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Kollegen verstehen Hamiltons Aufregung nicht

Die Formel-1-Fahrer können den Medienaufschrei wegen der Strafe gegen Lewis Hamilton nicht nachvollziehen - Felipe Massa: "Ein klarer Fall"

(Motorsport-Total.com) - Ein Riesenaufschrei ging durch die Medien, als die Rennkommissare in Spa-Francorchamps Lewis Hamilton mit einer 25-Sekunden-Strafe belegten, nachdem er Kimi Räikkönen vor La Source überholt hatte. Hamilton war dank des Abkürzens der Bus-Stop-Schikane schon eine Kurve zuvor in Führung gegangen, ließ sich dann aber fairerweise wieder zurückfallen.

Titel-Bild zur News: Donnerstags-PK in Monza 2008

Diese fünf Herren finden die Strafe gegen Lewis Hamilton durchaus gerechtfertigt

Die Strafe kassierte er dennoch, weil die drei Rennkommissare zu dem Schluss kamen, dass er ohne das Abkürzen der Bus-Stop-Schikane nicht in einer Position gewesen wäre, vor La Source zu attackieren. Da half es auch nichts, dass McLaren-Mercedes beweisen konnte, dass Hamilton bei Start und Ziel um 6,7 km/h langsamer war als Räikkönen. Die Medien konnten die FIA-Argumentation bisher nur vereinzelt nachvollziehen, doch die meisten Fahrer stimmen voll zu.#w1#

Alle stimmen Massa zu

"Er hatte einen Vorteil durch das Abkürzen der Schikane", erklärte Felipe Massa, dessen Meinung als Sieger am Grünen Tisch zugegebenermaßen nicht allzu objektiv sein dürfte. "Fragt doch die anderen Fahrer, wie viele Überholmanöver man sonst dort sieht! Gar keine. Die Gerade zwischen letzter und erster Kurve ist so kurz, dass Hamilton einen Vorteil gehabt haben muss. Sonst hätte er Kimi gar nicht attackieren können. So sehe ich das."

"Die Gerade zwischen letzter und erster Kurve ist so kurz, dass Hamilton einen Vorteil gehabt haben muss." Felipe Massa

Der Ferrari-Pilot steht mit seiner Sicht der Dinge nicht alleine da: "Vielleicht hatte Lewis einen kleinen Vorteil, durch den er Kimi in der ersten Kurve überholen konnte", meinte beispielsweise Giancarlo Fisichella. "Allerdings finde ich die 25-Sekunden-Strafe etwas hart." Da nickte auch Nico Rosberg zustimmend: "Das war zu hart, denn im Endeffekt hatte die Situation auf den Rennausgang keinen so großen Einfluss. Die Strafe finde ich grundsätzlich aber korrekt."

"Lewis hätte in der nächsten Kurve einfach noch nicht angreifen sollen", warf Jarno Trulli in die Diskussion ein - und unterstrich damit im Rahmen der heutigen FIA-Pressekonferenz mit fünf Fahrern in Monza, dass Hamilton und McLaren-Mercedes mit ihrer Sicht der Dinge ziemlich alleine dastehen. Interessant ist freilich, dass die Meinung der Beteiligten und die der Öffentlichkeit außergewöhnlich weit auseinander klaffen.

Bourdais kritisiert am schärfsten

Sébastien Bourdais ging besonders hart mit Hamiltons ins Gericht: "Er hat den Fehler schon zum zweiten Mal gemacht - erst in Magny-Cours und jetzt wieder. Ich verstehe nicht, warum er sich aufregt. Es gibt ein Regelbuch, an das sich alle halten müssen. Ja, die Strafe ist sehr hart, aber du musst in so einer Situation den erlangten Vorteil eben zurückgeben. In den Staaten war das ganz normal. Ich finde das nur fair", so der Toro-Rosso-Pilot.

"Ich verstehe nicht, warum er sich aufregt. Es gibt ein Regelbuch, an das sich alle halten müssen." Sébastien Bourdais

Und weiter: "Wenn du in der nächsten Kurve in einer Position bist, jemanden zu überholen, dann hast du ganz klar einen Vorteil erlangt, denn normalerweise kann man an der Stelle wie gesagt nicht überholen. Wenn du die Schikane normal hinter einem Gegner durchfährst, dann bist du in der ersten Kurve zu weit entfernt, weil es den Ziehharmonikaeffekt gibt und sich der Abstand vergrößert. Das ist ganz einfach", erläuterte Bourdais.

Befürchtungen, wonach das Zweikampfverhalten der Fahrer wegen der harten Strafe beeinflusst werden könnte, wischten die PK-Teilnehmer aber vom Tisch: "Das wird uns nicht davon abhalten, jemanden zu attackieren", betonte Rosberg, und Fisichella ergänzte: "Wenn wir im Cockpit sitzen, dann denken wir nicht an so etwas. Dann geben wir unser Bestes. Aber wenn wir eine Schikane abschneiden, dann müssen wir die Position eben zurückgeben."