Understatement? Pascal Wehrlein fühlt sich unbeobachtet

Pascal Wehrlein will sich in seinem ersten Jahr in der Königsklasse präsentieren, hat aber nicht das Gefühl, dafür bei Manor im richtigen Cockpit zu sitzen

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem zehnten Platz in Spielberg und dem damit erreichten WM-Punkt machte Pascal Wehrlein beim Grand Prix von Österreich große Schlagzeilen für ein kleines Team. Aber der 21-Jährige will mehr. Als Mercedes-Schützling in die Königsklasse gekommen, strebt er nach einem möglichst schnellen Aufstieg. Dabei ist sich Wehrlein aber nicht sicher, ob er sich beim Hinterbänklerteam Manor ausreichend empfehlen kann. "Es ist schwierig aufzufallen", klagt er. Dabei war der amtierende DTM-Champion mit Vorschusslorbeeren in sein Rookiejahr gestartet und hat von Beginn an Ausrufezeichen setzen können.

Titel-Bild zur News: Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein würde seine Fähigkeiten gerne besser unter Beweis stellen Zoom

"In erster Linie ist das eine riesige Chance und diese Chance muss ich natürlich auch nutzen", zeigt sich Wehrlein im Interview mit der 'DPA' dankbar gegenüber seinem Arbeitgeber. "Das Problem ist aber, dass man mit Manor nur schwer auffallen kann. Wenn man das Österreich-Wochenende komplett vergisst, dann bleibt nicht viel als wirkliches Highlight. Ist es ein Highlight, wenn ich 18. bin?"

Aufgefallen ist Wehrlein schon einmal. Als 14-Jährige wurde er im Kartsport bereits für Mercedes interessant, in den ADAC-Formel-Masters empfiehl er sich dann endgültig und stieg 2013 als bis dahin jüngster Fahrer in die DTM ein - 2015 folgte dann schon der Titel. Danach profitierte er davon, dass Mercedes Partner des zuvor kurz vor dem Ruin gestandenen Manor-Teams wurde - er erhielt eines der raren Formel-1-Cockpits.

Und schon allein wegen des Fakts, dass er als Mercedes-Junior in die Königsklasse einzog, für die Silberpfeile nebenbei auch noch als Testpilot agiert und im Allgemeinen als zukünftiger Toppilot gehandelt wird, richtete sich das Augenmerk der Öffentlichkeit auf ihn. Bereits beim Auftaktrennen in Melbourne zeichnete er sich durch seinen starken Start aus, bei dem er mehrere Plätze gut machen konnte. Bereits nach drei Rennen bekam er Sendezeit mit einem eigenen Beitrag im britischen Fernsehen. Dass er mit Manor aus eigener Kraft noch keine Mittelfeldplätze halten kann, sollte bei der derzeitigen Performance-Hackordnung klar sein.


Fotostrecke: Pascal Wehrlein: Sein Weg in die Formel 1

Wenn Wehrlein also behauptet: "Wenn das Wochenende in Österreich schlecht gelaufen wäre, dann hätte ich dieses Jahr noch keine Chance gehabt, auf mich mit einer wirklichen Sensation aufmerksam zu machen", und die Spielberg-Leistung als "eine der entscheidenden in diesem Jahr" bezeichnet, so stellt er sein Licht unter einen Scheffel. Bei Mercedes weiß man, was man an ihm hat und ein Wechsel zu einem anderen Topteam kann man ausschließen, so lange die Silberpfeile ihren Daumen auf ihrem Talent haben.

Jenson Button, Pascal Wehrlein, Felipe Nasr, Kevin Magnussen

Raketenstart: Beim Australien-Grand-Prix ging es für Wehrlein schon gut los Zoom

Force India und Williams wären als Mercedes-Kundenteams noch Alternativen für einen nächsten Schritt in seiner Karriere. "Mein Ziel und mein Traum ist es, für Mercedes zu fahren", stellt Wehrlein aber klar. "Momentan versuche ich das Beste, um dieses Ziel zu erreichen. Selbst wenn ich mit Manor keine Chance habe, Rennsiege und Podiumsplätze einzufahren, fahre ich in der Formel 1 und habe das Mercedes zu verdanken. Trotzdem habe ich schon einiges erreicht mit dem DTM-Titel im vergangenen Jahr, und dieses Jahr als Mercedes-Rookie in die Formel 1 zu kommen. Der Gipfel ist Mercedes."

Erst einmal bleiben ihm aber noch elf Rennen, in denen er auch für sich das Gefühl bekommen kann, ein gutes Zeugnis abgelegt zu haben. Dabei hofft er auf weitere Gelegenheit, die ihn nach vorne spülen.

"An den Wochenenden, an denen man eine Chance sieht, hat man natürlich deutlich mehr Druck", erklärt Wehrlein. "In Österreich habe ich schon am Freitag gemerkt, dass dieses Wochenende mehr drin sein kann als Platz 20, wenn alle ins Ziel kommen. Dann hat man extrem viel Druck, weil man weiß, man muss dieses Wochenende die Chance nutzen. Wer weiß, ob die Chance dieses Jahr noch einmal kommt."