• 24.03.2012 14:33

  • von Dieter Rencken

Button: "Das kann lustig werden"

Melbourne-Sieger Jenson Button über die Qualifikation in Sepang und die Aussichten für das heiße Rennen am Sonntag: "Es wird nicht in der ersten Ecke entschieden"

(Motorsport-Total.com) - Die Voraussetzungen im teaminternen Zweikampf bei McLaren sind vor dem Grand Prix in Malaysia genauso wie zuvor in Melbourne. Lewis Hamilton holte sich am Samstag erneut die Pole-Position, Jenson Button reihte sich auf Platz zwei ein. Von jenem Startplatz hatte der Weltmeister von 2009 in Australien gewinnen können. Button bewertet dieses allerdings nicht zwangsläufig als gutes Vorzeichen für das zweite Rennen des Jahres.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button schaffte im letzten Versuch noch den Sprung auf Startplatz zwei

Frage: "Jenson, das Warten auf die Pole geht für dich weiter. Du bist nur knapp eine Zehntelsekunde hinter Lewis. Zeigt dies, wie eng es derzeit zugeht?"
Jenson Button: "Naja, es ist schon ein bisschen mehr als eine Zehntelsekunde. Aber das Qualifying lief eigentlich gut für mich, wie schon beim letzten Rennen. Ich habe keinen Grund, mich zu beklagen. Für uns als Team ist es toll, wieder in der ersten Startreihe zu stehen. Es ist immer nett, wenn dein Ingenieur jubelt und das ganze Team applaudiert, weil man die ersten beiden Plätze geholt hat. Natürlich wäre mir die Reihenfolge andersherum lieber, aber Lewis hat zu Beginn von Q3 eine tolle Runde hingelegt. Ich kam zwar am Ende recht nahe heran, aber eben nicht vorbei."

Frage: "Das war ein Angriff auf den letzten Drücker von dir..."
Button: "Ja. Es ist aber ganz normal, dass man seine schnellste Rundenzeit am Ende markiert. Das war wohl bei fast allen so, nur eben bei Lewis nicht. Ich war ganz glücklich mit meiner Runde. Bei dieser Hitze ist es nicht einfach, eine richtig schnelle Runde aus dem Auto herauszuholen, weil das Auto viel herumrutscht. Ich bin wirklich glücklich, aber nicht ganz so glücklich wie der Kerl neben mir, der Erster wurde. Von meiner Position aus kann ich durchaus das Rennen gewinnen."

Frage: "Was hat Lewis besser gemacht?"
Button: "Lewis hat eine tolle Runde hinbekommen. Ich hatte irgendwie immer meine Probleme mit der zweiten Kurve. Das ist eine Ecke, die ich bisher nur selten wirklich perfekt hinbekommen habe. Irgendetwas hält mich dort von mehr Tempo ab, am Ausgang verliere ich immer eine Zehntel. Wahrscheinlich liegt es an meinem Setup."

Frage: "Wie bewertest du die Leistung von Michael Schumacher?"
Button: "Michael hat einen tollen Job gemacht. Ich glaube, er hat seit sechs Jahren nicht mehr so weit vorne gestanden. Normalerweise ist Nico immer sehr stark im Qualifying, aber nun ist Michael schon zum zweiten Mal in Folge vor ihm. Er macht das gut, außerdem liegt ihm das neue Auto offensichtlich auch besser."

Frage: "Viele Fahrer haben arge Probleme mit abbauenden Hinterreifen. Könnte das wieder ein Vorteil für dich sein?"
Button: "Wenn bei mir die Reifen gar nicht abbauen, dann schon (lacht). Ich bin sowieso nicht der einzige Fahrer im Feld, der seine Reifen gern pfleglich behandelt. Aber man muss mal ganz ehrlich sein: Bei diesen Bedingungen mit der enormen Hitze ist es wirklich heftig für die Gummis. Vor dem Start in das Rennen ist es sehr schwierig einzuschätzen, wie man sich bezüglich Frontflügel-Einstellungen oder Reifendruck entscheiden sollte. Man kann es dermaßen schnell falsch machen. Es geht dann nicht nur darum, dass die Reifen abbauen, sondern auch dass die Fahrzeugbalance hinüber sein kann. Da gibt es am Vorabend des Rennens noch viel zu analysieren. Wir brauchen eine Marschroute in Sachen Strategie."

