Vettel: Diesmal war's die Radmutter!

Nicht eine Bremse, sondern eine Radmutter warf Sebastian Vettel in Melbourne aus dem Rennen - Frust wächst: "So haben wir keine guten Karten" (Update)

(Motorsport-Total.com) - Bereits zum zweiten Mal verlor Sebastian Vettel heute in Melbourne einen sicher geglaubten Sieg und ebenfalls bereits zum zweiten Mal lag Red Bull mit der ersten Diagnose des Problems falsch: Hatte man in Bahrain zunächst noch einen vermeintlich gebrochenen Auspuff auf eine defekte Zündkerze revidiert, so musste das Team auch heute zurückrudern.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel hat nach zwei verpatzten Rennen ordentlich Wut im Bauch

In einer ersten Reaktion war Vettel von einem Bremsproblem ausgegangen: "Wir hatten einen Bremsschaden", erklärte er noch vor der Zieldurchfahrt von Sieger Jenson Button. "Ich wollte an die Box fahren, um das nachschauen zu lassen, aber so weit bin ich gar nicht mehr gekommen. Die Bremsscheibe ist explodiert und dann verliert man 20 bis 30 Meter weit den Bremsdruck und landet im Kiesbett. Bis der Bremsdruck wieder zurück ist, ist es zu spät."#w1#

Falsche Diagnose nach dem Rennen

"Es gab einen Funkenschlag auf der linken Seite", so Vettel. "Danach hatte ich Vibrationen im Lenkrad. Wir wussten zunächst nicht, was das ist. Ich bin sehr vorsichtig gefahren, habe Kurve 13 vorsichtig angebremst, aber es half nichts. Als ich auf die Bremse trat, ist links vorne die Bremsscheibe explodiert." Dachte er zumindest, denn wie sich nach der Inspektion des RB6 herausstellte, war das Problem in Wahrheit ein ganz anderes.

Nicht die Bremsscheibe war explodiert, sondern die Radmutter hatte sich links vorne gelockert: "Irgendwie hat sich die Radmutter gelöst - von einer Sekunde auf die andere", berichtet Teamchef Christian Horner bei 'auto motor und sport'. "Wir wissen noch nicht, ob es ein Problem der Radmutter oder der Felge war. Bei 6.000 Testkilometern ist nichts Derartiges passiert. Vielleicht wurde das Rad beim Boxenstopp ein bisschen schräg aufgesetzt."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Australien, Sonntag


Alexander Wurz erklärt im 'ORF': "Am Radträger gibt es Zacken, die das Durchdrehen der Felge verhindern. Die will man natürlich möglichst leicht konstruieren. Adrian Newey ist bekannt dafür, dass er versucht, die gefederte Masse ganz leicht zu halten. In dem Fall wurde der Radträger wahrscheinlich beim Boxenstopp beschädigt. Somit kam es dann zum Folgedefekt - für Vettel extrem bitter, weil er bis dahin alles dominiert hat."

Speed ohne Zuverlässigkeit nutzlos

Vettel hat somit nach zwei von 19 Rennen gerade mal zwölf Punkte auf seinem Konto - das wäre selbst nach alter Rechnung keine optimale Ausbeute gewesen. So liegt er derzeit nur an siebter Stelle der Gesamtwertung: "Wenn wir so weitermachen, haben wir für die zweite Saisonhälfte keine guten Karten in der Hand", sagt er über seine 25 Zähler Rückstand auf WM-Leader Fernando Alonso. "Es ist aber noch früh und es sind noch viele Rennen zu fahren."

"Ich hatte das Rennen heute jederzeit unter Kontrolle, aber wie heißt es so schön? To finish first, you have to finish first", zitiert Vettel eine alte Weisheit von Ex-McLaren-Teamchef Ron Dennis, macht seinem Rennstall nach der zweiten Panne aber keinen Vorwurf: "Wir geben alle unser Bestes und ich gebe niemandem die Schuld, doch wir müssen das in den Griff bekommen. Jetzt brauchen wir ein solides Rennen und eine Zielankunft in Malaysia."

Sebastian Vettel vor Felipe Massa

Vor Felipe Massa: Zu Beginn des Rennens war noch alles in bester Ordnung Zoom

Der Sepang-International-Circuit in der Nähe von Kuala Lumpur besteht überwiegend aus mittelschnellen und schnellen Kurven und sollte somit für das Red-Bull-Renault-Paket wie maßgeschneidert sein. Denn der RB6 ist zwar im Gegensatz zum McLaren-Silberpfeil kein Topspeed-Wunder, dafür aber überall dort haushoch überlegen, wo Anpressdruck gefragt ist. Das war in Melbourne in der schnellen Zielkurve an allen drei Tagen klar ersichtlich...