• 07.03.2014 15:37

Die Angst vor dem Ausfall: Zuverlässigkeit im Fokus

Zuverlässigkeit ist an der Schwelle zur Formel-1-Saison 2014 wichtiger denn je: Welche Komponenten im Auto in diesem Jahr besonders gefährdet sind

(Motorsport-Total.com) - Zwei Strecken, zwölf Tage, tausende von Kilometern. Die Wintertests boten einen ersten Eindruck der neuen Formel 1 im Jahr 2014, aber Melbourne wird der erste Härtetest. Dort starten erstmals 22 V6-Hybridfahrzeuge gleichzeitig auf einer Strecke. Dabei müssen sich die Teams daran gewöhnen, zum ersten Mal zwei dieser revolutionären Autos einzusetzen - und das in einem viel kleineren Zeitfenster. Zudem müssen die Fahrer zum ersten Mal eine Renndistanz unter den Augen ihrer Gegner zurücklegen.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Zum Haareraufen: Nicht jedes Auto schaffte es beim Testen bis ins Ziel... Zoom

Die Wintertests haben bereits gezeigt, dass es eine enorme Herausforderung ist, ein Formel-1-Auto der 2014er-Generation einzusetzen. Diese Herausforderung wird nun verdoppelt, indem zwei Fahrer ein konkurrenzfähiges, zuverlässiges Auto benötigen. Jedes Team muss absolut auf den Punkt genau vorbereitet sein, um die Autos effizient und fehlerfrei einzusetzen. An diesem Punkt kommt die Erfahrung innerhalb eines Teams zum Tragen. Die Vorgeschichte in Melbourne lässt dabei eine hohe Ausfallquote erwarten.

Von den vergangenen zehn Auftaktrennen wurden acht im Albert Park und zwei in Bahrain ausgetragen. Auf letzterer Strecke fanden in diesem Jahr zwei der drei Wintertests statt. Von diesen zehn Grands Prix gab es in fünf mindestens eine Safety-Car-Phase. Gleichzeitig gab es 62 Fälle, in denen ein Auto im Endergebnis "nicht gewertet" wurde.

62 Ausfälle in den letzten zehn Auftaktrennen

Exakt die Hälfte dieser 62 Ausfälle waren auf mechanische Defekte zurückzuführen - das ergibt einen Durchschnitt von etwas mehr als drei Autos pro Rennen. Zwölf dieser 31 mechanisch bedingten Ausfälle hatten den Motor (sieben) oder das Getriebe (fünf) als Ursache. Diese beiden Komponenten stehen auch unter dem neuen 2014er-Reglement im Fokus. Die Hydraulik (fünf) und die Kraftübertragung (drei) sind die nächsten Ausfallursachen auf der Liste - auch diese stehen in direkter Verbindung zur komplexen "Power Unit", dem Antriebsstrang.


Fotostrecke: So funktioniert ERS

Jedes System des Antriebsstrangs - vom Verbrennungsmotor über den Turbo bis zum ERS - ist so eng miteinander verbunden, dass ein Problem mit einer dieser Komponenten die Performance des gesamten Autos grundlegend beeinflussen wird. Hinzukommen ein komplett neues Getriebedesign, ein "Fly-by-Wire"-Bremssystem und deutlich erhöhte Kühlungsanforderungen.

Wenn man zudem das geringere, aber dennoch vorhandene Risiko eines Defekts einer von tausenden "bekannten" Komponenten hinzurechnet, erscheint das Erreichen der Zuverlässigkeit ein schwieriges Unterfangen zu sein. Schon immer galt, dass ein Fahrzeug nur so stark ist wie die Summe seiner Bestandteile. Doch in dieser Saison gilt dies umso mehr.

13.000 Testkilometer weniger als noch 2013

Diesen Herausforderungen gerecht zu werden ist die Philosophie der Formel 1. Die bevorstehende Aufgabe scheint größer denn je zuvor zu sein, aber Innovationen und Spitzentechnologien stellen das Herz der Formel 1 dar. Seit Jahrzehnten gehen die Ingenieure an die Grenzen der Performance, holen das absolute Maximum aus der ihnen zur Verfügung stehenden Technologie heraus und erforschen neue Entwicklungsmöglichkeiten auf der Suche nach der automobilen Perfektion.

Die Verbindung von Hybridtechnik und Motorsport reicht beispielsweise bei Mercedes-Benz über ein Jahrhundert zurück. Erste Experimente von Daimler Chefingenieur Wilhelm Maybach in den frühen 1900er-Jahren befassten sich mit einer Kombination eines Benzinmotors mit alternativen Technologien. Kurz darauf entstand dank Chefingenieur Ferdinand Porsche das erste Hybridfahrzeug des Unternehmens, der Mercedes Mixte.


Fotos: Testfahrten in Sachir


Während der Wintertestfahrten legten alle Teams gemeinsam an zwölf Testtagen fast 37.000 Kilometer zurück. Das entspricht 74 Prozent der Gesamtzahl des vorangegangenen Winters 2013 (rund 50.000 Kilometer), die noch mit den etablierten V8-Motoren erzielt wurde, und ist angesichts der Größenordnung der Regeländerungen eine beachtliche Leistung.

Ein Rennwochenende ist natürlich eine ganz andere Situation - die Prinzipien bleiben jedoch gleich. Die treibende Kraft hinter dem Reglement für 2014 ist die Effizienz. Aber um diese zu erreichen und damit die Performance zu maximieren, ist die Zuverlässigkeit jeder Fahrzeugkomponente entscheidend.