Coughlan entschuldigt sich bei Ferrari und McLaren

Eine Internetseite hat Auszüge aus der eidesstattlichen Erklärung von Mike Coughlan veröffentlicht - McLaren habe nicht von Ferrari-Informationen profitiert

(Motorsport-Total.com) - Die britische Internetseite 'autosport.com' hat am Tag des World-Council-Meetings in Paris Auszüge aus der eidesstattlichen Erklärung von Mike Coughlan veröffentlicht. Der suspendierte Ex-Ingenieur der Silberpfeile hat die ganze Spionageaffäre bekanntlich ins Rollen gebracht, indem er Informationen vom inzwischen ebenfalls gefeuerten Ferrari-Chefmechaniker Nigel Stepney angenommen hat.

Titel-Bild zur News: Mike Coughlan

Mike Coughlan ist eine der Schlüsselfiguren in der Spionageaffäre

Neben bereits bekannten Tatsachen - unter anderem, dass neben ihm selbst auch Geschäftsführer Martin Whitmarsh sowie Teammanager Jonathan Neale und die Ingenieure Patrick Lowe und Rob Taylor zumindest Auszüge der Ferrari-Dokumente gesehen haben - kommen darin auch einige neue Fakten zum Vorschein. Aber Coughlan betont auch, dass McLaren-Mercedes nicht von dem 780 Seiten starken Dossier profitiert habe.#w1#

Coughlan und Stepney sind keine Freunde

"Stepney hat mich am 1. März 2007 zum ersten Mal nach fünf Jahren kontaktiert", so Coughlan in seiner eidesstattlichen Erklärung. "Er rief mich an und informierte mich darüber, dass er sehr unglücklich über den Verlauf seiner Karriere sei, weil Ferrari die Position über ihm mit Mario Almondo besetzt hatte. Aber er übermittelte bis Mitte März 2007 keinerlei technische Informationen an mich." Und: "Stepney ist kein enger Freund von mir."

"Stepney ist kein enger Freund von mir." Mike Coughlan

Die ersten Informationen, die von Ferrari zu McLaren-Mercedes gingen, waren Skizzen einiger laut Stepney illegaler Elemente am Ferrari F2007. Coughlan erstellte daraus eine schematische Darstellung, die er Whitmarsh zeigte, der ihn damit wiederum an Neale verwies. Neale war es dann, der die schematische Darstellung an die FIA übergab. Diese schritt ein und erklärte Ferraris beim Grand Prix von Australien verwendeten Unterboden für illegal.

Bei einem Treffen in einem Restaurant in Barcelona forderte Coughlan Stepney auf, keinen Kontakt mehr aufzunehmen. Die beiden fuhren anschließend gemeinsam zum Flughafen - und dabei übergab Stepney Coughlan jenes 780-Seiten-Dossier, das ein paar Wochen später hohe Wellen schlagen sollte. Coughlan nahm dieses Dossier an, schenkte ihm aber eigener Aussage nach kaum Beachtung. Dennoch ließ er eine elektronische Kopie auf zwei CD-Roms anfertigen.

Entschuldigung bei Ferrari, McLaren und Ehefrau

"Der Zeitraum, den ich zwischen dem Erhalt und der Durchsuchung meines Hauses am 3. Juli mit dem Begutachten der Dokumente verbrachte, überstieg ein oder zwei Stunden nicht", so Coughlan. "Ich schaute sie auch nicht in methodischer Weise an und ich schaute nicht alle Dokumente an." Ganz wichtig: Es sei nicht möglich gewesen, Informationen daraus zu gewinnen, die McLaren-Mercedes durch eigene (legale) Beobachtungen ohnehin schon hatte.

"Ich schaute nicht alle Dokumente an." Mike Coughlan

Coughlan weiter: "Ich bereue aufrichtig, die Informationen von Stepney angenommen und nicht mehr Schritte dagegen unternommen zu haben, dass er mir die Informationen übermitteln konnte. Ich möchte mich bei Ferrari entschuldigen. (...) Ich bereue auch sehr die unfaire Verlegenheit, in die ich McLaren und meine Ehefrau gebracht habe." Gleichzeitig untermauerte er aber noch einmal, dass McLaren-Mercedes in keinster Weise von den Informationen profitiert habe.

Coughlans eidesstattliche Erklärung stellt übrigens kein neues Beweismaterial dar, sondern war schon bei der ersten Verhandlung vor dem World Council am 26. Juli bekannt. Allerdings könnte sie im Rahmen der heutigen Verhandlung noch einmal zitiert werden, um etwaiges anderes Beweismaterial zu verifizieren oder widerlegen. Eine Entscheidung in der Spionageaffäre wird ja schon für die nächsten Stunden erwartet.