• 19.09.2014 19:28

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Antriebsentwicklung: Kleine Teams in der Zwickmühle

Eine Freigabe nützt den Renault- und Ferrari-Kunden nur dann, wenn sie dafür nicht zur Kasse gebeten werden - Chancengleichheit und Spannung als Argumente

(Motorsport-Total.com) - Selten wurde das Leistungsgefälle in der Formel 1 so stark vom Antriebspartner bestimmt wie in der Saison 2014. Wer ein Mercedes-Herz im Heck hat, ist klar im Vorteil. Mit Renault heißt es stets Daumen drücken und mit Ferrari fehlt es chronisch an Power. Klar, dass die Teams eine ganz unterschiedliche Betrachtungsweise eine möglichen Freigabe der Motorenentwicklung haben, zumal auch noch ein Gefälle zwischen den auf das Sparen bedachten Privat- und den Werksteams besteht.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Sergio Perez

Wer hat am meisten Power? Die Mercedes-Kunden haben gut gewählt Zoom

Monisha Kaltenborn macht deutlich, wie sich die Diskussion derzeit gestaltet und argumentiert als geplagter Ferrari-Kunde einerseits für die Aufhebung des so genannten "Freeze". Die Sauber-Teamchefin sagt: "Wir sehen, dass es zwischen den Antriebssträngen gewaltige Unterschiede gibt - und es geht nicht nur darum in der Formel 1. Sie spielen eine Rolle, aber die Kluft sollte nicht so groß sein. Wir unterstützen deshalb die Idee, dass die Entwicklung in gewissen Grenzen möglich sein sollte."

Momentan gestaltet sich das Technische Reglement so, dass ab dem Winter im Rahmen von Leistungspunkten modifiziert werden darf, ehe die Homologation den Fortschritten im Februar oder März wieder einen Riegel vorschiebt. Ergo bleiben Defizite in der laufenden Saison erhalten. Außerdem es ist unklar, ob sich Punkte über Entwicklungsperioden hinweg transportieren lassen. Deshalb wollen nach Informationen von 'auto motor und sport' Renault und Ferrari die Sache novellieren.

Williams fordert Waffen der Werksteams

Ihr Vorschlag soll eine Verlängerung der Entwicklungsperiode bis zum Juli oder eine komplette Aufhebung unter Beibehaltung der Punkteregelung umfassen. Doch es gibt Bedingungen dafür, wenn es nach Kaltenborn geht: "Dafür sollten nicht wir als Kunden die Kosten tragen, was im Moment jeder für selbstverständlich hält", klagt die Österreicherin und nimmt Ferrari in die Pflicht: "Der Hersteller macht das in erster Linie für sein eigenes Team. Wir als Kunden profitieren, aber dafür zahlen wir viel Geld."

Ähnlich sieht die Sache Vijay Mallya, der zudem ein Interesse daran haben dürfte, den Mercedes-Vorsprung zu konservieren: "Die Antrieb für 2014 sind ja schon viel teurer als früher. Wenn alles freigeben wäre, dann sollte das nicht auf uns abgewälzt werden", argumentiert der Force-India-Boss. "Wir würden da eher die Idee unterstützen, ein Update pro Saison innerhalb enger Grenzen zu bringen." Claire Williams ist es besonders wichtig, auch mit ihren Mitteln weiter den Silberpfeile Paroli bieten zu können.


Fotos: Großer Preis von Singapur


Entwicklung erlauben, um die Show zu verbessern?

"Als Kundenteam wollen wir die gleiche Version des Antriebs, die auch der Werksmannschaft geliefert wird", fordert die Co-Teamchefin und legt Zahlen auf den Tisch: "Wir zahlen ja rund 20 Millionen Britische Pfund (umgerechnet circa 25,3 Millionen Euro)." Mehr in der Zwickmühle sitzt Caterham: kein Geld, aber viele Renault-Probleme. "Ich glaube, jeder verdient im Leben eine zweite Chance. Warum also nicht auch Motorenhersteller?", sagt Neo-Rennleiter Manfredi Ravetto schmunzelnd.

Claire Williams

Claire Williams warnt vor einer Sonderbehandlung der Werksteams Zoom

Die oberste Maxime bleibt bei den Grünen bleibt aber der Sparkurs, den der Italiener noch nicht zu Genüge umgesetzt sieht: "Ich betone, dass wir die Kosten im Zaum halten müssen. Es gab Zeiten, da wurden 60 oder 70 Motoren im Jahr verwendet und die Rechnung fiel genauso hoch aus", so Ravetto. Von einer anderen Warte betrachten die Sache Eric Boullier, mit McLaren-Honda 2015 vielleicht mit Rundenrückstand, und Franz Tost. "Wir würden es begrüßen, wenn alle auf einem Niveau wären. Das wäre gut für die Show. Es beklagen sich viele Fans", so der Franzose. Tost stimmt zu: "Das ist fundamental wichtig, wenn sonst zwei Autos zwei Sekunden vor dem Feld fahren."