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  • 04.06.2012 17:12

  • von Felix Matthey

Pirelli rechnet in Kanada wieder mit höherem Reifenverschleiß

Zuletzt in Monaco konnten die Teams mit den weichen Reifen lange Stints fahren - in Kanada hingegen könnte es wieder zu einem sehr hohen Reifenverschleiß kommen

(Motorsport-Total.com) - Pirelli wird in Kanada die Formel-1-Teams wieder mit den beiden weichsten Reifentypen, Supersoft und Soft, beliefern. Der "Circuit de Gilles Villeneuve" in Montreal stellt eine ganz andere Herausforderung dar als das vergangene Rennen im engen, verwinkelten Fürstentum Monaco. Der Kurs ist zwar auch keine permanente Rennstrecke - die meiste Zeit des Jahres fahren auf einer Insel im St-Lorenz-Strom gelegenen Strecke Straßen-Pkws - allerdings werden hohe Geschwindigkeiten erreicht aus denen dann stark abgebremst werden muss. Dadurch werden nicht nur die Bremsen, sondern auch die Pirelli-Reifen großen Belastungen ausgesetzt.

Titel-Bild zur News: Reifen, Pirelli

Die weichen Pirelli-Reifen funktionierten zuletzt in Monaco selbst auf langen Stints

Nach dem harten Anbremsen der teilweise langsamen Kurven wird dann wieder stark beschleunigt. Zudem ist die Asphaltoberfläche der Strecke teilweise sehr glatt. Eine gute Traktion, die eine gute Bodenhaftung der Reifen voraussetzt, ist daher unerlässlich. Aufgrund des hohen Reifenverschleißes wird es im Gegensatz zum letzten Grand Prix in Monaco praktisch unmöglich sein, lange Stints mit nur einem Boxenstopp zu fahren.

Weiche Reifentypen kamen in Monaco nicht auf Temperatur

"Wir reisen von Monaco nach Kanda: Zwei der spektakulärsten Rennen des Jahres", sagt Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery im Hinblick auf das anstehende Rennen. "Montreal als Stadt ist nicht nur ein fantastischer Ort um ein Rennen abzuhalten. Die Strecke ist auch großartig. Die weichen und die superweichen Reifen sollten dort besser funktionieren als zuletzt in Monaco, wo die Piloten sehr niedrige Durchschnittsgeschwindigkeiten erzielten und daher Probleme hatten, Temperaturen in die Reifen zu kriegen."

Hembery fährt fort: "Dadurch konnten sie selbst auf den superweichen Reifen lange Abschnitte absolvieren, was in Montreal allerdings nicht möglich sein sollte, wo die Reifen sehr viel mehr beansprucht werden. Die Reifen haben bei diesem Rennen traditionell eine wichtige Rolle gespielt, speziell im Regen." Damit weist der Franzose auf das Vorjahres-Rennen hin, in dem es teilweise sintflutartig regnete, was zahlreiche Reifenwechsel zur Folge hatte.

Allerdings: "Das Rennen war alles andere als gewöhnlich. Somit hatten wir noch nicht die Möglichkeit, den Supersoft-Reifen in Kanada unter normalen Bedingungen zu erforschen. Die Trainingssessions werden wichtig für die Teams sein, um herauszufinden, wie sich die Reifen speziell mit vollen Tanks verhalten. Wir gehen davon aus, dass verschiedene Strategien funktionieren werden und dass Teams verschiedene Strategien verwenden werden, um auf jede Eventualität vorbereitet zu sein."

Räikkönen: "Das Auto muss in den Bremszonen gut liegen"

Lotus-Pilot Kimi Räikkönen wird nach einer dreijährigen Auszeit - 2009 fand kein Rennen in Montreal statt, 2010 und 2011 pausierte Räikkönen - wieder nach Kanada zurückkehren. "Montreal ist eine sehr anspruchsvolle Strecke, auf der sich das Grip-Level innerhalb einer Runde ständig verändert", so der Finne, der von einigen Experten als Favorit für den Sieg in Kanada gehandelt wird. "Es gibt verschiedene Asphaltarten, weshalb man eine gute Abstimmung finden muss. Man muss außerdem darauf vertrauen können, dass die Reifen auf allen Oberflächen gut funktionieren."

Räikkönen konnte 2005 im McLaren-Mercedes in Montreal gewinnen und weiß, dass sich die Bedingungen auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke ständig verändern können. "In den vergangenen Jahren trafen wir viele verschiedene Wetterbedingungen und Temperaturen an", so der 32-Jährige. "In dieser Saison scheinen die Strecken- und Reifentemperaturen bislang eine interessante Herausforderung darzustellen. Es gibt in Montreal keine schnellen Kurven, weshalb die Reifen ihre Leistung in den Bremszonen und beim Herausbeschleunigen zeigen müssen. Das Auto muss in den Bremszonen gut sein, da man sich sonst schnell einen Bremsplatten einfährt."

Fernando Alonso, Sebastian Vettel

Das Vorjahres-Rennen hatte aufgrund des Regens für Pirelli nur wenig Aussagekraft Zoom

Alguersuari: "Reifen sind absolut entscheidend"

Jaime Alguersuari ist dieses Jahr Pirellis offizieller Testfahrer und absolvierte kürzlich in Jerez de la Frontera seinen ersten Test für den italienischen Reifenhersteller. Im vergangenen Jahr ging der Spanier selber noch in Kanada für Toro Rosso an den Start. "Kanada ist eine fantastische Strecke und ich erlebte dort im Vorjahr ein tolles Rennen, da ich aus der Boxengasse startete, letztendlich aber noch Achter wurde", so Alguersuari. "Die Reifen sind absolut entscheidend: Man fährt mit relativ wenig Abtrieb, um auf den Geraden möglichst schnell zu sein. Als Konsequenz kommt es mehr auf den mechanischen als auf den aerodynamischen Grip an."

"Aufgrund dessen und auch aufgrund der Asphaltbeschaffenheit, rechne ich damit, dass die Autos sehr viel rutschen werden, was zusätzlich den Reifenverschleiß erhöht. Die Kombination Supersoft und Soft wird für Montreal sehr passend sein: Die Temperaturen sind in der Regel recht niedrig, ebenso der Level an Grip. Auf die Hinterreifen zu achten, wird extrem wichtig sein. Wenn man vernünftig fährt, hat man einen Vorteil, denn es gibt in Montreal ein paar gute Überholmöglichkeiten und ich bin sicher, dass es ein sehr aufregendes Rennen werden wird."