Lockt Ferrari? Sauber möchte an Perez festhalten...

Das Sauber-Team plant nicht, Sergio Perez als Massa-Ersatz zu Ferrari ziehen zu lassen, aber der Teamchef schwärmt von den Qualitäten des jungen Mexikaners

(Motorsport-Total.com) - Es ist kein Geheimnis, dass Sergio Perez einen Vertrag mit der Ferrari-Nachwuchsakademie hat, und es ist auch kein Geheimnis, dass ihn sein Mäzen Carlos Slim lieber früher als später neben Fernando Alonso bei Ferrari sehen würde. Möglicherweise könnte das schneller passieren, als viele glauben, denn der Stuhl von Felipe Massa wackelt italienischen Medienberichten zufolge gewaltig.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez und Peter Sauber

Sergio Perez steht bei seinem Teamchef Peter Sauber hoch im Kurs

Der Brasilianer ist in Italien schon seit längerer Zeit umstritten, doch Ferrari zeigte sich nach seiner Verletzungs-Zwangspause im Jahr 2009 loyal und verlängerte seinen Vertrag sogar bis Ende 2012. Doch als Massa in Melbourne wieder eine fehlerhafte Performance ablieferte und noch dazu konstant und deutlich langsamer war als Teamkollege Fernando Alonso, kamen Gerüchte auf, wonach er noch während der Saison ersetzt werden könnte.

Trulli, Sutil oder doch Perez?

Derzeit kursieren in diesem Zusammenhang drei Namen: Jarno Trulli, der seit seinem Rausschmiss bei Caterham arbeitslos ist, aber aufgrund seines Alters und seiner mäßigen Darbietungen in der vergangenen Saison wohl keine Zukunft in der Formel 1 hat. Adrian Sutil, dessen Manager Manfred Zimmermann angeblich schon 2011 in Maranello gewesen sein soll, um seinen Schützling ins Spiel zu bringen. Und eben Perez.

Teamchef Peter Sauber weicht der Frage, ob es schwierig werden könnte, den 22-jährigen Mexikaner zu halten, aus: "Das ist eine politische Frage", winkt er ab und übergibt das Wort an seine Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn, die sich in der englischen Sprache wesentlich wohler fühlt und daher normalerweise in englischen Gesprächsrunden den Part übernimmt, die Sauber-Position bei heiklen Themen zu kommunizieren.

Adrian Sutil

Adrian Sutil könnte jederzeit ein Comeback in der Formel 1 geben Zoom

Kaltenborn fürchtet offenbar nicht, Perez an Ferrari zu verlieren: "Wir sehen da keine harten Zeiten auf uns zukommen. Wir wissen, was in unserem Vertrag steht, und wir sind selbstbewusst. Wenn wir Angst hätten, dann wäre das nicht das richtige Geschäft für uns. Wir haben ihn im August vergangenen Jahres als unseren Fahrer bekannt gegeben. Für uns ist für diese Saison alles klar. Punkt. Was in Zukunft passiert, werden wir sehen."

Sauber fühlt sich geschmeichelt

"Wenn Bedürfnisse entstehen nach unseren Fahrern, zeigt das, wie gut unsere Fahrer sind. Das ist natürlich ein Kompliment an uns", ergänzt Sauber, legt aber Wert darauf, dass diese Aussage als "grundsätzlich" verstanden wird. Und er lächelt: "Das wäre ja nicht das erste Mal." Was eine mögliche Zugriffsklausel von Ferrari auf Perez angeht, will er nicht über Vertragsinhalte reden, aber Kaltenborn wirft in den Raum: "Wir machen normalerweise gute Verträge."

Perez selbst unterstreicht, die italienischen Medienberichte seien "nur Gerüchte" - und es sei außerdem noch viel zu früh, Massa schon nach nur einem Grand Prix in die Pfanne zu hauen: "Es ist erst das erste Saisonrennen und noch sehr früh für Spekulationen. Ich konzentriere mich auf mein Team, Sauber." Kleine Randnotiz: Auch Massa, den Perez beerben könnte, lernte sein Handwerk bei Sauber, ehe er nach Maranello kam.

Sauber hält große Stücke auf Perez

Beim Teamchef steht Perez jedenfalls hoch im Kurs - vielleicht sogar noch höher als im vergangenen Jahr: "Es ist ein normaler Vorgang, dass er mit mehr Erfahrung schneller und besser wird - und vielleicht auch ein bisschen älter. Ich sehe da Parallelen zu Felipe - nicht im gleichen Umfang, denn bei Felipe war es nach einem Jahr notwendig, ihn ins Trainingscamp zu Ferrari zu schicken", grinst Sauber und merkt an, dass Perez vielleicht doch eher wie Kimi Räikkönen ist.

"Das Talent ist da, das ist klar. Speed, Talent und vielleicht die Fähigkeit, mit den Reifen sorgsam umzugehen, zeigt er auch dieses Jahr wieder - ohne dabei Speed zu verlieren. Das ist sehr wichtig", gibt der Schweizer zu Protokoll. Sein Fahrkönnen habe Perez beim Saisonauftakt in Australien demonstriert. Sauber: "Ich habe übrigens nicht geglaubt, dass er mit einem Stopp durchfahren kann. Das Safety-Car hat dabei aber geholfen."

Sollte Perez tatsächlich noch während der Saison zu Ferrari wechseln, dann wäre Ersatzfahrer Esteban Gutierrez die logische Wahl als Nachfolger: "Er ist schon seit einiger Zeit bei uns und es ist das Ziel, ihn für eines unserer Cockpits aufzubauen", bestätigt Kaltenborn. "Das genaue Timing ist noch unklar, aber er ist jetzt unser Ersatzfahrer. Daher wären die Chancen groß, dass er dann Formel 1 fahren würde."


Fotos: Felipe Massa, Großer Preis von Australien, Sonntag


Gutierrez soll sich auf die GP2 konzentrieren

Allerdings hat der zweite Telmex-Förderkandidat in Saubers Reihen 2011 nicht überzeugen können - Platz 13 in der GP2-Gesamtwertung haut in der Formel 1 niemanden vom Hocker. Er scheint also noch Zeit zu brauchen, um zu reifen, und das könnte die Chance für Sutil sein, der wohl einsteigen und sofort schnell sein könnte. Zudem würden die Sponsoren des Deutschen, Medion und Capri-Sonne, das angespannte Sauber-Budget entlasten.

Doch Michael Schumacher hofft, dass Massa die Saison beenden darf: "Wenn man sich die Wintertests ansieht, dann lagen die beiden Ferrari-Fahrer recht eng beisammen. Die optimale Rundenzeit von beiden war in Barcelona sehr ähnlich. Wenn es dann also so einen großen Unterschied gibt wie in Melbourne, kann ich nur davon ausgehen, dass bei Felipe irgendetwas nicht gestimmt hat", nimmt er seinen ehemaligen Ferrari-Teamkollegen in Schutz.

Felipe Massa

Felipe Massa steht bei Ferrari angeblich schon auf der Abschussliste Zoom

Außerdem ist er davon überzeugt, dass sich Massa von seiner Krise erholen wird: "Er ist schon so lange dabei. Er hat 2008 um die Weltmeisterschaft gekämpft, war immer vorne dabei, daher sehe ich keinen Grund, warum er dazu nicht in Zukunft wieder in der Lage sein sollte. Ich bin mir sicher, dass er das schafft, und das Team wird ihn auf dem Weg dorthin sicher bestmöglich unterstützen", gibt der Mercedes-Pilot zu Protokoll.