• 02.10.2015 11:52

  • von Dominik Sharaf

Vorbild Dressurreiten: Daimler-Boss will interaktivere Formel 1

Boxenstopp-Voting per App? Dieter Zetsche will die reine TV-Vermarktung ad acta legen und unterstellt dem Motorsport "gewaltigen Rückstand" in der digitalen Welt

(Motorsport-Total.com) - Sonntagnachmittags ab vor die Mattscheibe und sich berieseln lassen: Das war einmal! Im Zeitalter der Digitalisierung und der sozialen Medien spielt die Interaktivität bei der Vermarktung von Sport eine immer größere Rolle. Die Formel 1 hat die Entwicklung lange verschlafen und holt nur langsam auf. Daimler-Boss Dieter Zetsche fordert, dass sich die Königsklasse als Pionier etabliert: "Das Fernsehen kann nicht die einzige oder primäre Plattform sein", erklärt er der 'Deutschen Unternehmerbörse'.

Titel-Bild zur News: Dieter Zetsche

Steht neuen Ideen ausgeschlossen gegenüber: Daimler-Boss Dieter Zetsche Zoom

Zetsche hat es im Blick, Motorsport interaktiv zu gestalten und dem Publikum eine aktive Rolle zu geben. "Künftig geht es mehr um die Kanäle, in denen wir uns an Zuschauer wenden, die dann eben nicht mehr nur Zuschauer sind", sagt er über die digitale Vermarktung. Die Elektroserie Formel E machte es mit dem so genannten "Fan-Boost" (einem per Internetvoting vergebenen Leistungsschub für einzelne Piloten) vor. Zetsche sucht seine Vorbilder jedoch nicht auf der Rennstrecke, sondern im Pferdesport.

Er denkt an das bekannte CHIO-Turnier, wo die Fans auf den Tribünen oder an den Bildschirmen zum Kampfrichter werden: "Wenn ich heute in Aachen auf ein Reitturnier gehe, dann kann ich bei der Dressur als Zuschauer eine Bewertung auf meinem Smartphone oder Tablet abgeben", so Zetsche. "Das macht Spaß, man ist dabei und nicht nur passiver Zuschauer. So etwas kann ich mir auch bei der Formel 1 vorstellen." Boxenstopp-Forderung per App? "Zum Beispiel", ist Zetsche aufgeschlossen.

Der Daimler-Vorstandsvorsitzende befürchtet, dass eine Konzentration auf Präsenz im TV alleine zum Bumerang für die Formel 1 werde könnte - nämlich dann, wenn kaum noch jemand zur Fernbedienung greift. "Das Fernsehen kämpft um seine Attraktivität", weiß Zetsche, unterstellt dem Grundprodukt aber hohes Potenzial. "Der Inhalt, sprich die Rennen, sind klasse, wir haben in der Vergangenheit selten so viele Überholvorgänge und Kämpfe auf der Strecke gesehen wie heute. Bei diesen digitalen Plattformen müssen neue Interaktionen entwickelt werden. Wir haben gewaltigen Rückstand."