• 09.06.2012 11:22

  • von Felix Matthey

Welches Team versteht die Reifen als erstes?

Die Reifensituation ist in diesem Jahr an Komplexität kaum zu überbieten - Kombination aus Fahrer, Auto und äußeren Einflüssen spielt eine wichtige Rolle

(Motorsport-Total.com) - Manch einem Fahrer, Teamverantwortlichen oder Fan mag das Thema mittlerweile schon zum Halse heraushängen. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass es die Formel 1 mehr bestimmt denn je und es in diesem Jahr Grundvoraussetzung für Erfolg ist: Die Reifen.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Der richtige Umgang mit den Reifen ist dieses Jahr wichtiger denn je

In dieser Saison gab es bislang in sechs Rennen sechs unterschiedliche Sieger, die für fünf unterschiedliche Teams fahren. Dabei waren nicht etwa pure Schnelligkeit oder Überholmanöver notwendig, um am Ende ganz oben zu stehen. Vielmehr durfte am Ende der jubeln, der die Reifen am besten schonte, beziehungsweise dessen Auto am wenigsten die Reifen beanspruchte.

Denn isoliert darf man bei der Reifensituation kein Element betrachten: Fahrer, Auto und äußere Einflüsse wie Temperaturen, spielen als Paket am Ende eine Rolle. "Es ist eine sehr schwierige Angelegenheit und es ist eng mit der gesamten Dynamik des Autos und der Aerodynamik des Gesamtpakets verbunden", so Mark Gillan, Chefingenieur bei Williams. "Der Fahrer und sein Fahrstil spielen beim Reifenmanagement natürlich eine unglaublich große Rolle."

Dabei sei nicht nur richtige Umgang mit den Reifen im Rennen, sondern während des gesamten Wochenendes wichtig. "Der richtige Umgang mit den Reifen ist in diesem Jahr der Schlüssel zum Erfolg und es spielen nicht nur die Rennen dabei eine Rolle. Es kommt auch darauf an, sich im Qualifying in eine gute Position zu bringen", so Gillan. Denn wenn man im Rennen weiter vorne startet, muss man im Rennen weniger attackieren, ergo bauen die Reifen weniger schnell ab.

Kontinuität will sich noch nicht einstellen

Derzeit rätseln die Teams noch, wie sie mit den Pirelli-Reifen am besten umgehen sollen. Bisher ist es keinem Team gelungen, wirklich konstante Leistungen zu erzielen. Bei den Top-Teams kam Red Bull bisher offenbar noch am besten mit der Reifensituation zurecht, ist man doch das einzige Team, das in diesem Jahr zwei Rennen gewinnen konnte. Allerdings hatten auch sie etwa in Malaysia und Spanien Probleme, ganz vorne mitzufahren.

Die Konkurrenz von McLaren war bei den ersten drei Rennen die treibende Kraft, zuletzt ließ man jedoch deutlich nach. Bei Ferrari ist man nach einem Zwischentief in China und Bahrain nun offenbar wieder zurück in der Spur, Fernando Alonso arbeitete sich als "Punkteeichhörnchen sogar bis auf Platz eins der Fahrerwertung nach vorne.

Mark Webber

Red Bull scheint bislang mit den Reifen noch am besten klarzukommen Zoom

"Wir haben auf den auf den verschiedenen Strecken gesehen, dass unterschiedliche Teams die Reifen offenbar schneller auf Betriebstemperatur bekommen, während andere sehr viel mehr Zeit dafür benötigen", kommentiert McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale die derzeitige Lage. "Wir verfolgen alle dasselbe Ziel: Nämlich das erste Team zu sein, das die Reifen ins richtige Temperaturfenster bekommt."

Sammeln von Daten alleine reicht nicht aus

Laut Neale sei es nicht nur anspruchsvoll, von Rennen zu Rennen konstant zu sein. Auch während eines Rennwochenendes sei dies schwierig: "Wir konnten es einige Male bei uns - vor allem bei Jenson (Button, Anm. d. Red.) - feststellen, dass wir am Freitag gut waren, aber dann am Samstag nicht, weil wir die Problematik einfach nicht erfassen konnten. Ich würde gerne behaupten wollen, dass wir die Angelegenheit verstanden haben. Wir arbeiten hart und glauben, mehr darüber verstehen zu können. Doch das ist mit harter Arbeit verbunden."

Im Zeitalter der High-Tech-Computer mutet es beinahe absurd an, dass die Teams trotz einer Vielzahl an gesammelten Daten die Reifenproblematik nicht in den Griff bekommen. Hier kommt allerdings wieder die Kombination aus Mensch, Maschine und äußeren Einflüssen zum tragen, die offenbar selbst der beste Computer nicht so schnell optimieren kann. "Genau wie alle anderen, sammeln auch wir eine Vielzahl an Daten", verrät Jonathan Neale. "Daraus eine sinnvolle Erkenntnis zu gewinnen, ist nicht unbedeutend."

"Man kann auch durch Daten überfordert werden und ein falsches Ziel verfolgen." Graeme Lowdon

Die reine Datengewinnung führe laut Marussia-Geschäftsführer Graeme Lowdon nicht zwangsläufig zum Erfolg: "Man kann auch durch Daten überfordert werden und ein falsches Ziel verfolgen. Ich denke, dass derzeit alle Teams demselben Problem ausgesetzt sind und darauf kommt es in diesem Sport an: Wem gelingt es mit seinen Ressourcen als Erstem, das Problem in den Griff zu bekommen und am Rennsonntag ganz oben zu stehen."

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