Red Bull: Letzte Hoffnung Null-Stopp-Strategie

Das Verhalten der Pirelli-Reifen gibt den Weltmeistern Rätsel auf - Nur ein Rennen mit außergewöhnlichem Verlauf kann noch den Weg auf das Podium ebnen

(Motorsport-Total.com) - "Schwierig" war das Wort, was im Red-Bull-Lager im Anschluss an das Qualifying zum Russland-Grand-Prix in Sotschi am Samstag mit der höchsten Frequenz zu hören war. Schließlich blieben die Österreicher mit Daniel Ricciardo auf Rang sieben und elftplatzierten Sebastian Vettel hinter ihren Erwartungen zurück. "Es war klar, dass es wegen der vielen Geraden knifflig werden würde, aber es gibt ja auch viele Kurven, gerade im zweiten und dritten Sektor", erklärt der Deutsche enttäuscht.

An seinem RB10 zeigte sich nicht das von vielen Piloten beschriebene Phänomen, dass die Pneus auf der neuen Tilke-Bahn mit zunehmender Laufleistung mehr Grip generieren: "Bei mir war das nicht der Fall", wundert sich Vettel, der bei seinen Versuchen nicht zulegte und die vermeintlichen Stärken vermisste. Eine frustrierende Kombination: "Ich war auch in den Kurven nicht in der Lage, alles herauszuholen - gemeinsam mit unseren Problemen auf der Geraden nicht gerade der beste Kompromiss."

Über das gesamte Wochenende gesehen spricht Vettel dennoch von einem Auto mit ordentlichem Handling, seine Erwartungen an das Rennen sind aber gedämpft: "Das Überholen ist schwierig", blickt der Heppenheimer voraus. "Ein Podium wäre schön, aber wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird es schwierig, nach vorne zu gelangen." Diese Ansicht teilt Ricciardo, der nach einem schlechten Start ins Freie Training noch am Freitagabend "den siebten Platz gekauft" hätte.

Taktikspielchen wären für Red Bull hilfreich

Schließlich tappten seine Ingenieure lange im Dunkeln, was die richtige Herangehensweise an die Zeitenjagd betrifft: "Wir wussten nicht wirklich, was die beste Strategie sein würde. Uns war nur klar, dass wir einige Runden brauchen würden. Also haben wir in Q1 Druck, Druck und Druck gemacht, so sind die Zeiten gefallen", meint der Australier. Insbesondere in Q3 jedoch setzte sich der Trend bei Red Bull nicht so lange fort wie bei der Konkurrenz.

Der Youngster hat sich seinen Humor bewahrt: "Vielleicht machen wir morgen ja keinen Boxenstopp", scherzt Ricciardo mit Blick auf das eigenartige Verhalten der Pirelli-Pneus, hofft aber auf zwei Reifenwechsel, weil die tempomäßig unterlegenen Red Bull dann mehr Möglichkeiten hätten, ihre Defizite per Taktik zu kompensieren. Er hält das Szenario jedoch für unwahrscheinlich, wenn nicht etwa unerwartet Bläschenbildung an den Gummis auftritt.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Russland


Teamchef Christian Horner hofft, dass der RB10 im Rennen seine Steherqualitäten unter Beweis stellt: "Für beide Fahrer war es eine schwierige Session. Uns mangelt es schon das ganze Wochenende über an Tempo auf einer Runde, hoffentlich sind die Longruns besser und wir können uns nach vorne arbeiten." Der für Red Bull zuständige Renault-Ingenieur Thierry Salvi hofft, dass die Achillesferse der Saison 2014 zum Trumpf wird: "Die Zuverlässigkeit ist in dieser Phase der Saison wichtig. Das könnte sich morgen bestätigen und uns zu Punkten verhelfen", so der Franzose.