• 12.09.2008 20:15

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Neue Harmonie dank FOTA

Die in Monza konstituierte Formula One Teams Association sorgt für eine neue Harmonie unter den Rennställen der Königsklasse

(Motorsport-Total.com) - Gestern trafen sich die Teamchefs der zehn aktuellen Formel-1-Rennställe in einem Haus im Königlichen Park von Monza, um die bereits seit Wochen im Raum stehenden Grundsatzvereinbarungen hinsichtlich der Formula One Teams Association (FOTA) offiziell zu Papier zu bringen - mit Erfolg.

Titel-Bild zur News: John Howett

John Howett nach dem gestrigen Meeting der FOTA in Monza

Die FOTA setzt sich aus Vertretern aller Teams zusammen und besteht aus drei Arbeitskreisen. Der kommerzielle wird von Flavio Briatore (Renault) geleitet, der sportliche von Martin Whitmarsh (McLaren) und der technische von Ross Brawn (Honda). Brawn ist auch noch eine Subgruppe zum Thema Antriebsstrang, der Markus Duesmann (BMW) vorsitzt, unterstellt. Zum FOTA-Vorsitzenden wurde wie erwartet Luca di Montezemolo (Ferrari) gewählt.#w1#

Keine Ämter für die unabhängigen Teams

John Howett von Toyota ist di Montezemolos Stellvertreter. Somit sind alle FOTA-Positionen mit Herstellerrepräsentanten besetzt, während die unabhängigen Teams keine offiziellen Ämter bekleiden. Trotzdem herrscht unter den Rennställen eine in den vergangenen Jahren nie da gewesene Harmonie, weil es erstmals einen Grundkonsens gibt, in welche Richtung die Formel 1 überhaupt gehen soll.

"Die Absicht ist, die Formel 1 zum Vorteil aller Beteiligten weiterzuentwickeln. Daher haben wir uns auf ein sehr stimmiges Führungskonzept geeinigt. Ich bin mir sicher, dass wir positive Resultate im Interesse aller Teams erzielen werden", antwortete Howett auf die Frage, ob die unabhängigen Teams bei der aktuellen Konstellation nicht benachteiligt sind. Und er betonte: "Die Arbeitsgruppenleiter haben keine Kontrolle, sondern sie sind sozusagen nur Vorsitzende ihrer Gruppe."

Primäres Ziel der FOTA und vor allem der Brawn-Arbeitsgruppe ist nun, wie von FIA-Präsident Max Mosley angefordert bis zum 3. Oktober einen Vorschlag für ein neues Reglement zu unterbreiten. Die FOTA will Mosley zwar um eine Verlängerung dieser Frist bitten, doch bisher ist das nicht geschehen. Auch für Monza ist übrigens kein Treffen mit dem FIA-Präsidenten geplant, obwohl der erstmals seit Monte Carlo wieder persönlich zu einem Grand Prix kommen wird.

Endgültig geklärt scheint inzwischen auch die Frage nach einer Verschiebung der Einführung der Hybridtechnologie. Zwar werden höchstwahrscheinlich bei weitem nicht alle Teams schon Anfang 2009 über ein funktionstüchtiges KER-System verfügen, doch wer nicht bereit ist, der muss eben ohne fahren. Howett ließ daran keine Zweifel aufkommen: "KERS kommt 2009. Das sehe ich als gegeben an", bestätigte er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Howett ist FOTAs Nummer zwei

Das vielleicht am breitesten gefächerte Aufgabengebiet muss die Briatore-Arbeitsgruppe abdecken, denn der kommerzielle Bereich umfasst vor allem die Frage, wie die Formel 1 mehr Geld einnehmen kann. Derzeit erhalten die Teams 50 Prozent aller Einnahmen aus dem Ecclestone-Topf - und je mehr eingenommen wird, desto mehr fließt in die Kassen von Ferrari und Co. Möglich, dass hier einige revolutionäre Konzepte auf die Königsklasse zukommen.

Howett selbst sieht sich übrigens nicht als FOTA-Frontmann, sondern ganz klar nur als Stellvertreter von di Montezemolo: "Ich bin Stellvertreter des Vorsitzenden und die meisten Dokumente müssen auch von zwei Leuten unterschrieben werden - vom Vorsitzenden und von seinem Stellvertreter", so der Toyota-Teampräsident. Man habe gestern klare Strukturen beschlossen, mit denen alle einverstanden seien, Toyota eingeschlossen.

Stellvertreter bedeutet, dass Howett wohl nur im Krankheitsfall einspringen muss. Di Montezemolo kommt zwar nur äußerst selten zu den Formel-1-Rennen, aber das sollte kein großes Problem darstellen, denn: "Die meisten FOTA-Meetings werden abseits der Rennwochenenden stattfinden", so Howett. Der Brite wird also nur zum Zug kommen, falls di Montezemolo einmal aus irgendwelchen Gründen verhindert sein sollte.