Stewart: "Brauchen mehr Rennen in den USA"

Warum Jackie Stewart eine Konzentration der Formel 1 auf den US-Markt fordert, wieso er an Austin zweifelt und wie man die Königsklasse in den USA populär machen kann

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Legende Jackie Stewart steht voll hinter den Plänen, mit New Jersey 2013 einen weiteren Grand Prix in den USA auszutragen. "Das ist großartig", sagt der Schotte gegenüber 'Autosport'. Bereits im kommenden Jahr soll die Formel 1 in Austin in Texas ein Comeback in den Vereinigten Staaten feiern - Stewart zweifelt jedoch, ob dort derzeit alles glatt läuft.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart, Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Jackie Stewart findet es richtig, dass Ecclestone sein Glück in den USA versucht

"Ich bin etwas verwirrt, denn plötzlich hört man nichts mehr über Austin", meint der dreifache Weltmeister. "Ich habe seit Monaten kein Wort über Austin gehört. Ich gehe davon aus, dass es immer noch geplant ist, aber da nur noch zwölf Monate Zeit sind, würde man sich denken, dass dort etwas los wäre."

Stewart fordert Konzentration auf den US-Markt

Bis heute hat es die Formel 1 nicht geschafft, am US-Markt ernsthaft in Erscheinung zu treten. Das letzte Rennen in Indianapolis war auch kein herausragender Erfolg, doch Stewart findet, dass an den USA auch für die europäisch geprägte Formel 1 kein Weg vorbei führt.

"Wir brauchen mehr Rennen in Amerika", sagt der ehemalige Formel-1-Teamchef. "Es ist durchaus gerechtfertigt, mehr als ein Rennen in Amerika zu haben - und damit meine ich nicht Nordamerika, wo es ja bereits Kanada gibt, sondern die USA. Das ist absolut gerechtfertigt." Seiner Meinung nach ist der US-Markt für die in der Formel 1 tätigen Konzerne von enormer Bedeutung: "Mercedes-Benz könnte ohne den amerikanischen Markt nicht weitermachen, das gleiche gilt für Ferrari."

"Mercedes-Benz könnte ohne den amerikanischen Markt nicht weitermachen." Jackie Stewart

Stewart weiß aber auch, warum die USA für die Königsklasse des Motorsport so eine harte Nuss sind: "Die amerikanische Kultur ist sehr nach innen gerichtet. NASCAR, IndyCar und die Sprintcar-Serie sind immer noch die dort heimischen Sportarten. Die Amerikaner reisen von Grund auf nicht - nur elf Prozent der Leute besitzen einen Pass - und es gibt keine amerikanischen Formel-1-Fahrer."

US-amerikanischer Pilot dringend benötigt

Genau an diesem Punkt muss die Formel 1 ansetzen, findet Stewart: "Der Markt ist nach innen gerichtet, aber als Lance Armstrong an der Tour de France teilnahm und sie gewonnen hat, wurde der Radsport akzeptiert. Als Mario Andretti fuhr, war ich bei 'ABC' und reiste zu 25 Rennen. Nicht nur zur Formel 1 - ich machte viel mehr, weil Mario die Weltmeisterschaft gewann. Man benötigt also einen amerikanischen Fahrer, das ist uns allen klar."

Der 72-Jährige hat eine Theorie, warum sich bisher kein US-Pilot in der Formel 1 durchgesetzt hat: "Es gibt gute amerikanische Fahrer, aber es gibt keinen Kindergarten, keine Volksschule, kein Gymnasium und keine Universität für den Motorsport, so wie es in Europa der Fall ist."

"Als Armstrong an der Tour de France teilnahm und sie gewonnen hat, wurde der Radsport akzeptiert." Jackie Stewart