Vettel beim Jubeln aus der Übung

(Motorsport-Total.com/SID) - Das Jubeln hatte Sebastian Vettel fast schon verlernt. Als er sich in Singapur zum "König der Nacht" gekrönt hatte, wollte der Formel-1-Weltmeister eigentlich spontan seinen berühmten Siegfinger in die Luft recken. "Aber ich musste mich erst mal fragen: Welcher Finger war es nochmal schnell?", meint Vettel ausgelassen: "Rechts oder links?"

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Wichtiger Sieg: Sebastian Vettel meldet sich im WM-Rennen wieder zurück Zoom

Es war die größte Unsicherheit des 25-Jährigen am Sonntag. Dem Tag, an dem er sich im Titelrennen endgültig als der große Jäger von Fernando Alonso zurückmeldete. "Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen", sagt der Titelverteidiger, der während der gesamten Europa-Saison sieglos geblieben war und nun, erstmals seit 154 Tagen, wieder den Sieger-Champagner genießen durfte.

Und der schmeckte gleich nach mehr: "Unser Ziel ist klar: Wir wollen wieder den Titel gewinnen", so der Red-Bull-Pilot nach seinem erlösenden zweiten Saisonsieg kampfeslustig. "Ich bin kein Genie, aber ich sehe, dass die Chancen nun wieder größer geworden sind." Hoffnung schürt in ihm die Erinnerung an seinen ersten Titel 2010, als er auf den auch jetzt führenden Alonso in den letzten beiden Rennen noch 25 Punkte gutmachte. Diesmal hat er für 29 Zähler noch sechs Läufe Zeit.

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Ratlosigkeit: Welcher Finger war's noch gleich? Der rechte, Seb! Zoom

"2010 waren wir in einer Scheiß-Situation und haben trotzdem immer die Hoffnung behalten. Jetzt sind wir sind in einer ähnlichen Situation, und ich hätte nichts dagegen, wenn sich die Geschichte wiederholen würde", sagt Vettel, der seinen Sieg im Ziel direkt dem verstorbenen Rennarzt Sid Watkins widmete, sich dann mit seiner zuletzt zickenden "Abbey" durch einen Streichler über die Motorhaube versöhnte und schließlich seine Freude mit besonderen Teammitgliedern teilte: Seinem Chefmechaniker Kenny Handkammer zu dessen 400. Grand Prix und seinem persönlichen Mechaniker Joe Robinson zum Geburtstag.

Derweil zogen die TV-Experten den Hut vor dem Champion: "Das war wieder der alte Vettel. Ich habe das Gefühl, dass er noch einen richtigen Zwischenspurt einlegt", meint 'Sky'-Fachmann Marc Surer und erinnert ebenfalls an das Titelrennen vor zwei Jahren: "2010 hat er auch erst richtig aufgedreht, als er praktisch keine Chance mehr hatte."

Surers 'RTL'-Kollege Christian Danner findet: "Das war ein Schlüsselrennen für Vettel. Lewis Hamilton hätte er nicht gepackt, deshalb war auch eine Prise Glück dabei. Aber er war souverän, eiskalt, sauschnell - einfach gut." Auch für Danner "spitzt sich nun alles auf das 2010er-Duell zwischen Alonso und Vettel zu. Das wird richtig spannend. Es ist Vettels große Stärke, sich nicht beirren zu lassen, aber da ist Alonso auch nicht von schlechten Eltern." 'BBC'-Experte Eddie Jordan stellt fest: "Sebastian hat alles, was ein Champion braucht. Er ist locker und doch konzentriert."

In der Favoritenrolle bleibt nach seinem dritten Platz in Singapur aber "Punktehamster" Alonso. "Wenn man Geld setzen will, muss man es auf Alonso setzen", glaubt Surer. "Für Hamilton ist es gelaufen, wenn Alonso nicht mehr ausfällt. Seb hat das Pech schon hinter sich, und der Red Bull ist besser als der Ferrari. Aber Alonso macht derzeit alles richtig."

Der Spanier sieht sich ebenfalls in einer komfortablen Situation: "Zuletzt in Monza ist Vettel ausgefallen und Hamilton hat gewonnen. Nun hat Vettel gewonnen und Hamilton ist ausgefallen. Von mir aus können sie gerne so weitermachen", sagt er schmunzelnd.

Zwei Dinge sollten ihn jedoch vorsichtig machen: Die Erinnerung an 2010. Und die Tatsache, dass der Vettel-Finger - es war übrigens der rechte - wieder da ist...