Wachablösung trotz Podest: Ferrari nur noch Nummer 3?

In Silverstone war Ferrari hinter Mercedes und Williams nur dritte Kraft, doch bei Ferrari gibt man sich trotz der Schwächephase unbesorgt

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Silverstone standen die üblichen Verdächtigen auf dem Podest: zwei Mercedes plus ein Ferrari - zumeist Sebastian Vettel. Doch obwohl vom Ergebnis her alles wie immer scheint, war es an diesem Wochenende doch irgendwie anders. Denn von der Pace her hätte Vettel den sechsten Podestplatz in dieser Saison nicht verdient gehabt. In der Qualifikation wurde er nur Sechster, und im Rennen ging es zunächst auch erst nach hinten.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa, Sebastian Vettel

In Silverstone musste sich Ferrari hinter Williams anstellen - eigentlich Zoom

Am Ende hatte der Heppenheimer das Glück, dass er beim Regenpoker zur genau richtigen Zeit in die Box fuhr und so das eigentlich schlechte Ferrari-Wochenende noch kaschieren konnte - zum Leidwesen von Williams, die eigentlich die ganze Zeit über schneller waren. "Es ist kein Weihnachtsgeschenk", betont Vettel aber. "Santa Claus hat mich nicht in die Box gewunken und mir gesagt, in welcher Runde ich an die Box kommen soll. Es war unsere eigene Entscheidung, nicht viele haben es richtig gemacht - aber wir."

Doch auch der Heppenheimer kann die Umstände des Grand Prix einschätzen und weiß, dass Ferrari in Silverstone nicht wirklich gut ausgesehen hat. "Wir haben erwartet, stärker zu sein", gibt Vettel unumwunden zu. "Man konnte sehen, dass es für uns kein gutes Wochenende war, weil die Lücke zur Spitze einfach größer war als zuvor." Im Qualifying fehlten dem Ex-Weltmeister 1,3 Sekunden auf die Pole-Zeit von Lewis Hamilton, und im Rennen konnte man nicht mit dem Williams-Zug mithalten.

Strecke und Reifen bedingen Schwäche

Ist Ferrari also plötzlich nur noch die Nummer 3 in der Formel 1? "Es sieht so aus, als wären wir im Vergleich bei der Performance wieder etwas zurückgefallen", räumt Vettel ein, unterstreicht aber: "Ich denke nicht, dass wir einen Schritt zurück gemacht haben, wir konnten einfach nicht die richtige Richtung finden - und wenn man nicht auf 1 oder 2 ist, dann ist es ziemlich eng zwischen uns, Williams und Red Bull. Sie haben einen Schritt nach vorn gemacht - aber das passiert."

Einen generellen Trend möchte man bei Ferrari aus den Tagen in Großbritannien noch nicht ableiten. "Wir haben es doch schon mehrfach gesehen: Die Hackordnung hängt nicht unerheblich von der jeweiligen Strecke ab - und von den verwendeten Reifenmischungen", erklärt Kimi Räikkönen, der mit einer taktischen Fehlentscheidung in der Schlussphase auf Rang acht durchgereicht wurde. Auf Strecken wie Silverstone scheint der SF15-T nicht glänzen zu können.

Sebastian Vettel

Für Sebastian Vettel ist Rang drei trotz allem kein Weihnachtsgeschenk Zoom

"Auf den Geraden waren wir zu langsam, gleichzeitig auch in den schnellen Kurven nicht schnell. In Barcelona war es ähnlich", analysiert Teamchef Maurizio Arrivabene. "Es gibt Strecken, die uns liegen und welche, die uns nicht ganz so gut passen." Als Entschuldigung für die schwache Performance will es der Italiener aber nicht gelten lassen. Intern werde es Diskussionen darüber geben, zudem fordert er von seinem Team, dass die Schwächen ausgemerzt werden, anstatt immer nur auf die Stärken zu schauen.

In Ungarn wieder besser dabei?

Kimi Räikkönen macht sich derweil keine Gedanken über das Thema und will ebenfalls keinen generellen Tenor ableiten: "In Silverstone waren wir dahinter (hinter Williams; Anm. d. Red.), aber bei den kommenden Rennen wird es wieder eine andere Geschichte", ist er überzeugt. "Wir müssen zusehen, dass wir auch Streckenarten wie in Silverstone besser werden und gleichzeitig die harten Reifen besser nutzen. Daran arbeiten wir."

Womit schon das nächste Thema angesprochen wurde: die Reifen. Seit dem Jahresbeginn ist bekannt, dass Ferrari schneller ist, je weicher die Reifenmischungen sind. In Silverstone kamen allerdings die beiden härtesten Sätze, Medium und Hard, zum Einsatz, was bei der Scuderia zu Problemen geführt hat. "Das müssen wir jetzt mal in den Griff bekommen", fordert Vettel, der nicht immer von der Auswahl von Pirelli abhängig sein möchte.

Doch für die nächste Rennen stehen die Zeichen besser: In Budapest, Spa-Francorchamps und Monza wird Pirelli die Mischungen Medium und Soft mitbringen und Ferrari somit entgegenkommen. "Dadurch wird es für uns wieder etwas leichter", erwartet Kimi Räikkönen in drei Wochen wieder einen Aufwärtstrend, und auch Vettel steckt schon voll Vorfreude: "Es wird bestimmt sonnig und heiß - außerdem werden dort die weicheren Reifen verwendet, was uns hilft."


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Den Grand Prix passiv auf sich zukommen lassen will Ferrari aber nicht. "Vom Team muss auch noch etwas kommen. Ich bin sicher, das wird auch passieren", erklärt Räikkönen, während Vettel von "unerledigten Hausaufgaben" spricht. Und Teamchef Arrivabene weiß, dass man Mercedes trotz besserer Vorzeichen nicht mit Reden vom Thron stößt. "Wir können doch nicht bei der FIA anfragen, ob sie mal eine andere Podestbesetzung besorgt. Es ist unser Job, dort vorne hinein zu fahren."