Sponsoring: Nur Fußball vor dem Motorsport

Motorsportsponsoren geben in Europa pro Jahr 1,55 Milliarden Euro aus - Formel 1 deutlich vor allen anderen Serien - Fußball ist die Nummer eins

(Motorsport-Total.com) - Die große Ära der Tabakwerbung ist inzwischen aufgrund der rechtlichen Bestimmungen vorbei, sieht man einmal vom fragwürdigen Schlupfloch ab, durch das Marlboro immer noch mehrere Millionen pro Jahr auf das Ferrari-Konto pumpt. Dennoch ist die Formel 1 weiterhin "Big Business", in dem Geld eine größere Rolle spielt als in fast allen anderen Sportarten.

Titel-Bild zur News: Hospitality in Bahrain

Die VIP-Bereiche an den Rennstrecken werden immer größer und voller...

Die geschäftlichen Zusammenhänge in der Königsklasse des Motorsports und in anderen Sportarten hat der Marketingexperte Simon Rines in seinem Buch 'Driving Business Through Sport' genau unter die Lupe genommen. Wichtigste Erkenntnis seiner Analyse: Fußball ist mit einem Anteil von 38 Prozent am europäischen Sponsoringbudget Marktführer, doch gleich dahinter folgt der Motorsport mit einem beachtlichen Marktanteil von 32 Prozent.#w1#

Formel 1 ist das Zugpferd im Motorsport

Diese 32 Prozent entsprechen einem Gesamtetat von 1,55 Milliarden Euro, die in den Motorsport fließen, wobei natürlich der Bärenanteil auf die Formel 1 abfällt. Wegen ihrer globalen Auslegung und ihrem einzigartigen Image ist der Grand-Prix-Sport das unumstrittene Zugpferd, was die Kombination aus Sport und Business angeht, und gleichzeitig bietet sie den Werbenden eine B2B-Plattform, die man mit keiner anderen Sportart vergleichen kann.

Vor allem die Tatsache, dass VIP-Gäste 17 Mal pro Jahr eingeladen werden können, unterscheidet die Formel 1 von den meisten konkurrierenden Sportarten: "Es ist so, als könnte man an die Geschäftsleute 17 Mal pro Jahr Tickets für das Finale der Fußball-WM verschenken", schreibt Rines in seinem Buch. Und obendrein werden diese Gäste im Paddock auch noch hervorragend bewirtet, denn die gastronomischen Standards in der Formel 1 sind im Sport einzigartig.

Interessant auch die Verteilung der Sponsorenbranchen im Motorsport: 21 Prozent entfallen auf die Automobilhersteller, zwölf Prozent auf Ersatzteillieferanten und IT-Unternehmen und elf Prozent auf Mineralölhersteller. Dass all diese Sparten eine direkte Affinität zum Motorsport haben, ist kein Zufall - aber diese Affinität wird in Zukunft eher ab- als zunehmen. Schon jetzt steigen immer mehr branchenfremde Geldgeber in die Formel 1 ein.

ING und Co. ersetzen Tabaksponsoren

In den vergangenen Jahren gelang es den Marketingabteilungen der Grand-Prix-Teams vor allem im Sektor der Finanzdienstleister, jede Menge Sponsoren zu gewinnen - ING, die Royal Bank of Scotland (RBS), die Allianz und die Credit Suisse seien hier stellvertretend genannt. Der Finanzbereich macht daher inzwischen nicht weniger als acht Prozent des Gesamtkuchens der Motorsportsponsoren aus und kompensiert so zum Teil den Wegfall der Tabakindustrie.

ING-Logo

Der Finanzdienstleister ING ist einer der großen neuen Sponsoren in der Formel 1 Zoom

Insgesamt macht der europäische Sponsorenmarkt übrigens 7,785 Milliarden Euro aus, wovon 86 Prozent oder 6,695 Milliarden Euro auf den Sport entfallen. Der Motorsport ist hinter Fußball die Nummer zwei, liegt aber deutlich vor Sportarten wie Tennis oder Leichtathletik, die von den Popularitätswerten her an und für sich vergleichbar wären. Ebenfalls erwähnenswert: Europas größter Sponsorenmarkt ist Deutschland mit einem Umsatz von 2,6 Milliarden Euro.