• 14.01.2009 13:01

Wegen KERS: Ferrari übt Kritik an BMW

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali ist wegen des KERS-Alleingangs von BMW verärgert - Weltwirtschaftskrise sieht er als Chance

(Motorsport-Total.com/sid) - Heftige Kritik am neuen Hybridsystem KERS und seinem Befürworter BMW, aber Optimismus in Bezug auf die Krisenthemen Finanzen und Kimi Räikkönen: Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sieht ungeachtet der teuren Einführung des freiwilligen Hybridsystems KERS in der Finanzkrise eine große Chance für die Formel 1 und setzt auch in seinen schwächelnden Piloten Kimi Räikkönen großes Vertrauen.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Stefano Domenicali sieht für Ferrari in der kommenden Saison gute Chancen

Allerdings verteilte Domenicali auf einer Pressekonferenz im italienischen Nobelskiort Madonna di Campiglio auch ironische Seitenhiebe auf den finnischen Ex-Weltmeister: "Kimi lebt in einer anderen Welt. Er lebt auf einem anderen Planeten", sagte Domenicali, bezeichnete dies aber gleichzeitig als Stärke des finnischen Ex-Weltmeisters. "Kimi isoliert sich. Wenn er Druck verspürt, dann nur aus sich selbst heraus. Alles, was von außen kommt, berührt ihn überhaupt nicht, das ist unglaublich", meinte Domenicali weiter.#w1#

Reinigungsprozess für die Formel 1

"Die Formel 1 wird durch diese Krise stärker werden." Stefano Domenicali

Unbeirrt zeigt sich der Ferrari-Teamchef selbst in Sachen Finanzkrise: "Es ist eine schwierige Zeit, eine Periode, die es so noch nicht gegeben hat. Aber die Formel 1 wird stärker werden durch diese Krise", meinte er. "Vorher ist manches etwas übertrieben gewesen. Nun setzt ein Reinigungsprozess ein. Man analysiert vieles genau und gibt mehr Geld aus, für das, was wichtig ist und weniger für das, was einem nicht wichtig scheint."

Wenn die Krise dann irgendwann vorbei sei "und der Markt anzieht, hat man wieder ein sehr starkes Produkt". Ferrari werde sich bemühen, keine Arbeitsplätze zu streichen: "Wir wollen auf keinen einzigen verzichten." Mögliche Verluste müsse man über den Verkauf von Serienwagen ausgleichen.

Nicht in diese Zeit passt laut Domenicali das neue Hybridsystem KERS. Zwar sei er von diesem bei ersten Tests positiv überrascht gewesen, "aber es war der falsche Moment, um ein so komplexes System einzuführen. Da wurde viel Geld zum Fenster rausgeschleudert", auch wenn der Einsatz von KERS für die Teams freiwillig ist.

Nicht gefallen habe ihm in diesem Zusammenhang die Rolle von BMW, die sich als einziger Befürworter des Systems bei der Fahrervereinigung FOTA durchgesetzt haben: "Es ist festgelegt worden, dass Beschlüsse in diesem Gremium einstimmig geschlossen werden müssen. Dafür muss man manchmal Kompromisse eingehen. Das haben alle akzeptiert - außer BMW", so Domenicali. "Nur wenn alle zusammenhalten, wird die Zukunft der Formel 1 rosa und nicht so schwarz, wie sie jetzt ist."

Zuversichtlich in die Saison 2009

"Kimi ist ganz ungeduldig darauf, wieder Rennen zu fahren und zu gewinnen." Stefano Domenicali

Die Titelchancen seines Teams in der Fahrerwertung sieht der Teamchef des Konstrukteursweltmeisters nach dem hauchdünn verpassten Erfolg des Brasilianers Felipe Massa im Vorjahr als sehr hoch an. Man habe den anderen Teams gegenüber einen Zeitvorsprung, zudem habe das bittere Saisonfinale in São Paolo Massa "reifer und erwachsener" gemacht.

Dies gilt für Räikkönen nach der enttäuschenden Vorsaison offenbar nicht, doch mit seiner eigenen Art werde der Finne wieder in die Erfolgsspur finden, glaubt Domenicali. Man könne nicht erwarten, dass der "Iceman" aus der Winterpause komme "und plötzlich Italienisch gelernt hat, um sich besser mit seinem Team verständigen zu können, oder dass er plötzlich ein Lächeln mehr auf dem Gesicht trägt. Das ist nicht seine Art. Aber er ist ganz ungeduldig darauf, wieder Rennen zu fahren und zu gewinnen."

Räikkönen kämpft um seine Weiterbeschäftigung bei Ferrari; auf Gerüchte zu einem Vorvertrag mit Ex-Weltmeister Fernando Alonso wollte Domenicali aber nicht weiter eingehen: "Fernando ist ein großer Fahrer, aber wir sind mit Kimi und Felipe Massa sehr glücklich."