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  • 21.06.2013 13:47

  • von Stefan Ziegler

Urteil aus Paris: Verwarnungen für Mercedes und Pirelli

Update: Das FIA-Tribunal hat das Urteil in Sachen "Testgate" gefällt: Mercedes und Pirelli wurden offiziell verwarnt, die Silberpfeile verpassen den Young-Driver-Test

(Motorsport-Total.com) - Gestern hat sich das Internationale Tribunal des Automobil-Weltverbands (FIA) noch vertagt, doch heute steht das Urteil fest: Das Mercedes-Werksteam sowie Formel-1-Reifenlieferant Pirelli wurden offiziell verwarnt. Außerdem dürfen die Silberpfeile nicht am diesjährigen Young-Driver-Test teilnehmen. Letzteres hatte Mercedes bereits am ersten Prozesstag als Strafmaß vorgeschlagen.

Titel-Bild zur News: Pirelli Mercedes

Nach der "Verlängerung" in Paris: Das Urteil in Sachen "Testgate" ist gesprochen Zoom

Und so begründet das FIA-Tribunal das am Place de la Concorde in Paris gefällte Urteil: Durch die Nutzung der aktuellen Fahrzeuge beim Pirelli-Reifentest hat Mercedes Artikel 22.4 des Sportlichen Reglements verletzt. Die Statuten sehen vor, dass Tests nur mit Autos gestattet sind, die mindestens zwei Jahre alt sind. Mit dem Einsatz des W04 hat Mercedes gegen diese Bestimmung verstoßen.

Ein Regelbruch seitens Mercedes und Pirelli liegt auch in Bezug auf die Artikel 1 und 151 des Internationalen Sportcodex vor, weil weder Mercedes noch Pirelli "angemessene Schritte" eingeleitet hätten, um die Legalität des Tests zu überprüfen. Außerdem habe Mercedes durch den Test "einen materiellen Vorteil" erlangt, der ihnen, "zumindest theoretisch einen unfairen sportlichen Vorteil" bot.

Missverständnis zwischen Whiting und Pirelli/Mercedes?

Und wie das Tribunal in seiner ausführlichen Urteilsbegründung ebenfalls festhält, habe kein anderes Team von einem solchen Vorteil gewusst. Strafmildernd hat sich jedoch ausgewirkt, dass Mercedes und Pirelli, so das FIA-Statement, "in gutem Glauben" gehandelt hätten, weil sie sich durch die FIA in ihrem Vorgehen bestätigt gefühlt hätten. Ansonsten hätte dieser Test "nicht stattgefunden", heißt es.

Die Rückmeldung von Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting sei fälschlicherweise als "qualifizierte Genehmigung" verstanden worden. Das Strafmaß der Sperre für den anstehenden Young-Driver-Test im Juli habe man auch deshalb gewählt, um die anderen Teams "in eine ähnliche Position" zu bringen, wie sie Mercedes nun "als Ergebnis des Verstoßes" gegen die oben genannten Regeln innehabe.

Das Tribunal gibt außerdem zu Protokoll: Weder Mercedes noch Pirelli hatten mit ihrem Reifentest im Sinn, Mercedes einen unfairen sportlichen Vorteil zu verschaffen. Es habe zu keiner Zeit eine "böse Absicht" gegeben. Mercedes und Pirelli hätten der FIA "zumindest in ihren Grundzügen" mitgeteilt, was sie geplant hätten. Mercedes habe keinen Grund gehabt, zu glauben, dass keine Erlaubnis vorlag.


Fotos: FIA-Tribunal in Paris


Formel-1-Rennleiter Whiting habe, nach Beratung durch die Rechtsabteilung der FIA, in "gutem Glauben" gehandelt und "mit der Absicht, den Beteiligten im Zuge der sportlichen Fairness" zu helfen, so die Urteilsbegründung weiter. Das komplette, 20 Seiten umfassende Dokument finden Sie hier. Das Urteil des Internationalen Tribunals kann in den kommenden sieben Tagen angefochten werden.

Lesen Sie hier die Zusammenfassung des ersten Verhandlungstages! Außerdem: die Anklage der FIA und die Verteidigung von Mercedes.