Vier Titel en suite: So wird Vettel historisch eingeordnet

Die Ex-Weltmeister Niki Lauda, Alain Prost und Jackie Stewart sowie Experte Marc Surer versuchen sich in einer Einordnung der Errungenschaften Sebastian Vettels

(Motorsport-Total.com) - Im Alter von nur 26 Jahren ist Sebastian Vettel bereits vierfacher Formel-1-Weltmeister. Mehr noch: Er ist in der über 60-jährigen Geschichte der Königsklasse der erste Fahrer, dem direkt nach dem ersten Titelgewinn drei weitere gelungen sind.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel: Wie weit geht es für ihn in den Rekordlisten noch nach oben? Zoom

Angesichts der Tatsache, dass der Deutsche alle seine Titel am Steuer von Red-Bull-Boliden herausgefahren hat, stellt sich die Frage, ob er nur dank seines starken Autos derart auftrumpfen konnte. "Ich denke, so war es immer", blickt Vettel auf die Vergangenheit zurück und nennt Beispiele: "Als Lewis (Hamilton) in der Saison 2008 seinen Titel gewann, tat er das in einem starken Team gegen starke Fahrer. Gleiches gilt für Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) in den Jahren 2005 und 2006. Selbst vor 20 oder 30 Jahren war es so."

Muss Vettel also das Team wechseln, um es seinen Kritikern endgültig zu beweisen? "Es wäre sicherlich falsch, von Red Bull wegzugehen, wenn der Chefdesigner weiterhin Adrian Newey heißt", rät 'Sky'-Experte Marc Surer dem vierfachen und amtierenden Weltmeister von einem Abschied aus Milton Keynes ab und unterstreicht: "Newey ist der erfolgreichste Designer aller Zeiten. Solange er da ist, sollte Vettel bleiben. Sonst macht er einen Fehler."

Lauda: Zeit für einen Titel ohne Red Bull

Irgendwann aber müsse Vettel zeigen, dass er auch mit einem anderen Auto Weltmeister werden kann. "Dazu hat er aber mit seinen 26 Jahren noch etwas Zeit", meint Surer. Der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda stimmt zu und hofft darauf, dass Vettel irgendwann die Fronten wechselt.

"Es ist leichter, so etwas im gleichen Auto, mit der gleichen Mannschaft zu reproduzieren, die immer das beste Auto hat." Niki Lauda

"Es ist leichter, so etwas im gleichen Auto, mit der gleichen Mannschaft zu reproduzieren, die immer das beste Auto hat", sagt der Österreicher gegenüber 'RTL' und betont: "Ich will den viermaligen Weltmeister nicht schmälern, aber ich selbst bin dreimal Weltmeister geworden, zweimal auf Ferrari, einmal auf McLaren. Prost hat auch nicht alle vier Titel mit einem Auto gewonnen. Das heißt, das waren immer unterschiedliche Konstellationen."

"Nichtsdestotrotz ist für mich Sebastian für die heutige Zeit der größte Rennfahrer aller Zeiten, weil er uns immer wieder zeigt - mit all den Vorteilen, die er mit seinem Auto hat -, wie er sich kontinuierlich immer wieder weiterentwickelt. Wenn er das so weitermacht, kann er einer von denen werden, die die meisten WM-Titel gewonnen haben", ist Lauda überzeugt.

Frankreichs Formel-1-Legende Alain Prost - genau wie Vettel vierfacher Weltmeister - traut dem amtierenden Champion sogar zu, irgendwann die absoluten Bestmarken auszulöschen. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Sebastian nun auch Michaels Rekorde knacken will. Und er wird es schaffen. In der Öffentlichkeit erscheinen seine Erfolge als normal. Das ist sehr schade. Denn für ihn ist jeder Sieg hart erarbeitet und etwas Spezielles", so Prost gegenüber 'Auto Bild motorsport' (Jetzt abonnieren!).

Während Lauda und Prost WM-Titel Nummer vier für Vettel noch lange nicht als das Ende der Fahnenstange betrachten, tut sich Surer mit einer historischen Einordnung der Errungenschaften des amtierenden Weltmeisters schwer: "Michael Schumacher war in seiner Ära unschlagbar. Vettel ist es jetzt. Dann gab es Ayrton Senna und Juan Manuel Fangio, der fünf Titel in sehr kurzer Zeit geholt hat. Ich weiß nicht, wie erfolgreich Vettel mit seinen Fähigkeiten als Rennfahrer in früheren Zeiten gewesen wäre. Im Moment ist er der Beste."


Fotostrecke: Stimmen zu Vettels viertem Titel

Der dreifache Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart sieht es ähnlich. "Er ist der reifste 26-Jährige, den ich jemals in der Formel 1 gesehen habe", lobt der Schotte gegenüber 'Sky' und hält in Bezug auf Vettels viertes Titeljahr fest: "Er hatte nur eine Panne in dieser Saison, als ihm gesagt wurde, er solle hinter Webber bleiben und er sich nicht daran gehalten hat. Das war ein leichtes Anzeichen für Unreife, aber ich bin mir sicher, dass er daraus gelernt hat. Er lernt seine Lektionen sehr schnell, deswegen wird es für alle anderen schwer werden, ihn zu schlagen. Diese Saison hat er dominiert."

Wegen Pirelli: Webber sieht schwarz für die Vettel-Konkurrenz

Vettels langjähriger Red-Bull-Teamkollege Mark Webber, der sich zum Ende der laufenden Saison aus der Formel 1 zurückzieht, hat schlechte Nachrichten für die Konkurrenz parat. "Seb ist vor allem in langsamen Kurven sehr stark und er ist der Meister der Pirelli-Reifen", stellt der Australier gegenüber 'Daily Mail' die Qualitäten Vettels heraus und hält in diesem Zusammenhang fest: "Dass Pirelli bleibt, ist für die anderen Fahrer eine Hiobsbotschaft."

Sebastian Vettel

Vettel hat laut Mark Webber allen Grund, sich bei Pirelli zu bedanken Zoom

Ist somit tatsächlich alles angerichtet für einen Durchmarsch Vettels zu weiteren WM-Titeln? Für den Großteil unserer Leser von 'Motorsport-Total.com' ist der vierfache und amtierende Champion schon jetzt der größte Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Im Rahmen einer diesbezüglichen Umfrage wurden 44,85 Prozent der Stimmen für Vettel abgegeben. Rekord-Weltmeister Michael Schumacher landete mit 28,01 Prozent der Stimmen auf Platz zwei, gefolgt vom unvergessenen dreifachen Weltmeister Ayrton Senna (18,94 Prozent). Fünffach-Champion Juan Manuel Fangio (3,29 Prozent) und der vierfache Titelträger Alain Prost (1,29 Prozent) folgen mit großem Abstand und noch hinter der Antwort "ein anderer Fahrer" (3,61 Prozent). Insgesamt wurden im Rahmen der Umfrage mehr als 30.000 Stimmen abgegeben.