• 13.09.2008 09:29

  • von Fabian Hust

Überholmanöver: Zu viel des Guten ist auch nicht gut

Die Technischen Verantwortlichen von Red Bull Racing, Williams und Renault über die möglichen Auswirkungen des neuen Reglement für 2009

(Motorsport-Total.com) - Das Aussehen der Formel-1-Autos wird sich kommendes Jahr deutlich verändern. Nicht nur, weil profillose Reifen in den Sport zurückkehren, sondern in erster Linie, weil das Aerodynamik-Reglement deutlich verändert wird. So wird ein Großteil der Zusatzflügel ab der kommenden Saison nicht mehr an den Autos zu finden sein.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton

Wie viel Überholmanöver sind zu viel? Und wie viele wünschen sich die Fans?

"Die meisten Teams haben die großen Komponenten, jene mit einer langen Vorlaufzeit wie das Chassis oder das Getriebe-Gehäuse, bereits fertig, dann werden sie am Rest arbeiten", erklärt Adrian Newey, Technischer Direktor von Red Bull Racing. "Es handelt sich um eine große Veränderung. Es ist die größte Veränderung am Reglement, die wir seit sehr langer Zeit haben."#w1#

"Diese ist seit langer Zeit bekannt, zum Großteil seit dem vergangenen November. Dies bedeutet, dass es bis zu einem gewissen Grad ein Kampf der Ressourcen war. In einer idealen Welt hätte man natürlich einen zweiten oder dritten oder vierten Windkanal. Man hätte zwei Aerodynamik-Teams, die sich die Arbeit teilen."

"Wir befinden uns sicherlich nicht in dieser Position, wir hatten also einen ziemlich schwierigen Balance-Akt zwischen der Entwicklung des diesjährigen Autos und dem Beginn der Forschung am nächstjährigen."

Und wird die Formel 1 seiner Meinung nach ihre Ziele mit den Veränderungen am Reglement erreichen? "Ich bin mir sicher, dass es mehr Überholmanöver geben wird, ein wenig mehr. Aber um ehrlich zu sein denke ich nicht, dass es einen großen Unterschied ausmachen wird. Wir haben dieses Jahr gesehen, dass der größte Unterschied beim Überholen das Layout der Strecken und das Wetter ist."

"Ich vertrete nach wie vor die Meinung, dass es tatsächlich ziemlich langweilig sein würde, wenn das Überholen so einfach ist, denn die schnelleren Autos, die nun dahinter hängen, würden einfach locker vorbeigehen. Es waren doch eine der besten Rennen, wenn zum Beispiel wie in Imola Alonso hinter Schumacher hing oder umgekehrt. Das war guter Sport. Wir werden sehen."

Auch Sam Michael, Technischer Direktor bei Williams, spricht von einer "massiven Reglement-Änderung in Bezug auf die Aerodynamik": "Meiner Meinung nach kämpft jeder - egal, wo man sich in der Startaufstellung befindet - damit, die Balance der Ressourcen für dieses Jahr hinzubekommen, besonders im Verlauf der vergangenen drei oder vier Monate, da einige der Teams wie McLaren, Ferrari und BMW um die Meisterschaft kämpfen."

"Sie müssen dort Ressourcen hinein stecken, aber es gibt auch einen Kampf bis hinunter auf den achten Rang. Es ist aus diesem Grund ein sehr schwieriger Balance-Akt, aber deswegen sind wir ja hier. Ob dies in Bezug auf das Überholen zu Veränderungen führen wird oder nicht, müssen wir erst abwarten. Ich tendiere dazu, dass es keine große Veränderung geben wird, aber vielleicht ist es ein Schritt in die richtige Richtung."

Auch Pat Symonds, Technischer Direktor bei Renault, tut sich schwer, eine Prognose abzugeben: "Die Aerodynamik-Veränderungen wurden als Ergebnis einiger Tests im Windkanal eingeführt, als man sich diese Aspekte des Rennsports anschaute. Als diese Tests erledigt wurden, da entschied man sich dazu, sich die Abtrieb-Niveaus anzuschauen. Diese waren dann beträchtlich niedriger, nur die Hälfte des aktuellen Niveaus."

"Sobald man mit der Entwicklung beginnt, nimmt das Niveau wieder zu. Ich würde nicht sagen, dass sie das aktuelle Niveau erreichen werden, das wird nicht der Fall sein, aber womöglich werden wir eher 15 Prozent als 50 Prozent vom alten Niveau entfernt sein. Die Windschatten-Struktur hat sich nicht beträchtlich verändert, wenn wir davon ausgehen. Dennoch glaube ich, dass wir etwas bessere Rennen und bessere Überholmanöver sehen werden."

Man müsse jedoch natürlich auch KERS berücksichtigen: "Das ermöglicht es den Fahrern, von Zeit zu Zeit zusätzliche 60 Kilowatt, respektive 80 PS, in die Waagschale zu werfen. Wenn dies jeder mit exakt derselben Strategie verwendet, dann wird dies überhaupt keinen Unterschied ausmachen, aber wenn es diesbezüglich ein paar Variationen gibt, dann ist dies ein anderer Faktor, der zu mehr Überholmanövern führen kann."

"Ich stimme Adrian zu, dass es ziemlich schwierig ist, beim Überholen die richtige Balance hinzubekommen. Ich denke, dass die meisten Zuschauer zustimmen, dass es im Moment davon nicht genug gibt, aber es gibt ein paar Rennen, bei denen es meiner Meinung nach zu häufig vorkommt. Dann ist es nicht mehr länger der Höhepunkt, auf den wir uns freuen. Es ist aus diesem Grund sehr schwierig, die Balance richtig hinzubekommen. Meiner Meinung nach werden wir erst kommendes Jahr sehen, wie erfolgreich wir waren."