Jolyon Palmer am Scheideweg: Stammcockpit oder Abschied

Jolyon Palmer hat keine Lust auf ein weiteres Jahr als Testpilot bei Lotus - Ohne ein Stammcockpit möchte der GP2-Champion von 2014 nicht in der Formel 1 bleiben

(Motorsport-Total.com) - Einst galt die GP2 als wertvoller Unterbau der Formel 1. Immerhin hießen die ersten beiden Champions in den Jahren 2005 und 2006 Nico Rosberg und Lewis Hamilton. In den folgenden Saisons triumphierten weitere spätere Formel-1-Piloten wie Nico Hülkenberg, Pastor Maldonado oder Romain Grosjean. Doch seit einigen Jahren ist der Wurm drin, das Konzept funktioniert nicht mehr wie gewünscht. Ein Leidtragender ist unter anderem Jolyon Palmer.

Titel-Bild zur News: Jolyon Palmer

Jolyon Palmer hat keine Lust auf ein weiteres Jahr auf der Ersatzbank Zoom

Seit 2011 schaffte kein GP2-Meister mehr den Aufstieg in die Königsklasse. Davide Valsecchi (2012), Fabio Leimer (2013) und eben auch Palmer (2014) gingen bisher allesamt leer aus. Zwar kommt der Brite in diesem Jahr als Lotus-Testpilot immerhin am Freitag zu einigen Trainingseinsätzen, ein Stammcockpit hat allerdings auch er bisher nicht erhalten.

Nun sieht sich Palmer am Scheideweg seiner Karriere. Wenn er 2016 kein Cockpit findet, wird er sich wohl zunächst einmal von der Formel 1 verabschieden. "Ich würde sagen, dass ich entweder fahre oder gar nichts mache", stellt er gegenüber 'Autosport' klar. "Ich genieße, was ich tue. Weil ich vorher nicht in der Formel 1 war, ist es großartig, dass ich das Auto so oft fahren durfte."

"Außerdem war ich bei einem Team, bei dem ich eine Menge lernen konnte. Nach einem Jahr habe ich allerdings das Gefühl, dass ich nicht mehr viel lernen kann, wenn ich die gleichen Sachen beim gleichen Team noch ein Jahr mache. Ich will im nächsten Jahr unbedingt fahren", erklärt Palmer seine Alles-oder-nichts-Einstellung in dieser wichtigen Frage.

Hängt alles an Renault?

Fakt ist: Nach dem Abschied von Romain Grosjean ist bei Lotus ein Cockpit für 2016 frei geworden. Doch obwohl Co-Teamchef Federico Gastaldi bereits erklärte, dass er sich Palmer im kommenden Jahr als Stammpiloten vorstellen kann, gibt es noch eine Menge ungeklärter Fragen. "Es gibt eine Chance. Es hängt nur davon ab, wie sich viele Dinge entwickeln", weiß auch Palmer.

Denn die große Unbekannte in der Rechnung lautet Renault. Die Franzosen wollen den Rennstall übernehmen, unter Dach und Fach ist der Deal allerdings noch nicht. Das macht es auch für Palmer schwierig. "Es ist natürlich kompliziert, weil man mit mehr als einer Partei sprechen muss", erklärt er. Denn möglicherweise hat Renault einige Vorstellungen, was den zweiten Fahrer neben Pastor Maldonado betrifft.


Fahrerbekanntgabe von Haas

"Die Jungs hier wissen, welchen Job ich erledigt habe und welchen ich erledigen kann. Ich denke, dass das Team überwiegend gleich bleiben wird, auch wenn sich das Management vielleicht ändert. Ich kann nicht mehr tun, als den Leuten hier zeigen, was ich drauf habe", sagt Palmer und erklärt: "Ich bin definitiv bereit, in der Formel 1 zu fahren. Ich werde in dieser Saison noch ein paar mal im Auto sitzen, was positiv ist."

"Ich würde sagen, dass ich entweder fahre oder gar nichts mache." Jolyon Palmer

"Für mich ist es jedes mal eine Chance zu zeigen, was ich leisten kann. Obwohl noch nichts entschieden ist, ist das eine gute Möglichkeit zu beweisen, warum ich fahren sollte", so der Brite, der momentan nur abwarten kann. Der "Fluch" der GP2-Champions scheint derweil weiterzugehen. Denn auch Stoffel Vandoorne, der in diesem Jahr wohl den Titel gewinnen wird, scheint bei der Vergabe der Cockpits für 2016 leer auszugehen.