Frage: "Welche Marschroute stellst du dir denn für das Rennen vor? Willst du es wieder genauso machen wie in Melbourne?"
Button: "Man weiß nie, was beim Start passiert. In Melbourne hatte Lewis einen schlechten Start und ich einen guten. Hier kann es genau umgekehrt sein. Hoffentlich passiert das nicht, aber unmöglich ist das nicht. Wir müssen aber nicht nur gegenseitig auf uns aufpassen. Michael hat oft gute Starts und sein Auto ist auf der Geraden ziemlich schnell. Es gibt auch andere starke Autos. Das verspricht viel Action für morgen. Im Qualifying waren die ersten sieben Autos innerhalb von vier Zehnteln. So etwas hat es doch seit Jahren nicht mehr gegeben."

Frage: "Magst du die Strecke trotz der heißen Bedingungen?"
Button: "Ja, wir alle mögen den Kurs. Er ist schnell, schön flüssig und in vielerlei Hinsicht auch hart: für das Auto, für die Reifen und für uns Jungs in den Cockpits ebenso. Es wird ein langer, heißer Nachmittag. Aber ich freue mich darauf. Wir haben ein gutes Auto. Schwer zu sagen, wie gut wir sind, aber unser Tempo auf Longruns war gestern schon konstant gut. Ich hoffe, dass es auch morgen so sein wird."

Frage: "2009 hast du hier gewonnen. Ein gutes Omen?"
Button: "Nein, aber wir als Team haben bei unserer aktuellen Arbeit ein großes Selbstvertrauen. Wir sind aber nicht übermütig. Man muss in allen Bereichen stark sein. Der Speed muss stimmen, die Konstanz, die Boxenstopps werden zum Schlüssel, weil die Konkurrenz von Mercedes, Lotus und Red Bull wirklich stark ist. Red Bull scheint im Rennen schneller zu sein als im Qualifyingtrimm. Es wird für die Strategen, die Ingenieure und die Fahrer ein anstrengender Nachmittag."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Malaysia


Frage: "Bist du überrascht, dass Red Bull nicht mehr dominant ist im Qualifying?"
Button: "Naja, sie sind ja auch nicht schlecht, nur eben nicht ganz so gut wie im vergangenen Jahr. Die Plätze vier und fünf sind nicht furchtbar. Wir hatten auch heute einen Vorteil, aber der war schon nicht mehr so groß wie in Melbourne. Wir haben heute einen guten Job gemacht. Wenn Red Bull alles aus dem Auto geholt hat, dann sind wir offenbar zwei Zehntel schneller als sie. Das ist knapp. Es ist ein kleinerer Abstand als in den vergangenen Jahren. Das Rennen ist wieder eine andere Geschichte. Das haben sie in Melbourne gezeigt. Sebastian hatte dort zwar etwas Glück mit dem Safety-Car, aber der Speed war gut. Das erwarten wir auch hier wieder."

Frage: "Sebastian hat sich auf härteren Reifen qualifiziert. Könnte das ein Vorteil für ihn sein?"
Button: "Glaube ich nicht. Bezüglich der Rundenzeiten sind die Reifensorten sehr dicht zusammen. Sie sehen einen Vorteil darin, sonst würden sie so etwas nicht tun. Irgendjemand meint wohl, man könnte dadurch besser dastehen. Ich glaube, dass eher der Grund war, dass die den weichen Reifen nicht ordentlich zum arbeiten gebracht haben. Dennoch muss man im Rennen irgendwann den weichen Pneu einsetzen. Wer sagt denn, dass der langsamer ist oder schneller abbaut? Das kann man wirklich kaum wissen."

Jenson Button, Lewis Hamilton

Zwei Ex-Weltmeister wieder in der ersten Reihe: Jenson Button und Lewis Hamilton Zoom

Frage: "Vergangene Woche hat dir Startplatz zwei nicht geschadet. Hier ist es ein weiter Weg zur ersten Kurve. Könnte es spannend werden?"
Button: "Ja, es wird aber nicht nur für uns beiden ein interessanter Start. Mercedes - und ganz besonders Michael - ist für starke Starts bekannt. Das kann in der ersten Kurve richtig lustig werden. Sicher ist aber auch, dass es ein langes Rennen wird, das sicherlich nicht in der ersten Kurve entschieden wird."

Frage: "Was hast du in Melbourne für einen möglichen Rennerfolg hier lernen können?"
Button: "Nicht viel. Die Strecke ist hier komplett anders. Die schnellen Autos werden auch hier wieder vorne fahren. Die Frage ist, wie groß die Abstände sein werden und wer seine Reifen gut schonen kann. Man muss seine Reifen gut einteilen. Sind wir darin am besten? Ich weiß es nicht. Aber das wird morgen sehr wichtig werden."