• 26.06.2002 11:54

Schumacher bleibt Sieger des Österreich-Grand-Prix

Mit einer empfindlichen Geldstrafe ist Ferrari von der FIA für das Verhalten beim Österreich-Grand-Prix bestraft worden

(Motorsport-Total.com/dpa) - Michael Schumacher und sein Ferrari-Team sind mit einem blauen Auge davongekommen und bei der Jagd nach dem fünften Weltmeister-Titel auch am "Grünen Tisch" nicht zu bremsen. Der Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobilverbandes (FIA) beschloss am Mittwoch in Paris, Schumacher den durch umstrittene Stallorder erreichten Sieg beim Großen Preis von Österreich nicht abzuerkennen und ihm damit auch alle bisher eingefahrenen WM-Punkte zu lassen. Stattdessen verhängte das Gremium für Schumachers regelwidriges Verhalten bei der Siegerehrung die Rekord-Geldstrafe von einer Million Dollar (1,02 Mio Euro), so viel wie noch nie in der Formel-1-Geschichte.

Titel-Bild zur News: Stallorder

Mehr als glimpflich endete für Ferrari die "Stallorderaffäre"

"Wir respektieren wie immer die Entscheidung der FIA", teilte Ferrari offiziell mit. Nur das Team äußerte sich zum Ergebnis der mit Spannung erwarteten Anhörung. Michael Schumacher und sein brasilianischer Kollege Rubens Barrichello gaben keine Stellungnahme ab. Die Fahrer und Teamchef Jean Todt wurden vor dem Gremium angehört. Nach etwa zwei Stunden verließen Schumacher und Barrichello das Gebäude an der Place de la Concorde durch den Hinterausgang.

Glücklich schien die FIA mit ihrem Beschluss nicht. Die Vorgänge von Österreich seien "zweifellos schlecht für den Sport", sagte Präsident Max Mosley bei einer Pressekonferenz zum Thema Stallorder. "Wir stecken in einem echten Dilemma. Das Problem ist erkannt, aber ganz schwer zu lösen." Eine Arbeitsgruppe soll Regeln finden. Erstmals können auch die Fans mitbestimmen. Die FIA will eine Website einrichten, auf der alle Interessierten Vorschläge machen können, kündigte Mosley an. "Wir waren selbst erstaunt über die Proteste. Wir haben Tausende von e-mails bekommen." Das Hauptproblem sei, dass versteckte Stallorder nicht zu kontrollieren sei.

45 Tage nach dem von heftigen Protesten begleiteten Rennen in Spielberg ist das Ergebnis nun bestätigt. Durch das Urteil bleibt Schumacher Sieger des Grand Prix am 12. Mai vor Barrichello und dem Kolumbianer Juan Pablo Montoya. In der WM führt der viermalige Champion weiterhin mit insgesamt 76 Punkten und 46 Zählern Vorsprung vor seinem Bruder Ralf (30) sowie vor Montoya (27). Barrichello, der vor drei Tagen beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring gewann, ist mit 26 Punkten Vierter. Somit kann Michael Schumacher seinen Vorsprung bereits in den nächsten beiden Rennen so weit ausbauen, dass er schon beim Grand Prix in Magny Cours am 21. Juli vorzeitig als Weltmeister feststeht.

"Der Weltrat bedauert die Art, in der die Stallorder beim Großen Preis von Österreich angeordnet und ausgeführt wurde. Dennoch ist es für das Council unmöglich, Sanktionen gegen die Fahrer auszusprechen, weil beide vertraglich an Anweisungen ihres Teams gebunden waren", hieß es in der schriftlichen Begründung des Urteils. Allerdings wurde auch deutlich, dass die Mitglieder des Weltrats das Vorgehen von Ferrari moralisch verurteilen. "Mit einigem Widerwillen" habe man entschieden, dass gegen Stallregie nichts zu unternehmen sei.

Die umstrittene Anweisung, als der führende Barrichello seinen Teamkollegen kurz vor dem Ziel passieren lassen musste, bleibt unbestraft, weil es keine rechtliche Grundlage für Sanktionen gibt, bestätigte der Weltrat. Zwar hatten sich die Fans beim Rennen und auch weltweit noch wochenlang empört - verboten ist Stallorder nicht.

Hingegen wurde eine gut gemeinte Geste Michael Schumacher und dem Team zum Verhängnis. Der Ferrari-Star hatte es bei der Siegerehrung in Spielberg besonders gut gemeint, als Zeichen des Dankes seinem Kollegen den obersten Platz auf dem Podium und den Siegerpokal überlassen. Darin erkannte der 24-köpfige Weltrat einen Verstoß gegen Artikel 170 des Reglements. "Es ist die Verpflichtung eines jeden Teams, dass seine vertraglich gebundenen Fahrer die Prozedur der Siegerehrung einhalten und in keiner Weise die nationalen Autoritäten des Gastgeberlandes brüskieren."

Deshalb wurden Schumacher, Barrichello und das Team gemeinsam zu der deftigen Geldstrafe verurteilt. 500 000 Dollar müssen sofort bezahlt werden, die andere Hälfte des Betrages wird für ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt. In einer ersten Umfrage im Ferrari-Land stieß der FIA-Beschluss auf Ablehnung. Einer Blitz-Umfrage der Zeitung "La Repubblica" zufolge meinten 46 Prozent der Abstimmenden, es hätte keine Strafe verhängt werden dürfen. 15 Prozent waren einverstanden. Elf Prozent meinten, Schumacher hätte disqualifiziert werden müssen.

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