Rechnungsprüfer in Sorge: Wie steht es um Force India?

Force India ist finanziell nicht auf Rosen gebettet: Nun schlägt ein Rechnungsprüfer Alarm, weil die Unterstützung eines Mallya-Unternehmens auf der Kippe steht

(Motorsport-Total.com) - Mit Caterham und Marussia hat die Formel 1 in diesen Tagen bereits zwei Teams (vorübergehend) verloren, drei andere schweben ebenfalls in finanziellen Schwierigkeiten. Sauber, Lotus und Force India haben sich bereits in Austin über die finanziellen Verhältnisse der Königsklasse beschwert und mit Streik gedroht. Eine Lösung ist aktuell noch nicht in Sicht - abgesehen von dem Kundenauto-Angebot ab 2016.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya

Auf finanzielle Probleme reagiert Vijay Mallya wie immer gelassen Zoom

Und so müssen die kleinen Teams weiterhin ums Überleben kämpfen. Vor allem bei Force India sind Finanzen immer ein kritisches Thema. Teamchef Vijay Mallya, der 42,5 Prozent vom Team besitzt, hat mit seinen anderen Firmen (wie der Fluglinie Kingfisher) immer wieder Schwierigkeiten, sodass auch über dem Nachfolger des Jordan-Rennstalls häufig Fragezeichen stehen - auch wenn Mallya selbst ein Privatvermögen von rund 600 Millionen Euro besitzen soll.

Force India selbst hat in der Saison 2013 einen Verlust von 49 Millionen Euro eingefahren. Bislang stellt Mallya seinem Team pro Jahr ein gewisses Budget zur Verfügung. Alles, was mit den Geldern von Bernie Ecclestone, Sponsoren und Fahrern nicht gedeckt werden kann, schießt er mittels zwei seiner Firmen zu: Orange India Holdings aus Luxemburg und Watson Limited. Wie aus den Bilanzen der Orange India Holdings hervorgeht, soll die Firma dem Rennstall im Jahr 2013 21,7 Millionen Euro gesponsert haben.

Doch genau dieses Sponsoring wird derzeit infrage gestellt. Laut Rechnungsprüfer John Corbishley gebe es aktuell "keine Hinweise, die bestätigen, dass Orange India Holdings SARL weiter die nötige Unterstützung von seinen Teilhabern erhält, und dass dadurch die nötige Unterstützung für Force India Formula One Team Limited verfügbar sein wird. Diese Unsicherheiten lassen eventuell starke Zweifel über die Fähigkeit des Unternehmens, weiterzumachen, aufkommen."


Fotos: Force India, Großer Preis von Brasilien, Sonntag


Force India mit höherem Verlust

Für Mallya ist das nicht die erste schlechte finanzielle Nachricht. Der Verlust des Rennstalls hat sich im Vergleich zum Jahr 2012 um 6,4 Millionen Euro erhöht, insgesamt soll Mallya seit seinem Einstieg Ende 2007 rund 252,5 Millionen Euro Verlust eingefahren haben - auch wenn die Teambilanz durch die Ausgleichszahlungen immer wieder auf Nullniveau gedrückt werden kann. "Wenn ich mich auf die vorherigen Darlehen stütze, könnte ich sagen, dass ich keine Verluste habe", erklärt Mallya gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Es ist immer eine Frage, wie man es bilanziert."

Den Geschäftsmann überrascht es, dass das Thema um die finanzielle Unsicherheit des Teams so durch die Medien geisterte, doch eine Erklärung für die Aussagen des Rechnungsprüfers hat er schon parat: "Weil es absolut Standard ist. Sie wollen in jedem Jahr einen Bericht haben", winkt er ab. "Ich und alle Teilhaber von Sahara Force India haben den Bilanzprüfern uneingeschränkte Unterstützung gewährt."

Subrata Roy

Sahara-Chef Subrata Roy sitzt derzeit hinter indischen Schwedischen Gardinen Zoom

Sollte das Standbein Orange India Holdings wegfallen, hätte der Inder zumindest mit der Watson Limited eine andere hauseigene Einnahmequelle. Und dann gibt es ja noch das Unternehmen Sahara, das wie Mallya 42,5 Prozent der Anteile am Team besitzt. "Die Sahara-Gruppe ist finanziell extrem gefestigt. Sie tragen absolut etwas bei", bestätigt Mallya, das auch von dieser Seite Einnahmen generiert werden.

Fernley wittert Panikmache

Zwar sitzt der Vorsitzende Subrata Roy seit Februar hinter Gittern, weil er Anlegern mehr als 600 Millionen Euro schuldet, doch für den Force-India-Chef ist das ein klares Fehlurteil, weil Sahara laut eigener Aussage schon das Geld der Anleger zurückbezahlt habe, der Börsenregulierer diese Zahlungen jedoch nicht verifizieren konnte. "Weil es keine Lösung dafür gibt, verstehe ich, dass das Gericht verärgert war und den Chef hinter Gitter gebracht hat", so Mallya, der betont: "Das beeinflusst aber nicht das finanzielle Standing von Sahara."

Wie lange Mallya allerdings dem Force-India-Team noch unter die Arme greifen kann, ist fraglich. Seine Kingfisher-Airline liegt an der Kette und wird aktuell nicht mehr an den zwei größten Börsen Indiens gehandelt, zudem entging er Ende Juli nur aufgrund einer Kautionszahlung dem Gang ins Gefängnis. Laut 'Financial Times' will die größte Bank des Landes, die State Bank of India, nun auch Mallyas Villa in Goa in Besitz nehmen.

"Die Sahara-Gruppe ist finanziell extrem gefestigt." Vijay Mallya

Force India besitzt laut Bericht bereits Nettoverbindlichkeiten in Höhe von 62,6 Millionen Euro, während sich das Defizit der Teilhaber auf 43,1 Millionen Euro fast verdreifacht hat. Laut Corbishley würden diese Zahlen zeigen, dass "die weitere Unterstützung der Muttergesellschaft, Orange India Holdings SARL, unterstützt von Watson Limited und Sahara Adventure Sports Limited, nötig ist, wenn das Geschäft weiterhin ein laufendes Unternehmen ist."

Doch positive Aussagen gibt es zumindest vom stellvertretenden Teamchef, Robert Fernley, zu hören: Er hält die Meldungen für "unnötige Panikmache". Fernley bestätigt die aktuellen Geschäftsvorgehen, kann daran aber nichts Verwerfliches finden: "Auf diese Weise führen wir unser Geschäft", sagt er gegenüber 'Motorsport-Total.com' "Aber das ist keine Überraschung: So haben wir es schon vom ersten Tag an gemacht - und wir sind sieben Jahre dabei."

"Das ist vermutlich Panikmache." Robert Fernley