• 27.05.2007 20:39

Hamilton: "Ich bin die Nummer zwei"

In der FIA-Pressekonferenz sprach der zweitplatzierte "Silberpfeil"-Pilot über seine überraschenden Momente und Probleme in Monte Carlo

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Lewis, dein sagenhafter Rekord von Podestplätzen fand auch hier seine Fortsetzung. Du warst beim letzten Stint sehr nach an Fernando Alonso dran, hast du bei der Jagd in der Mirabeau nicht auch die Leitplanken touchiert?"
Lewis Hamilton: "Ja, ich habe die Planken im Rennen einige Male touchiert und hatte das Glück, dass das Auto sehr stabil ist. Wir waren sehr schnell, aber es ist hier schwierig, jemandem zu folgen. Wir hatten an diesem Wochenende beide eine tolle Pace. Ich habe versucht, so nah wie möglich heranzukommen und nach vorn zu kommen. Vielleicht beim nächsten Mal."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Allmählich erwartet auch Lewis Hamilton seinen ersten Formel-1-Sieg

Frage: "Fernando hing einige Zeit hinter Jarno Trulli und nach der Swimming-Pool-Passage warst du da auch sehr aggressiv, als du am Toyota vorbeigezogen bist."
Hamilton: "Ja, der Verkehr war wirklich schlimm heute. In Monaco ist das immer so, weil es so eng ist, aber Fernando wollte an jemandem vorbei und dann musste ich etwas warten. Das ist immer schwierig. Ich kann dabei gewinnen oder verlieren, aber ich musste versuchen, aggressiv zu sein, gleichzeitig aber auch Vorsicht walten lassen. Ich musste dieses Rennen mit so vielen Punkten wie möglich abschließen."#w1#

Frage: "Zu Beginn des dritten Stints warst du nur knapp hinter Fernando. Was schoss dir durch den Kopf? Wolltest du so viel Druck wie möglich machen, um Fernando vielleicht in einen Fehler zu hetzen?"
Hamilton: "Ja, natürlich. Ich wusste, dass wir beide extrem schnell waren. Wenn du einem nachfährst, dann kommst du hier nie so nah heran, dass du überholen könntest. Ich konnte also nur Druck ausüben, aber er ist ein zweifacher Weltmeister, er macht keine Fehler, also war es sehr schwierig. Wir haben einen sehr großen Schritt nach vorn gemacht, wir waren heute klar schneller als alle anderen."

Niemals aufgeben

Frage: "Irgendwann hast du die Angriffe eingestellt. Kamst du zum Schluss, dass ein Kampf sinnlos war?"
Hamilton: "Hier in Monaco ist es unheimlich schwer zu überholen. Mir wurde gesagt, ich soll es langsam angehen lassen. Es hätte keinen Sinn ergeben, wenn ich ihn in einen Fehler getrieben hätte. Er hätte einen Unfall haben können, in den ich hätte verwickelt werden können. Also war es das Beste, den Doppelsieg heimzufahren. Aber wenn ich ehrlich bin, dann habe ich es bis zum Ende versucht. Ich habe nie aufgegeben."

Frage: "Was denkst du über deinen Start?"
Hamilton: "Mein Start war ziemlich gut. Wichtig war, dass ich mich hinter Fernando einordnete. Er startete auf der besseren Seite, was ihn quasi als Ersten in die erste Kurve schickte. Ich wollte nichts Dummes machen. Wie führen beide in der Weltmeisterschaft und wir wollen das so halten. In den ersten Runden hatte ich eine wirklich gute Pace, aber man kann einfach nicht dicht folgen. Selbst wenn man vier Sekunden hinter einem fährt, verliert man Abtrieb. Dann bekam ich ein Graining an den Vorderreifen und konnte das Auto kaum durch die Kurven bringen."

Frage: "Hast du gehofft, dass du in den drei Runden, die du länger fahren konntest, einen Vorteil gewinnen konntest?"
Hamilton: "Ja. Aber ich war überrascht, denn ich war für fünf oder sogar sechs Runden länger aufgetankt. Aber sie holten mich drei Umläufe später rein, es war also nicht genug Zeit, einen Vorsprung herauszufahren. Ich bekam nicht viel Zeit dafür, denn schon zwei oder drei Runden später holten sie mich rein. Das war schade."

Klärungsbedarf bei der Strategie

Frage: "Da du beim ersten Stopp auch noch eine längere Standzeit hattest, dachten viele, dass du zum zweiten Mal noch später reinkommen würdest. Gab es ein Problem beim ersten Stopp?"
Hamilton: "Nein. Ich muss noch mit meinen Ingenieuren reden. Ich bin sicher, dass eine mögliche Safety-Car-Phase der Grund war, warum sie mich früher reinholten. Wenn ein Safety Car gekommen wäre, dann hätte es das Ergebnis durcheinandergebracht, daher war es besser, den Stopp zu absolvieren. Felipe war auch schon an der Box, also war er keine Bedrohung. Ich konnte meine Position also halten, daher holten sie mich rein. Ich dachte, der mittlere Stint wäre kürzer, war er aber nicht."

Frage: "Habt ihr auf eine Safety-Car-Phase spekuliert?"
Hamilton: "Das weiß ich nicht. Ich fuhr einfach mein Rennen. Darum kümmert sich das Team."

Frage: "Nach der Zeremonie auf dem Podest hast du die Trophäe deinem Bruder Nick gegeben. Hatte das eine bestimmte Bedeutung?"
Hamilton: "Nein. Mein Bruder unterstützt mich bei jedem Rennen und es schön, dass er hier ist. Er mag es auch dabei zu sein. Es ist toll, wenn er mit dabei ist, ich kann ihm die Trophäe geben, damit auch er im Rampenlicht steht."

Das Leben eines Neulings

Frage: "Zum ersten Mal siehst du nach einem zweiten Rang leicht enttäuscht aus. Zudem bekommt man den Eindruck, dass du im Qualifying immer der Schwerere bist. Frustriert dich das?"
Hamilton: "Letztlich bin ich ein Neuling. Es ist meine erste Formel-1-Saison und ich wurde Zweiter in meinem ersten Monaco-Grand-Prix, also kann ich mich nicht beschweren. Dass ich ein ähnliches Tempo wie Fernando gehen kann, ist positiv für mich. Aber ich muss damit leben, dass ich die Zahl Zwei auf dem Auto habe. Ich bin der Nummer-zwei-Fahrer."

Frage: "Du hast von Teamorder gegen Rennende gesprochen. Kannst du sich schwer damit abfinden, dass du die Nummer zwei bist?"
Hamilton: "Eine richtige Teamorder war es nicht. Sie haben nicht gesagt, dass ich hinter Fernando bleiben soll. Aber das Ziel des Teams ist es, so viele Punkte wie möglich zu holen. Wir wollen von Ferrari wegziehen und das geht nur, wenn wir Doppelsiege einfahren. Es wäre einfach gewesen, noch härter anzugreifen und irgendwo rauszufliegen oder Fernando in einen Fehler zu treiben. Aber das wäre für das Team schlecht gewesen. Ich habe schon vor der Saison erwartet, dass ich die Nummer zwei sein würde. Ich bin ein Neuling, es ist meine erste Saison. Aber ich bin dennoch froh, dass ich hier bin. Es ist toll für mich, ich stand bei allen fünf Grands Prix auf dem Podest. Ich hoffe, dass es so weitergeht."