• 25.08.2008 09:42

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Ex-Testpiloten fahren "Quick Nick" um die Ohren

Wer hätte das gedacht? In Valencia musste sich Nick Heidfeld seinen Ex-Testfahrern Sebastian Vettel und Timo Glock geschlagen geben...

(Motorsport-Total.com) - Nick Heidfeld hat in seiner Motorsportkarriere schon größere Tage erlebt als den gestrigen in Valencia: Vom soliden achten Platz ins Rennen gegangen, landete er nach einer farblosen Vorstellung auf Rang neun - und ging leer aus. Besonders pikant daran: Mit Sebastian Vettel und Timo Glock landeten zwei ehemalige Testfahrer des BMW Sauber F1 Teams vor ihm.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld und Sebastian Vettel

2006 war Sebastian Vettel noch der "Lehrbub" von Nick Heidfeld bei BMW

Heidfeld hatte seinerzeit von BMW Motorsport Direktor Mario Theissen den Vorzug vor den beiden Talenten erhalten, doch nun sägen Vettel (21) und Glock (26) mehr und mehr am Status der 31-jährigen deutschen Nummer eins. Die starken Leistungen seiner ehemaligen Schützlinge ist Theissen natürlich nicht entgangen: "Sie zeigen eine sehr gute Entwicklung", lobte er gestern nach den Plätzen sechs und sieben beim Grand Prix von Europa.#w1#

Beeindruckt von Vettel und Toro Rosso

"Bei Timo", spielte Theissen auf Platz zwei in Budapest an, "muss man noch das vergangene Rennen dazuzählen. Hier waren sicherlich Sebastian und auch das Team Toro Rosso der Knaller. Sie nutzen ja das gleiche Auto wie das große Red-Bull-Team - die haben das Auto ganz offenbar perfekt eingestellt. Und Sebastian hat eine Klasseleistung gezeigt!" Davon überrascht ist der Deutsche aber nicht: "Ich habe es erwartet, dass er sich so entwickelt."

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass BMW Vettel zwar an Red Bull verloren hat, aber angeblich gibt es immer noch eine vertragliche Verbindung zum einst auch von Michael Schumacher unterstützten Supertalent aus Heppenheim. Diese wird sicher nicht kurz- oder mittelfristig zu einer Rückkehr nach Hinwil/München führen, aber wer weiß, was in zwei oder drei Jahren ist, falls es für Vettel bei Red Bull Racing nicht klappen sollte?

Theissen will sich zu dieser Frage nicht äußern, sondern fordert für seinen Landsmann nur "Zeit, damit er sich entwickeln kann. Wir sehen jetzt in der Formel 1, dass die Fahrer deutlich mehr Zeit benötigen als ihnen die Experten zugestehen. Dass ein Fahrer kommt und sofort auf Geschwindigkeit ist, das war bei Hamilton noch so, aber bei keinem anderen danach. Und Hamilton hat sicherlich auf die Formel 1 eine ungewöhnliche Vorbereitung gehabt."

Nachwuchsfahrer haben es schwer

Mario Theissen und Timo Glock

Mario Theissen hat Timo Glock Ende letzten Jahres zu Toyota ziehen lassen Zoom

Damit spricht der 56-Jährige ein Problem an, das durch die Testbeschränkung akut geworden ist: Weil die Rennfahrer jede verfügbare Minute im Auto selbst in Anspruch nehmen wollen, kommen die Testpiloten kaum noch zum Zug. Dadurch haben Nachwuchstalente keine Gelegenheit mehr, sich auf die Formel 1 vorzubereiten. Leute wie Marko Asmer, Sébastien Buemi, Romain Grosjean oder Nico Hülkenberg kommen kaum auf Testkilometer.

"Ich sehe mit Besorgnis die Tatsache, dass es Nachwuchsfahrer unter den gegenwärtigen Regeln schwer haben, in die Formel 1 zu kommen, weil sie keine Testkilometer kriegen", so Theissen. "Wir haben ein limitiertes Testprogramm. Wir müssen sehen, dass wir einen Test- und Ersatzfahrer haben, der so reif ist, dass er jederzeit einspringen kann, wenn ein Einsatzfahrer ausfällt. Und selbst dieser Testfahrer kommt zu wenig zum Fahren. Ich sehe das als Problem an."

Zahlen gefällig? BMW Sauber F1 Team Testfahrer Christian Klien hat seit Saisonbeginn gerade mal über 400 Kilometer, also nur etwas mehr als eine Renndistanz, absolviert - die Stammpiloten Heidfeld und Robert Kubica kommen auf durchschnittlich mehr als 3.700. Noch vor drei Jahren hatte Ferraris Luca Badoer am 25. August bereits über 40.000 Kilometer auf seinem Konto, also durchschnittlich um 10.000 mehr als seine "Chefs" Michael Schumacher und Rubens Barrichello.