• 21.03.2012 18:15

  • von Dominik Sharaf

McLaren in Sepang: Keine Angst vor Highspeed und Hitze

Der Auftaktsieger ist optimistisch, rechnet aber mit einer Kampfansage der Konkurrenz - Button entspannt, Hamilton "lieber Gejagter als Jäger"

(Motorsport-Total.com) - Vor dem Saisonstart in Melbourne hatten die meisten Experten Red Bull auf ihrer Favoritenliste ganz oben. Aber Pustekuchen! McLaren landete erst eine Doppelpole, holte sich im Rennen den Sieg durch Jenson Button und Platz drei durch Lewis Hamilton. Die schnellste Rennrunde war das Sahnehäubchen. Der Speed des MP4-27 überraschte sogar die Fahrer. "Die Leute haben mich nach dem Rennen gefragt, ob wir damit gerechnet hätten", meint Button. "Ich habe ihnen gesagt, dass es für uns unerwartet kam." Der erfolgreiche Auftakt sei für ihn und das ganze Team nach dem Rätselraten der Wintertests eine große Erleichterung gewesen, ergänzt der Weltmeister von 2009.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Kann Hamilton Reifenproblemen trotzen und aus Buttons Schatten treten?

Der Teamkollege ging nach dem Rennen mit seinen Ingenieuren in medias res. "Es war schwierig, zu verstehen, was passiert ist", so Hamilton, der nach eigener Aussage zwar über das Wochenende gesehen sehr glücklich mit seinem Boliden war, im Vergleich zu Button aber in bestimmten Phasen etwas Rennpace vermisste. "Am Start gab es ein kleines Problem mit Kupplung. Es war nicht mein Fehler", erklärt der 27-Jährige, der die Führung in der ersten Kurve an seinen britischen Landsmann verlor. Die gerissenen Lücken nach Start und Restart führt Hamilton auf die Tatsache zurück, dass Button die Reifen schneller zum Arbeiten bekam. "Es hilft, dass wir die Gründe verstanden haben und die Rennpause nur fünf Tage dauert."

Entspannter Button vertraut dem Team

Teamchef Martin Whitmarsh betont, die starke Leistung habe der gesamten McLaren-Crew Auftrieb gegeben. Von Rasten und Rosten will die Truppe aus Woking nichts zu wissen. "Wir erwarten für Malaysia eine Kampfansage unserer ärgsten Konkurrenten. Allen voran Red Bull und Mercedes, die am Wochenende etwas beweisen müssen", prognostiziert Whitmarsh. Sein wichtigster Angestellter bleibt cool. Als "ruhig, frisch und extrem positiv" beschreibt Button seine Gemütslage und spricht seiner Mannschaft das Vertrauen aus: "Alle Mechaniker und Ingenieure arbeiten unter Hochdruck daran, das Paket zu optimieren. Wir können ein Auto genauso gut entwickeln wie jedes andere Team - wenn nicht sogar besser."

Dennoch insistiert Button, sein ungefährdeter Erfolg im Albert Park führe nicht dazu, dass er sich in Sicherheit wiegt. "Wir entspannen nicht. Das Rennen hat gezeigt, dass wir in Malaysia mit mehreren Teams rechnen müssen, wenn es um den Sieg geht." Mit der Rolle des Favoriten, die McLaren spätestens seit dem vergangenen Sonntag innehaben dürfte, kommt Hamilton gut klar. "Lieber Gejagter sein als Jäger - so wie es in den vergangenen Jahren immer gewesen ist", merkt der Mann mit dem gelben Helm an. "Wir arbeiten wie die Verrückten daran, vorne zu bleiben. Malaysia wird die Kräfteverhältnisse weiter klären, aber letztlich wird das Entwicklungstempo von Red Bull, Lotus und Ferrari den Verlauf der Saison bestimmen."

Hamilton schielt auf ersten Sieg in Sepang

Von der Piste in Sepang, die sich durch Hochgeschwindigkeits-Abschnitte, Haarnadelkurven und tropische Hitze auszeichnet, schwärmt Button: "Es gibt fantastische Kurven. Wenn das Auto funktioniert, ist es eine Freude, dort zu fahren. Wenn nicht, wird es schmerzhaft." Hamilton schließt nicht nur wegen der Highspeed-Werte bei den Wintertests darauf, dass das Streckenprofil dem neuen Chrompfeil liegt: "Sepang wird auch wegen der hohen Temperaturen ein echter Test, aber die Kühlung haben wir immer gut im Griff gehabt." Physisch sei es ein hartes Rennen, das ganze Team jedoch bestens auf die Hitze und Luftfeuchtigkeit Südostasiens vorbereitet.

Hamilton möchte seine sieglose Bilanz in Malaysia aufpolieren. "Am Rennwochenende bin ich mir solcher Dinge kaum bewusst. Aber ich habe auch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich auf jeder Strecke gewinnen will" Einen Strich durch die Rechnung machen könnte ihm wieder Button, der beim abgebrochenen Rennen 2009 im Brawn reüssierte. "Die Ingenieure wissen, was unser Auto schnell macht. Und ich weiß, dass sie sich wirklich darauf freuen, am Wochenende das Maximum aus dem MP4-27 herauszuholen", kündigt der Mann aus Frome an.

Jenson Button

Der malaysischen Hitze zum Trotz: Auftaktsieger Jenson Button bleibt cool Zoom

Whitmarsh möchte den Kurs nicht mehr im Rennkalender missen. "Sepang ist eine der echten Formel-1-Strecken in der neuen Welt. Sie steht für die Expansion des Sports nach Asien zu Beginn des Jahrtausends", beschreibt der McLaren-Teamchef die wichtige wirtschaftliche Perspektive des Grand Prix, der seinen Farben in der Vergangenheit zwei Siege bescherte: 2003 durch Kimi Räikkönen und 2007 durch Fernando Alonso.