Alonso fühlt sich nicht hundertprozentig wohl

Weil er in einem britischen Team einen britischen Teamkollegen hat, fühlt sich Fernando Alonso nicht ganz wohl - Rückendeckung von Heikki Kovalainen

(Motorsport-Total.com) - Wer hätte das gedacht? Nach sechs Rennen der Formel-1-Saison 2007 hat Fernando Alonso zwar einen Sieg mehr auf dem Konto als sein Teamkollege Lewis Hamilton, doch der Rookie führt im Moment die Fahrerwertung mit 48:40 Punkten gegen den Doppelweltmeister an.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso fürchtet, dass er intern benachteiligt werden könnte

Dies liegt einerseits daran, dass Alonso neu bei McLaren-Mercedes ist, während Hamilton von den Silberpfeilen schon seit zehn Jahren gefördert wird und dementsprechend von Teamchef Ron Dennis fast als "Ziehsohn" betrachtet wird, aber auch an den neuen Einheitsreifen von Bridgestone, mit denen der Spanier noch nicht so gut zurechtkommt wie mit den progressiven Michelin-Pneus an seinem Weltmeister-Renault.#w1#

Wird Alonso vom Team benachteiligt?

Und noch etwas spielt eine Rolle: "Ich habe mich von Anfang an nie ganz wohl gefühlt", deutete er in einem Radiointerview mit 'Cadena Ser', das sicher noch hohe Wellen schlagen wird, an, dass er benachteiligt wird. "Ich habe einen britischen Teamkollegen in einem britischen Team. Er macht einen großartigen Job, aber wir wissen, dass er alle Unterstützung und Hilfe bekommt. Das war mir von Anfang an klar."

"Ich habe mich von Anfang an nie ganz wohl gefühlt." Fernando Alonso

Natürlich wird Alonso in Indianapolis beim nächsten Zusammentreffen mit der Weltpresse behaupten, all das nie gesagt zu haben - und schon im Gespräch mit 'Cadena Ser' ruderte er ein bisschen zurück: "Ich beschwere mich nicht. Ich habe zwei von sechs Rennen gewonnen, stand viermal auf dem Podium und habe diese 40 Punkte, die es mir erlauben werden, am Ende um den Titel zu kämpfen", so der 25-Jährige, der glaubt, dass er von Rennen zu Rennen besser in Schuss kommen wird.

"Ich bin ruhig, mir geht es gut, aber ich weiß, dass es eine gewisse Ungeduld gibt, dass ich wieder an die Spitze zurückkehre und dominiere. Aber ich bin Zweiter in der Weltmeisterschaft, liege nur acht Punkte hinten. Es wäre viel schlimmer, wenn ich bei Renault, Honda oder einem anderen Team fahren würde. Im Moment bin ich dort, wo ich es erwartet habe - mit einer guten Chance, in Brasilien den Titel zu gewinnen, nicht jetzt, im sechsten Rennen", stellte er klar.

Auf Kriegsfuß mit der britischen Presse

Ein bisschen auf die Nerven geht ihm allerdings, dass Hamilton von der einflussreichen britischen Presse in den Himmel gejubelt wird, während er selbst bei 'Autosport' und Co. momentan eher schlecht davonkommt. Doch die Kritik kommt nicht ganz aus dem Nichts: In Barcelona musste er beim Startduell gegen Felipe Massa ins Kiesbett, in Montréal passierte ihm das Gleiche gegen Hamilton - und später besuchte er die gleiche Auslaufzone noch drei weitere Male.

"Die spanische Presse hat da mehr Respekt als die britische." Fernando Alonso

Doch so gut es geht, lässt er die Kritik von sich abprallen: "Mir ist das gleichgültig", behauptete der McLaren-Mercedes-Pilot. "Das sind doch die gleichen Journalisten und Zeitungen, die gar nichts hätten sagen können, wenn das Safety-Car in Runde 23 statt 24 gekommen wäre und Hamilton nicht Benzin für eine weitere Runde gehabt hätte. Die spanische Presse hat da mehr Respekt als die britische."

Schlechtes Resultat in Montréal war Pech

Damit spricht er sein Pech beim Grand Prix von Kanada an, als er just während der ersten Safety-Car-Phase die zu dem Zeitpunkt bereits gesperrte Boxengasse ansteuern musste, weil er ansonsten ohne Benzin ausgerollt wäre. Entsprechend den FIA-Regularien kassierte er dafür eine Stop-and-Go-Strafe - und trotz einer tollen Aufholjagd von ganz hinten reichte es mit stark abbauenden Reifen in der Schlussphase nur zu Rang sieben und zwei WM-Punkten.

Fernando Alonso

Macht momentan mehr Fehler als man von ihm gewöhnt ist: Fernando Alonso Zoom

Alonso wirkt von außen betrachtet ein bisschen nervös, keine Frage - und das zurecht, schließlich fährt ihm derzeit ein Formel-1-Rookie um die Ohren, der von den Silberpfeilen nur einen Bruchteil seiner Gage kassiert. Allerdings ist bekannt, dass der Doppelweltmeister gerade unter Druck oft zu Höchstleistungen aufläuft, weshalb sich Heikki Kovalainen, 2006 noch Alonsos Testfahrer bei Renault, keine Sorgen um ihn macht.

"Er spürt den Druck nicht. Ich glaube nicht, dass Lewis Einfluss auf ihn hat", sagte der Finne der 'BBC'. "Fernando ist mental sehr zäh und gehört zu den Topfahrern. Er gibt in jedem Rennen alles für den Sieg - da können Fehler passieren. Ja, er hat in Barcelona und Kanada Fehler gemacht. Weil die binnen sehr kurzer Zeit passiert sind, ist die Optik ein bisschen ungünstig, aber ich glaube nicht, dass er sich davon beunruhigen lässt."