Indien: Mallya enttäuscht, bleibt aber in der Formel 1

Force-India-Teamchef Vijay Mallya ist schwer enttäuscht über die Streichung des Grand Prix von Indien, glaubt aber fest an eine Rückkehr im Jahr 2015

(Motorsport-Total.com) - Dass der Grand Prix von Indien nach nur drei Jahren schon wieder aus dem Rennkalender der Formel 1 gestrichen wird - 2014 soll der Event bekanntlich nicht stattfinden -, ist eine herbe Enttäuschung für Vijay Mallya. Der Geschäftsmann inszeniert sich in seinem Heimatland als Lichtgestalt des nationalen Motorsports; ist nicht nur Teamchef und Miteigentümer von Force India, sondern auch Präsident des nationalen Motorsportverbandes und als solcher Mitglied des FIA-Motorsport-Weltrats.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya, Bernie Ecclestone

Vijay Mallya hofft, dass sich Bernie Ecclestone kompromissbereit zeigen wird Zoom

Bernie Ecclestones Entscheidung, 2014 nicht mehr in Indien zu fahren, findet er "enttäuschend", wie Mallya im Interview mit 'Motorsport-Total.com' unterstreicht. Diese Enttäuschung soll er auch Ecclestone gegenüber bereits klar zum Ausdruck gebracht haben, doch von Gerüchten, wonach er aus Protest sogar sein Team aus der Formel 1 zurückziehen könnte, will er nichts wissen: "Wir machen weiter", versichert er.

"Es wäre eine Enttäuschung, aber ich habe dieses Team gekauft und Force India getauft, lange bevor es einen Indien-Grand-Prix gab", erklärt Mallya. Gleichzeitig sei erwähnt, dass er bei der spektakulären Präsentation des VJM01 in Mumbai im Jahr 2008 davon träumte, beim ersten indischen Grand Prix mit einem indischen Fahrer in einem Force India auf dem Podium zu stehen. Das ist nicht gelungen, die Vision vom Triumph beim Heimrennen bleibt aber ein starker Antrieb für den 57-Jährigen.

"Dass ein Land, das so groß und bedeutend wie Indien ist, aus dem Kalender gestrichen werden soll, finde ich diskussionswürdig", übt er sanfte Kritik an Ecclestones Entscheidung. "Ich hoffe, dass das Rennen 2015 nach Indien zurückkehren wird. Bernie hat gesagt, dass es das Rennen 2014 nicht geben wird. Er sagt, dass im Rennkalender kein Platz ist." Aber Mallya glaubt an die versprochene Rückkehr im Jahr 2015: "Ich glaube, Bernie ist schlau genug, das enorme Potenzial zu realisieren, das es in Indien gibt."

Zumal die lokalen Veranstalter offenbar alle finanziellen Forderungen des Formel-1-Geschäftsführers erfüllen - was nicht alle Grands Prix von sich behaupten können. "Es ist ein herausforderndes Land, aber eines mit enormem Potenzial. Wenn beide Seiten stur auf ihren Positionen bestehen, bringt das niemandem etwas", gibt Mallya zu Protokoll. "Damit meine ich nicht nur Steuerforderungen. Ich glaube daher nicht, dass die Steuern der einzige Grund sind, den Indien-Grand-Prix zu streichen."


Fotos: Force India, Großer Preis von Belgien, Samstag


Hintergrund ist, dass der Grand Prix von den indischen Steuerbehörden als Unterhaltungs- und nicht als Sportveranstaltung eingestuft wird, was in der Praxis bedeutet, dass die Teams dort ein 19tel ihres Umsatzes versteuern müssen. In anderen Ländern gibt es vergleichbare Regelungen - mit dem feinen Unterschied, dass nicht der Umsatz in der Höhe von bis zu 300 Millionen Euro versteuert werden muss, sondern in der Regel der Gewinn, der wegen diverser Investitionen in die Entwicklung der Autos in den meisten Fällen gegen null geht.

Mallya hofft in dieser Frage auf einen Dialog, "aber man muss die Prioritäten der indischen Regierung verstehen", nimmt er seine Landsleute in Schutz: "Für die indische Regierung kann die Formel 1 nicht oberste Priorität haben. Wir sind ein Land mit 1,2 Milliarden Menschen - da gibt es reichlich Herausforderungen. Wir haben viele unterprivilegierte Menschen in unserem Land, viel Armut. Also kann sich die Regierung nicht nur um die Formel 1 und ihre Steuerprobleme kümmern."