• 28.05.2007 14:11

  • von Fabian Hust

FIA leitet Untersuchung gegen McLaren-Mercedes ein

Der Automobilweltverband FIA hat am Montag bekannt gegeben, dass man gegen das McLaren-Mercedes-Team eine Untersuchung eingeleitet hat

(Motorsport-Total.com) - In den britischen Medien ist die Aufregung groß, denn McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis hatte nach dem Rennen in Monte Carlo zugegeben, dass der Große Preis von Monaco zwischen seinen beiden Fahrern nicht 100-prozentig sportlich auf der Strecke entschieden wurde: "In diesem Rennen geht es für die Fahrer nur darum, wirklich schnell zu fahren und uns die Möglichkeit zu geben, den Ausgang zu bestimmen - und das ist mein Job", hatte der Brite nach dem Rennen erklärt.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso vor Lewis Hamilton

Fernando Alonso vor Lewis Hamilton: War es Stallorder oder Teamtaktik?

"Ich mag es nicht, Fahrer einzubremsen und sie zu frustrieren, weil ich ein absoluter Racer bin, aber so muss man in Monaco agieren, wenn man gewinnen will, und dafür werde ich mich nicht entschuldigen", hatte Dennis nach dem Rennen weiter erklärt und damit indirekt zugegeben, dass Lewis Hamilton keine freie Fahrt hatte. "Es wird Zeiten und Strecken geben, auf denen sie frei fahren dürfen, aber nicht hier."#w1#

"Ich muss eben damit leben, dass ich die Zwei auf dem Auto habe", meinte der zweitplatzierte Hamilton nach dem Rennen, der jedoch nicht von einer "richtigen Stallorder" sprechen wollte: "Sie haben nicht gesagt, dass ich hinter Fernando bleiben soll, aber das Ziel des Teams ist es, so viele Punkte wie möglich zu holen."

Das Erteilen einer Stallorder ist in der Formel 1 seit der Saison 2003 verboten, da Ferrari diese in der Saison zuvor bis zur Unerträglichkeit für die Fans ausgereizt hatte. Dennoch gilt in praktisch allen Teams die Devise, dass die Interessen der Fahrer hinter jenen des Arbeitgebers anzustellen sind. Häufig werden vor dem Rennen Szenarien durchgesprochen und Absprachen getroffen, wer sich wann wie zu verhalten hat.

Der Automobilweltverband FIA hat am Montag in einer Pressemitteilung erklärt, dass man "eine Untersuchung bezüglich Vorkommnissen eingeleitet hat, in die das McLaren-Mercedes Team beim Monaco-Grand-Prix 2007 verwickelt war", da es "einen möglichen Verstoß gegen den International Sporting Code" gibt. Die "entsprechenden Fakten" befänden sich "in der Prüfung" und man werde "zum richtigen Zeitpunkt eine weitere Bekanntgabe machen.

Auch wenn sich die FIA nicht genau äußert, gegen welchen möglichen Verstoß eine Untersuchung eingeleitet wurde, ist offensichtlich, dass es um das Thema Stallorder geht. Das Team soll seine Fahrer nach dem ersten Boxenstopp angewiesen haben, die Positionen zu halten. Damit wollte man sicherstellen, dass man einen Doppel-Sieg einfährt und die Punkte-Ausbeute maximiert. Fernando Alonso soll dadurch jedoch nicht bevorteilt worden sein.

Angesichts der Negativ-Presse sieht sich die FIA nun wohl gezwungen, zumindest eine Untersuchung einzuleiten, denn nach Artikel 151 c des International Sporting Code dürfen die Teams den Ruf des Sports nicht schädigen. Darunter zählt seit dem geschenkten Sieg durch Rubens Barrichello an Ferrari-Teamkollege Michael Schumacher in Spielberg 2002 auch die Stallorder.

McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis hatte nach dem Rennen erklärt, dass man keine Stallorder ausgegeben hat sondern lediglich eine Teamstrategie anwandte, um den Grand Prix zu gewinnen: "Eine Teamorder hingegen ist dazu da, einen Grand Prix zu manipulieren."

Man habe lediglich 1998 den Ausgang eines Rennens "manipuliert", als sich jemand in den Boxenfunk des Teams gehackt hatte und Mika Häkkinen in Australien an die Box rief: "Er kam an die Box und ich kehrte die Situation um, denn es war unfair, da der Ausgang des Rennens von außen beeinflusst wurde. Das ist eine der sehr seltenen Fälle, dass es eine Teamorder gegeben hat. Ich werde gut schlafen, denn ich habe ein reines Gewissen, sowohl was dieses bestimmte Rennen als auch jenes heute betrifft."

Die Untersuchung der FIA ist womöglich nur eine Formalie auf Grund des Drucks aus den britischen Medien. Sie muss klären, ob das Verhalten des Teams Teamtaktik oder eine Stallorder war. In den vergangenen Jahren hat es mehrere Fälle gegeben, in denen sich zwei Fahrer im Rennen nicht angriffen, um ein gutes Ergebnis nicht zu riskieren.

McLaren-Mercedes hat nicht dafür gesorgt, dass die Positionen auf der Strecke getauscht wurden - dann wäre es ganz offensichtlich eine Stallorder. Man wollte wohl verhindern, dass der in der Anfangsphase des Rennens äußerst aggressiv und riskant fahrende Lewis Hamilton in einer Leitplanke endet. Eine Bestrafung des Teams ist aufgrund der Negativ-Presse jedoch nicht ganz ausgeschlossen.

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