• 18.07.2012 17:06

  • von Mario Fritzsche & Roman Wittemeier

Stimmen zur Nürburgring-Insolvenz

Hans-Joachim Stuck betrachtet die Entwicklung in der Eifel mit "großen Ängsten" - ITR-Chef Hans Werner Aufrecht spricht Klartext: "Das ist die Ober-Katastrophe"

(Motorsport-Total.com) - Die Ankündung des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck, die Nürburgring GmbH in die Insolvenz zu schicken, bringt vielen Motorsportinsidern in Deutschland tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Viele Fans und Fachleute fragen beispielsweise, wie es um einen möglichen Formel-1-Grand-Prix 2013 steht. Zwar ließen die bisherigen Betreiber Jörg Lindner und Kai Richter heute wissen, dass ein unterschriftsreifer Vertrag von Bernie Ecclestone vorliege, ob es aber tatsächlich dazu kommt, steht in den Sternen.

Titel-Bild zur News: Hans-Joachim Stuck

Hans-Joachim "Striezel" Stuck macht sich Sorgen um das Kulturgut in der Eifel

Der Nürburgring ist mehr als nur eine Rennstrecke. Es handelt sich um ein Kulturgut, das sicherlich nicht vom Formel-1-Auftritt alle zwei Jahre lebt. Andere Serien und Veranstaltungen sind mindestens ebenso tief in der Eifel verurzelt. Das jährliche 24-Stunden-Rennen, die Breitensportserie VLN, der Truck-Grand-Prix und auch die DTM sind nur einige Beispiele. Über der Zukunft dieser Rennsportevents steht derzeit ein großes Fragezeichen.

"Ich beobachte das mit großen Ängsten. Ich hoffe nicht, dass uns der wichtigste Platz in Deutschland, an dem wir Motorsport betreiben, verloren geht", kommentiert Rennlegende Hans-Joachim Stuck auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Dort finden die größten Veranstaltungen überhaupt statt, zum Beispiel Truck-Grand-Prix oder 24-Stunden-Rennen. Wenn uns dort etwas wegbricht, dann wäre das eine Katastrophe." Der ehemalige Formel-1-Pilot Christian Danner sagt der 'dapd': "Es gibt auf der Welt kaum eine Rennstrecke, die staatlich nicht subventioniert ist."

"Ich verstehe die Reaktion der EU nicht, die Unterstützung für die Rettung von Kulturgut in Deutschland zu unterlassen. Das kann ich nicht nachvollziehen", kritisiert Stuck die fehlende Entscheidung der Wettbewerbs-Kommission der EU, aufgrund derer die Landesregierung heute die Notbremse ziehen musste. Es ging um eine Beihilfe von 13 Millionen Euro, die aus Brüssel nicht freigegeben wurde. Daher droht der Nürburgring GmbH zum Monatsende die Zahlungsunfähigkeit.

"Ganz einfach gesagt: Was dort passiert, ist die Ober-Katastrophe. Wenn man solche Kosten produziert und nicht weiß, wie man sie erwirtschaften kann, dann ist das die pure Katastrophe", nimmt Hans Werner Aufrecht im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' kein Blatt vor den Mund. Der Chef der DTM-Dachorganisation ITR hofft auf schnelle Klarheit bezüglich der Kompetenzen am Nürburgring. In den kommenden Wochen wird wohl ein Insolvenzverwalter das Ruder übernehmen.

"Wenn man die Vertragssituation sieht, dann hat es grundsätzlich keine Konsequenzen. Aber bei solchen Situationen hat man das nicht immer im Griff. Ich bin da vorsichtig bezüglich einer Aussage, ob es Auswirkungen haben wird oder nicht", sagt Aufrecht, dessen Rennserie DTM Mitte August zum nächsten Mal in der Eifel gastieren wird. "Rein vertraglich gesehen findet die DTM dort 2012 und auch 2013 statt", so der ITR-Vorsitzende.

Andere Serienverantwortliche sehen große Probleme aufkommen. So forderte der ADAC kürzlich in einen offenen Brief ein schnelles Handeln der Politiker in Mainz. Die FIA-Nennfristen für Rennveranstaltungen 2013 laufen bald ab. ADAC-Präsident Peter Meyer fragte daher in seinem offenen Brief, "wie die Durchführung der Veranstaltungen 2013 sowohl terminlich als auch von der Durchführbarkeit gesichert werden kann".

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