Cosworth hält trotz Trennung am Entwicklungsplan fest

Obwohl Red Bull am Saisonende zu Ferrari überlaufen wird, arbeitet Cosworth weiterhin an einer Ausbaustufe für den abtrünnigen Partner

(Motorsport-Total.com) - Als Cosworth-Eigentümer Kevin Kalkhoven am Qualifying-Samstag in Imola ankam, um mit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz über eine Verlängerung des Motorenliefervertrags zu verhandeln, hat der Amerikaner vor Wut buchstäblich rot gesehen: Weil sich Mateschitz kurz zuvor mit Ferrari geeinigt hatte, sagte der Österreicher das geplante Treffen kurzerhand ab.

Titel-Bild zur News: Alexander Hitzinger

Alexander Hitzinger macht sich noch keine Sorgen wegen nächster Saison

Von einer "herben Enttäuschung" sprach in diesem Zusammenhang Cosworth-Entwicklungschef Alexander Hitzinger im Gespräch mit 'F1Total.com', "denn die Partnerschaft hat sich sehr positiv entwickelt. Das Leben geht aber weiter." Ungeachtet des Ärgers über das Vorgehen von Red Bull hat Cosworth vor, am geplanten Entwicklungsprogramm für die nächsten Rennen festzuhalten. Dieses beinhaltet bekanntlich ab Mitte Juni eine Ausbaustufe des aktuellen TJ2005-Motors.#w1#

Verbesserter Cosworth-Motor ab Kanada oder USA

"Die Ausbaustufe für Nordamerika ist schon relativ früh im Jahr im Auto gelaufen. Was die Lebensdauer angeht, war der Motor damals aber noch nicht voll entwickelt. An diesem Entwicklungsprojekt arbeiten wir gerade", so Hitzinger. "Der Plan ist ein Ersteinsatz in Indianapolis - gesetzt den Fall, dass sich der Zyklus nicht ändert. Wenn wir jedoch ungeplant einen Motorwechsel vornehmen müssen, besteht auch die Möglichkeit, die Ausbaustufe eventuell schon in Kanada zu fahren."

Cosworth erreicht derzeit eigenen Angaben nach bei einer Maximaldrehzahl von 18.300 Umdrehungen pro Minute eine Maximalleistung von knapp unter 900 PS. Dank der Verbesserungen ab Saisonmitte will man 19.000 Touren bei mehr als 900 PS erreichen. Der TJ2005, der schon jetzt zu den zuverlässigsten Triebwerken der Formel 1 gehört, wird dann wohl auch leistungsmäßig zur Spitze aufschließen.

Das Konzept des TJ2005 ist übrigens dasselbe wie jenes des Vorgängermotors, der allerdings nicht allzu gut benotet wurde: "Wir haben uns darauf konzentriert, den Motor innerhalb der gegebenen Architektur so weit wie möglich zu verbessern. Wir haben die Schwächen unseres alten Motors bis ins kleinste Detail analysiert und diese im Design ausgemerzt. Das betrifft aber nicht den gesamten Motor, sondern nur Einzelteile", erklärte Hitzinger die Veränderungen zwischen 2004 und 2005.

Im Winter 2004/05 lag der Fokus auf der Zuverlässigkeit

"Der alte Motor hatte Probleme, was die Standfestigkeit angeht, aber auch in Sachen Leistung. Beides geht meistens Hand in Hand. Wenn ein Motor nicht standfest ist, dann macht das auch die Leistungsentwicklung schwierig. Aus dem Grund war der erste Schritt in unserem Zweijahresplan, den Motor standfest zu machen. Dann erst sind wir zur Leistungsentwicklung übergegangen", meinte der erst 33-jährige gebürtige Passauer weiter.

Ungeachtet der Fortschritte der vergangenen Monate hat Cosworth aber ein großes Problem: Weil Minardi auch 2006 den aktuellen V10 verwenden will, gibt es noch keinen Kunden für den neuen V8, der bereits auf dem Prüfstand läuft. Zwar käme theoretisch eine Partnerschaft mit Midland in Frage, doch der russische Rennstall verwendet derzeit Toyota-Motoren, während Peter Sauber schon mit BMW im Bett liegt. Eine Ehe zwischen WilliamsF1 und Cosworth erscheint unwahrscheinlich.

Könnte sich das V8-Projekt also als Fehlinvestment entpuppen? "Nicht unbedingt, nein", winkte Hitzinger ab. "In dem Fall wäre die Entwicklung des V8 ein vorfinanziertes Investment, aber sicher kein fehlgeschlagenes. Aber wir planen nicht mit dieser Situation." Selbst wenn man 2006 keinen Kunden für den V8 gewinnen sollte, hätte man schließlich zumindest eine gesunde Basis, um 2007 einen oder mehrere Partner zu beliefern.