen Zoom

"Als wir das Team übernommen haben, haben wir 40 Millionen Euro investiert, um die Schulden zu tilgen und damit 450 Jobs gerettet", betont er gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. "Das Team hatte keine Sponsoren und wir konnten viele dazu gewinnen. Als wir aber ein operatives Gleichgewicht geschaffen hatten, explodierten die Kosten und die Sponsoren wanderten wieder ab."

Ende 2009 hat sich Lopez mit seiner Investmentfirma Genii Capital der Trümmer des damaligen Renaults-Teams angenommen. Das Werksteam, dass 2005 und 2006 noch Titel holen konnte, war durch das Crash-Gate 2008 und die Weltwirtschaftskrise am Ende. Ab der Saison 2011 nahm der luxemburgisch-spanischer Unternehmer einen Namensstreit in Kauf und ließ das Team als Lotus antreten.

Mit Star-Pilot Kimi Räikkönen an Bord ging es 2012 vielversprechend voran. Das Team belegte zwei Jahre hintereinander Platz vier unter den Konstrukteuren, holte in der Zeit zwei Siege und 22 Podiumsplatzierungen. Mit der neuen Turbo-Ära geriet man 2014 aber wieder zunehmend in Schwierigkeiten. Die Ergebnisse blieben aus - wie auch die Gehälter der Mitarbeiter.

2015 kam es dann zu offensichtlichen Engpässen. Da konnten Fahrerlager-Gebäude nicht bezogen werden, weil sie nicht bezahlt waren und Gläubiger hielten die Teamtrucks auf, um ihre Schulden einzufordern. Angeblich musste Formel-1-Boss Bernie Ecclestone aushelfen. "Bernie hat nichts aus seiner Tasche bezahlt", stellt Lopez jedoch klar. "Er hat die TV-Gelder ausgeschüttet. Lotus hatte Anspruch auf dieses Geld und es wurde auch dazu verwendet, die Gehälter zu bezahlen."

Aber so konnte es nicht weiter gehen. Nach langem Hin und Her entschloss sich Renault schließlich für die Übernahme und das Comeback als Werksteam. "Wir hätten einfach hinwerfen können", so Lopez, "aber wir haben uns dazu entschlossen, zu verkaufen und damit 540 Arbeitsplätze zu sichern." Und komplett heruntergewirtschaftet habe er das Team auch nicht: "Als wir an Renault verkauft haben, hatte das Team keine Schulden bei Zulieferern. Es gab 130 Millionen Euro Schulden, aber die sind auf die Aktionäre zurückzuführen."