• 17.04.2012 13:47

Boullier: "Enttäuschung überwiegt"

Lotus-Teamchef Eric Boullier ist mit der bisherigen Punkteausbeute seines Teams nicht zufrieden und will in Bahrain beide Autos in den Top 10 sehen

(Motorsport-Total.com) - Der im Winter von Renault in Lotus umbenannte Rennstall rund um Teamchef Eric Boullier brachte bei den ersten drei Rennen der Saison zwar jedesmal ein Auto in die Punkteränge (Kimi Räikkönen punktete in Australien und Malaysia, Romain Grosjean in China), mit beiden Fahrzeugen blieb dem Team diese Leistung anders als einigen der Gegner bisher aber verwehrt.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Lotus-Teamchef Eric Boullier will in Bahrain beide Autos in den Top 10 sehen

Im Interview spricht Boullier über das schwierige Wochenende in China, über die Erwartungen für Bahrain und über seine Hoffnungen für die Zukunft.

Frage: "Eric, wie beurteilst du rückblickend den Grand Prix von China?"
Eric Boullier: "Für uns war es ein schwieriges Wochenende. Das ging schon im Freien Training los, als unser neues Aerodynamik-Paket nicht ganz so funktionierte wie erwartet. Da die Streckenzeit an einem Rennwochenende immer sehr begrenzt ist und wir zudem nicht wussten, ob die Situation eine Folge der niedrigen Temperaturen war oder im Paket selbst begründet lag, entschieden wir uns ab Samstag für einen Kompromiss aus neuen Teilen und der bisherigen Konfiguration."

"Anschließend verloren wir im Vergleich zu unseren Gegnern etwas den Anschluss. Zwar kamen wir ohne Probleme bis in Q3, das Rennen entwickelte sich aber nicht wie erhofft. Kimi zeigte eine starke Leistung, aber unsere Strategie ließ es nicht zu, dass er aufs Podium fährt. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass die Zweistoppstrategie grundsätzlich richtig war, aber wir holten ihn nach seinem zweiten Stint zu früh herein. Das ist bitter. Unterdessen konnte Romain sein Pech endlich abstreifen. Er kam auf Platz sechs ins Ziel und hätte sogar noch weiter vorn landen können. Sein Duell mit Pastor Maldonado war toll anzusehen, auch wenn es an der Boxenmauer für ziemliche Aufregung sorgte."


Fotos: Lotus, Großer Preis von China


Frage: "Mit welchem Gefühl geht das Team in das Rennwochenende in Bahrain?"
Boullier: "Im Vorfeld des China-Wochenendes sprach ich von Enttäuschung. Das ist auch jetzt das dominierende Gefühl. Bei den ersten drei Rennen holten wir jeweils nur mit einem unserer beiden Autos WM-Punkte. Wenn man sich das Ergebnis aus Schanghai ansieht stellt man fest, dass McLaren, Red Bull, Sauber und Williams allesamt beide Fahrer in den Top 10 hatten. Das muss für Bahrain ganz klar unser Ziel sein. Der aktuelle Stand in der Konstrukteurswertung spiegelt nicht unsere wahre Leistungsfähigkeit wider. Zehn Runden vor Schluss lagen wir in China auf den Plätzen zwei und sechs und sahen recht stark aus. Diese Leistung müssen wir künftig bis zur Karierten Flagge durchhalten."

Frage: "Gibt es auch positive Aspekte, die das Team mitnimmt?"
Boullier: "Natürlich. Kimis Startposition war seine bisher beste in diesem Jahr. Zudem wird es bald weitere neue Entwicklungen am Auto geben. Obwohl die Bedingungen zweitweise schwierig waren und die Strecke dem E20 nicht unbedingt entgegen kommt, konnten wir dennoch ein weiteres Mal zeigen, dass wir an der Spitze mitfahren können. Mercedes war uns in China klar überlegen und auch McLaren war einen Tick besser als wir. Wir verfügen aber auf jeden Fall über ein Auto, mit dem wir Podestplätze einfahren können. Es kommt vor allem darauf an, dass wir die sich bietenden Gelegenheiten nutzen."

Frage: "Sowohl Kimi als auch Romain haben seit Beginn der Saison einige Positionen an der Box verloren. Ist das ein Grund zur Sorge?"
Boullier: "Wir kennen die Ursache des Problems. Unsere Jungs trifft da kaum eine Schuld. Um schnellere Boxenstopps hinlegen zu können, müssen wir einen Teil unseres Equipments erneuern. Für Bahrain werden wir das noch nicht schaffen aber in Barcelona werden wir mit Sicherheit einen Schritt weiter sein."

Frage: "Wie sehen die Erwartungen für Bahrain aus?"
Boullier: "Ich würde sagen exakt genauso wie sie für China aussahen. Unser Ziel ist ein problemloses Wochenende, an dem wir zeigen können, wozu der E20 in der Lage ist. Anders als an den ersten drei Rennwochenenden sollte es diesmal zu keinem Zeitpunkt Regen geben, der uns das Leben schwer macht. Beide Autos in die Top 10 zu bringen wäre eine schöne Verbesserung. Mit unserem gegenwärtigen sechsten Platz in der Konstrukteurswertung bin ich nicht zufrieden, bin aber überzeugt, dass wir dort nicht mehr allzu lange bleiben werden."