• 18.10.2013 13:36

  • von Stefan Ziegler

Das Hirn im Hintern: Vettels "Popo-Meter"

Das "Gefühl im Allerwertesten" und wie wichtig es für Sebastian Vettel ist: Der Formel-1-Weltmeister erklärt den "Popo-Meter" und wozu ihn ein Rennfahrer braucht

(Motorsport-Total.com) - Sehen kann der Formel-1-Pilot aus der Cockpitperspektive erstaunlich wenig. Gerade mal die Frontpartie seines Fahrzeugs und einen Teil der Vorderreifen, natürlich auch die Rennstrecke. Und weil der Fahrer so tief in seinem Auto sitzt, muss er sich auch auf andere Sinne verlassen. In der Rennfahrer-Sprache heißt das schlicht: "Popo-Meter". Das bedeutet: Ein Rennfahrer "fühlt" sein Auto.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Spielekonsole

Ob Sebastian Vettel den "Popo-Meter" auch an der Spielekonsole erfolgreich einsetzt? Zoom

Oder wie es Sebastian Vettel bei 'Auto Bild motorsport' (Jetzt abonnieren!) formuliert: "Beim Fahren ist mein Hirn praktisch auch in meinem Hintern. Ich meine damit aber nicht, dass ich im Auto mein Hirn ausschalte, sondern dass mein Hinterteil genauso wach und sensibel sein muss wie mein Kopf. Denn über den Popo-Meter, so nennen wir das Gefühl im Allerwertesten, spüre ich, wie das Auto auf meine Lenkbewegungen reagiert."

Und eben diese Reaktion des Autos verändert sich über eine Renndistanz gleich mehrfach, denn die Formel-1-Reifen von Pirelli sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Vettel: "Wenn ich zum Beispiel merke, dass von einer Runde auf die nächste die Reifen nachlassen, heißt das, dass ich nicht mehr am gleichen Punkt bremsen kann. Ich könnte jetzt langsamer werden, was ich aber nicht will."

"Wenn die Vorderräder nachlassen, kann ich nicht mehr so viel Geschwindigkeit in die Kurve mitnehmen. Ich muss also versuchen, spitzer in die Ecke zu fahren, stärker zu bremsen, stärker einzulenken und früher wieder aufs Gas zu gehen, um die tatsächliche Kurvenphase, in der ich den Grip an der Vorderachse brauche, möglichst kurz zu halten", erklärt der dreimalige Weltmeister.

"Ich tausche den Gewinn in der Kurvenmitte gegen einen kleinen Gewinn zum Beginn und zum Ende", meint Vettel und fügt hinzu: "Das alles sind winzige Nuancen." Nuancen, die ihm sein "Popo-Meter" erst ermöglicht. "Sebastian hat eine Fahrtechnik, die ihn extrem stark macht", sagt Adrian Newey, Chefdesigner bei Red Bull. Erfolg stelle sich aber erst durch Kombination von Mensch und Maschine ein.