• 16.03.2014 11:24

  • von Dieter Rencken

Wolff: "Wir haben noch eine kleine Reserve"

Mercedes hat das erste Saisonrennen der Formel 1 in Australien mit Nico Rosberg gewonnen, aber laut Sportchef Toto Wolff noch nicht alle Karten aufgedeckt

(Motorsport-Total.com) - Das erste Rennen unter dem neuen Formel-1-Reglement. Und Mercedes siegt überlegen. Von der Favoritenrolle wollen die Silberpfeile aber nichts wissen, denn die Saison 2014 ist noch zu jung, als dass sich schon nach einem Grand Prix langfristige Tendenzen erkennen lassen. Und so zeigt sich Mercedes-Sportchef Toto Wolff in seiner Medienrunde in Melbourne zwar vorsichtig optimistisch, rechnet aber weiter mit der Konkurrenz. Auch wenn er zugibt, dass Mercedes noch Reserven hat.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Mercedes-Sportchef Toto Wolff hat die anderen Teams weiter auf der Rechnung Zoom

Frage: "Toto, Nico Rosberg schien ständig schneller zu sein als Daniel Ricciardo. War er schon am Limit unterwegs oder gab es da noch Reserven?"
Toto Wolff: "Ich denke, er hat Druck gemacht, als es notwendig war. Er ist sicher nicht einfach nur so herumgefahren. Ganz sicher nicht."

"Also ja: Ich würde sagen, wir haben bei der reinen Leistung noch eine kleine Reserve. Das ist aber nicht sehr viel. Und man darf nicht vergessen, wo Red Bull auf einmal herkommt. Bei den Testfahrten haben sie nur sehr wenige Kilometer hingekriegt, doch plötzlich sind sie Zweiter. Das sollte ein ziemlicher Weckruf für alle Beteiligten sein."

Frage: "Mercedes scheint etwa eine Sekunde pro Runde schneller zu sein als der Rest des Feldes. Habt ihr den Eindruck, zu Beginn des Entwicklungsrennens einen ausreichenden Puffer nach hinten zu haben?"
Wolff: "Ich denke nicht, dass man sich jemals zurücklehnen und von einem ausreichenden Puffer sprechen kann. Die Sache ist doch die: In einer normalen Saison legt man vom Beginn bis zum Ende um etwa zwei Sekunden zu."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Australien


"Mit diesen neuen Autos wird die Entwicklungskurve aber noch viel steiler ansteigen. Wenn man sich das vor Augen führt, dann kann ein Vorteil blitzschnell dahin sein. Vielleicht schon binnen weniger Rennen. Wie ich schon sagte: Wie sich einige Teams zuletzt entwickelt haben, ist wirklich phänomenal - zum Beispiel die Leistung von Red Bull."

Die Kühlung bleibt ein wichtiges Thema

Frage: "Wie lange wird Red Bull deiner Meinung nach brauchen, um die Lücke zu schließen?"
Wolff: "Nun, das weiß ich nicht. Wenn man aber bedenkt, wo sie vor zwei, drei Wochen in Bahrain waren, dann müssen wir sehr vorsichtig sein."

Frage: "Gab es bei Nico Rosberg irgendwelche Probleme mit der Zuverlässigkeit? Musstet ihr euch im Rennen mit irgendeinem Problem auseinandersetzen?"
Wolff: "Nein. Es gab ein kleines Problem beim Reifenwechsel, als ein kleines Kohlefaser-Teil abfiel. Abgesehen davon - wir klopfen auf Holz -, traten keine Probleme mit der Zuverlässigkeit auf."

Frage: "Wird das Rennen in Malaysia noch einmal eine Spur härter, weil dort die Temperaturen insgesamt noch viel höher sind? Anscheinend gibt es dort gerade auch noch eine Hitzewelle..."
Wolff: "Auch noch? Das ist nicht gut. Ich denke, derzeit kämpfen alle Teams noch mit der Kühlung. Und wir stellen bei jedem Test und jedem Rennwochenende fest: Es ist eine viel größere Herausforderung als gedacht. Malaysia dürfte eine ziemlich große Herausforderung für die Kühlung werden."

Wolff weist die Favoritenrolle von Mercedes

Frage: "Seht ihr euch nun in der Rolle der Favoriten oder ist es noch immer offen?"
Wolff: "Nun, wir hatten gerade erst das ersten Saisonrennen. Wir haben es gewonnen. Das Tempo schien in Ordnung zu sein. Aber es wäre wohl etwas verfrüht, schon nach diesem ersten Rennen die Favoritenrolle zu definieren."

Frage: "Wie siehst du die Leistung von Williams an diesem Wochenende? Könnte sich dieses Team zu eurem schärfsten Rivalen entwickeln?"
Wolff: "Ja. Wenn man das Tempo bedenkt, das Valtteri (Bottas; Anm. d. Red.) vor seinem Mauerkuss anschlagen konnte."

"Es wäre etwas verfrüht, schon nach diesem ersten Rennen die Favoritenrolle zu definieren." Toto Wolff

"Danach stand sein Lenkrad sicher nicht mehr ganz gerade, aber er war trotzdem sehr schnell. Wenn sie ein normales Rennen gehabt hätten, also ein besseres als dieses, und sich besser qualifiziert hätten, dann hätten sie durchaus einen Podestplatz erzielen können. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Podestplatz drin gewesen wäre."

Frage: "Wie geht es nun weiter, speziell bei der Entwicklung des Antriebsstrangs und dessen Software? Was ist die größte Herausforderung beim Sicherstellen der Zuverlässigkeit?"
Wolff: "Das Gute ist: Wir pflegen eine sehr enge Zusammenarbeit mit unserer Motorenabteilung. Es ist nicht so, dass man nur an der Zuverlässigkeit arbeitet und nicht an den anderen Bereichen."


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"Die Sache ist sehr eng verknüpft und die Angestellten arbeiten gut zusammen. Klar: Wir müssen weiter an der Zuverlässigkeit arbeiten. Andererseits müssen wir aber auch die Leistung verbessern, dem Auto mehr Abtrieb verleihen, die Systeme überprüfen. Auch die Kühlung gilt es zu optimieren. Wir müssen einfach das Gesamtpaket verbessern."

"Wir müssen einfach das Gesamtpaket verbessern." Toto Wolff

Frage: "Es scheint an diesem Wochenende eine Kontroverse über die Durchflussrate zu geben. Betrifft das auch Mercedes? Gibt es da etwas, was euch Sorgen bereitet?"
Wolff: "Nein. Ich denke, alle Systeme müssen einfach nur zusammen funktionieren. Die FIA kontrolliert natürlich die Durchflussrate und überprüft alle Teams. Da gibt es aber keine Kontroverse. Es ist vielmehr ein 'Learning by Doing' zwischen der FIA und den Teams. Da gibt es keine Probleme."

Frage: "Gibt es andere entscheidende Bereiche, in denen man vielleicht auch erst noch Erfahrungen sammeln muss?"
Wolff: "Nein. Die Messgeräte zur Überprüfung der Durchflussrate sind von der FIA vorgegebene Einheitsteile, die ins Auto integriert werden müssen. Wenn es da also einen Ausschlag gibt, muss man sich das anschauen. Das ist der Lernprozess, in dem die Teams die FIA unterstützen und umgekehrt."