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  • 15.11.2010 19:33

  • von Roman Wittemeier

Rückschlag für HRT: Kein Toyota-Deal

Neuer Investor, Williams-Technik und mögliche Toyota-Zusammenarbeit: Die Zukunft für HRT sah gut aus - Nun kündigt TMG jedoch die Kooperation auf

(Motorsport-Total.com) - Mit einem neuen Vertrag über die Lieferung von Hydraulik und Getriebe seitens Williams und mit dem neuen spanischen Investor Juan Villalonga sieht die Zukunft von HRT eigentlich rosiger aus als zuvor. Die Mannschaft um Teamchef Colin Kolles wollte sogar noch einen gewaltigen Schritt weitergehen. Man plante eine intensive Zusammenarbeit mit Toyota Motorsport (TMG) in Köln. Doch daraus wird offenbar nichts.

Titel-Bild zur News: Colin Kolles (Teamchef)

Toyota-Kooperation geplatzt: Colin Kolles muss neue Möglichkeiten finden

Das neue spanische Team wollte angeblich den in Köln entworfenen TF110 für die abgelaufene Saison - der aufgrund des Toyota-Rückzugs nie zum Einsatz kam - als Basis für das nächstjährige Auto verwenden. Auch ein Deal über die Nutzung von TMG-Einrichtungen wie Windkanal und Testcenter war angedacht. Dies alles hätte die Mannschaft auch sportlich deutlich nach vorne bringen können.

Doch aus der gewünschten engen Kooperation wird nun nichts. Im Gegenteil: TMG kündigte jegliche Zusammenarbeit mit HRT mit sofortiger Wirkung. "Die Toyota Motorsport GmbH bestätigt, dass jegliche Kooperation mit HRT beendet wurde und nicht fortgesetzt wird", heißt es in einem Statement aus Köln. Wer nun das künftige HRT-Auto bauen soll, steht in den Sternen.

Der aktuelle Bolide der Spanier wurde ursprünglich von Dallara entworfen und gebaut. Doch der Wagen entsprach in keinster Weise den Vorstellungen von Kolles und dem erfahrenen technischen Berater Geoff Willis. Man kündigte die Zusammenarbeit mit der italienischen Chassisschmiede und fuhr sich mit unterlegenem Material durch den Rest der Saison.

Eine Kooperation mit Toyota sollte für 2011 die erhofften Fortschritte bringen, denn der für 2010 entworfene TF110 gilt als solide Basis für den Bau eines Boliden für das kommende Jahr. "Die Rechte am aktuellen Formel-1-Auto bleiben bei TMG. Wir haben alle Freiheiten, nun neue Projekte anzugehen und neue Kunden mit unseren Hitech-Einrichtungen zu unterstützen", so das TMG-Statement.

Der Hintergrund der geplatzten Zusammenarbeit ist - wenig überraschend - das liebe Geld. "TMG ist enttäuscht, dass HRT den vertraglich festgeschriebenen Zahlungsmodalitäten nicht nachgekommen ist. Wir werden alle möglichen Optionen in Betracht ziehen, um diesen Fall zu unserer Zufriedenheit abzuwickeln." Wie viel HRT den Toyota-Verantwortlichen schuldig geblieben ist, ist nicht bekannt.


Fotos: HRT, Großer Preis von Abu Dhabi


Das Team von Colin Kolles hatte schon in der laufenden Saison einige der zahlreichen Möglichkeiten von TMG in Köln genutzt. Man hatte beispielsweise auf Werkszeuge des ehemaligen Formel-1-Werksteams zurückgegriffen sowie technische Expertisen und Prüfungen erstellen lassen. Um überhaupt für 2011 einen neuen Boliden zu bekommen, müssen sich die Spanier nun einen neuen Partner suchen.

HRT hat kaum die technischen Möglichkeiten, ein Formel-1-Auto selbst zu entwerfen und zu bauen. Dass man auch 2011 mit dem Dallara-Chassis antreten wird, ist aufgrund der Ergebnisse dieses Jahres mehr als fraglich. Möglicherweise kommt es nun doch zu einer Zusammenarbeit mit Joan Villadelprat. Der frühere Benetton-Teammanager hat mit Epsilon Euskadi alle nötigen Voraussetzungen, sein Interesse am Einstieg in die Formel 1 ist ungebrochen.