Villeneuve: Kwjat hat den Toro-Rosso-Platz nicht verdient

Jacques Villeneuve kann die Entscheidung für Daniil Kwjat nicht verstehen, während der geschasste Pierre Gasly geschockt ist: Der Franzose will es Red Bull nun zeigen

(Motorsport-Total.com) - Mit der Ankündigung, Daniil Kwjat in der Formel-1-Saison 2017 eine weitere Chance bei Toro Rosso zu geben, hat Red Bull viele überrascht - allen voran Pierre Gasly. Der Franzose hatte sich gute Chancen auf den Platz an der Seite von Carlos Sainz ausgerechnet, nachdem Kwjat durch seine Degradierung von Red Bull ein wenig in Ungnade gefallen zu sein schien und Leistung vermissen ließ.

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat

Daniil Kwjat darf seinen Platz behalten - zu Unrecht, findet Jacques Villeneuve Zoom

In den vergangenen Wochen legte der Russe jedoch wieder zu und wurde mit der Vertragsverlängerung belohnt. "Mit 21 Jahren ist es zu früh, Daniil komplett abzuschreiben. Es ist die richtige Entscheidung, ihm eine weitere Chance zu geben. Er wird das Ruder wieder herumreißen", betont Red-Bull-Teamchef Christian Horner, warum man diese Wahl so getroffen hat.

Des einen Freud, des anderen Leid: Pierre Gasly muss sich damit voraussichtlich von seinem Formel-1-Traum vorerst verabschieden und ist entsprechend geschockt: "Ich kann ihre Entscheidung nicht verstehen. Besonders da ich lange mit Helmut (Marko; Anm. d. Red.) gesprochen habe, er mir aber keine Gründe genannt hat", ist der Franzose ernüchtert. "Eigentlich sah alles gut aus, aber dann ging alles innerhalb von zwei, drei Tagen sehr schnell - ich weiß nicht, was passiert ist", so Gasly.

Wie geht es mit Pierre Gasly weiter?

"Ich bin wirklich enttäuscht", sagt der aktuelle Gesamtzweite der GP2-Serie, will aber nach vorne blicken: "Wir haben einen Kampf verloren, aber nicht den ganzen Krieg." Wie es mit dem 20-Jährigen 2017 weitergeht, ist unklar. Gewinnt er in Abu Dhabi den GP2-Titel gegen seinen Teamkollegen Antonio Giovinazzi, dann darf er nicht noch einmal in der höchsten Nachwuchsklasse antreten. Doch das Ziel ist ohnehin die Formel 1.

Pierre Gasly, Helmut Marko

Pierre Gasly kann die Entscheidung von Helmut Marko nicht nachvollziehen Zoom

Laut Horner bleibt Gasly auf jeden Fall bei Red Bull an Bord und wird zumindest Test- und Ersatzfahrer bleiben. "Wir schätzen ihn immer noch sehr. Er durfte in der vergangenen Woche den Reifentest fahren, so sehr schätzen wir ihn", streut er seinem Schützling Rosen und stellt Gasly eventuell ein anderes Cockpit in Aussicht: "Wenn sich für ihn die richtige Möglichkeit eröffnet, dann könnten wir in Erwägung ziehen, ihn dafür freizugeben", so der Brite.

Villeneuve: Kwjat hat sich nicht verbessert

Überrascht von der Entscheidung Red Bulls, Daniil Kwjat zu behalten, ist auch Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve. Auch der Kanadier kann nicht nachvollziehen, wieso man weiter auf den Russen setzen wird: "Seine Resultate empfehlen ihn eigentlich nicht für einen Verbleib in der Formel 1. Seit er wieder bei Toro Rosso ist, hat er sich überhaupt nicht verbessert", urteilt der Kanadier. "Stattdessen wird er von Sainz gebügelt. Er befindet sich nicht auf dem Niveau."

"Es muss also einen Grund geben, wieso sie ihn für gut für das Team halten", sagt er weiter. "Vielleicht arbeitet er supergut und hilft bei der Entwicklung des Autos. Das können wir von außen nicht sehen." Was Villeneuve aber sehen kann, ist, dass Toro Rosso für die beiden Piloten eine Sackgasse ist. Einen Aufstieg zu Red Bull sieht er in den nächsten Jahren nicht kommen, weil das Team mit Daniel Ricciardo und Max Verstappen zufrieden sei. "Sie werden zu einem Ruhestands-Team", sagt er über Toro Rosso.


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Red Bull: Lieber Kwjat als Gasly

Carlos Sainz sieht die Wahl seines neuen und alten Teamkollegen derweil pragmatisch: "Ich muss die Entscheidung von Red Bull respektieren", sagt der Spanier, ist aber zufrieden damit: "Ich kenne Daniil schon sehr lange und freue mich für ihn. Er hat das verdient", lobt er und sieht die Beziehung untereinander auf einem guten Weg.

Auf diesem sieht Horner auch Kwjat wieder und verteidigt die Red-Bull-Entscheidung: "Wir fanden, dass es besser sei, Daniil den Platz zu geben, als ihn Pierre zu diesem Zeitpunkt zu geben", so der Brite. "Daniil ist ein guter, junger Fahrer. Er hatte in diesem Jahr eine harte Zeit, was besonders mental ziemlich schwierig für ihn war."


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Nun könnte sich die Situation als mental schwierig für Gasly erweisen, der den Rückschlag erst einmal wegstecken muss. Doch der Red-Bull-Junior ist davon überzeugt, dass ihn das nur noch stärker machen werde. Er habe nun noch mehr Motivation geschöpft, um den GP2-Titel zu gewinnen und Red Bull zu zeigen, was er drauf hat. Er sagt selbstbewusst: "Ich werde ihnen beweisen, dass sie die falsche Entscheidung getroffen haben."

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