• 30.08.2015 08:16

  • von Dieter Rencken, Mario Fritzsche & Dominik Sharaf

Formel-1-Kalender: Bringen 21 Rennen wirklich mehr Geld?

Vijay Mallya und vor allem Monisha Kaltenborn zweifeln, dass die geplante Ausweitung des Formel-1-Kalenders ab 2016 der richtige Weg ist

(Motorsport-Total.com) - Wird der aktuell noch vorläufige Rennkalender für die Formel-1-Saison 2016 wie geplant umgesetzt, dann stehen den Teams im kommenden Jahr zum ersten Mal in der über sechs Jahrzehnte umfassenden Geschichte der Königsklasse 21 Rennen ins Haus - vor allem nach Meinung der kleineren Teams zu viel des Guten. "19 Rennen wären ideal", sagt Force-India-Teamchef Vijay Mallya im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' und gibt zu: "Wenn es 21 sein müssen, dann machen wir halt 21. Das ist aber ermüdend, ganz besonders für das Rennteam." Bei Sauber läuft Mallya mit dieser Aussage offene Türen ein.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn sieht den Entwurf mit 21 Rennen für 2016 überaus kritisch Zoom

Monisha Kaltenborn hatte bereits im Juli kritisch hinterfragt, ob 21 Rennen pro Saison wirklich der richtige Weg sind. Dabei führte die Sauber-Teamchefin nicht nur das Thema der Belastung für das Personal, sondern auch das Thema der Sättigung der Marktes an. "Wir liefern eigentlich selber die Gründe, warum die Zuschauer nicht kommen", sagte Kaltenborn mit Blick auf den provisorischen Rennkalender für die Formel-1-Saison 2016, der im September/Oktober in einem Zeitraum von vier Wochen drei Rennen in Asien (Singapur, Malaysia und Japan) vorsieht.

So steht für Kaltenborn auch mit vier Wochen Abstand zu ihren damals getätigten Aussagen weiterhin fest: "Wir dürfen den Markt nicht übersättigen. Wir beklagen uns jetzt schon, dass die Zuschauerzahlen zurückgehen. Glaubt man, dass man mit 21 Rennen mehr kriegt? Oder ist es dann zu viel Formel 1? Das sind Fragen, die man berücksichtigen muss."

Mehr Rennen, mehr Geld: Wirklich?

Die Theorie von Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone ist klar. Je mehr Rennen, desto mehr Einnahmen. Doch Kaltenborn hegt erhebliche Zweifel, dass diese Rechnung auf Dauer wirklich aufgeht - zumal die Anzahl der europäischen Traditionsrennen trotz insgesamt mehr Rennen im Kalender sukzessive zurückgeht. "Man muss sich schon fragen, was es in den Ländern, in die wir nun gehen, für das Produkt bedeutet. Was wollen wir denn erreichen? Wenn es dazu führt, dass irgendwann gewisse Traditionsrennen nicht mehr da sind, dann muss man sich das gut überlegen", mahnt die Sauber-Teamchefin.

"Wenn man alles nur an den Einnahmen aufhängt, dann ist das nicht richtig", fährt Kaltenborn fort. "Das kann Geld woher auch immer sein. Dieses Diktat ist nicht richtig, weil man es auf Kosten eines anderen Rennens tun muss. Es sei denn, wir fahren jedes Wochenende. Dann blieben alle drin. Es darf aber nicht dazu führen, dass alle anderen Werte, die genauso wichtig sind, unter den Tisch gekehrt werden, weil das Diktat des Optimierens der Einnahmen über allem steht."

"Es darf nicht dazu führen, dass alle anderen Werte unter den Tisch gekehrt werden, weil das Diktat des Optimierens der Einnahmen über allem steht." Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn

In diesem Zusammenhang spricht die Sauber-Teamchefin einen weiteren wichtigen Punkt an: "Bei den Sponsoreneinnahmen ist es so, dass man die Einnahmen nicht pro Rennen verbucht, sondern Verträge hat, die ganze Saisons umfassen - egal, ob es 17 oder 21 Rennen sind. Ich denke nicht, dass mehr Rennen auch mehr Sponsoren anlocken."

Angesichts der Tatsache, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche Traditionsrennen aus dem Kalender verschwunden sind, geht Kaltenborn gedanklich noch einen Schritt weiter. "Was wäre die Formel 1 ohne Monaco? Man muss sich diese extreme Frage mal stellen", sagt die 44-Jährige und holt aus: "Es gibt kein Monaco mehr, kein Spa mehr, kein Monza mehr oder kein Silverstone. Es geht genau in diese Richtung weiter. Warum können wir nicht mit den Summen zufrieden sein, die jetzt vorhanden sind? Vielleicht ist dann auch eher der Anreiz vorhanden, etwas weniger auszugeben."


Fotostrecke: Top 10: Traditionsstrecken ohne Formel 1

Noch mehr Rennen: Daniil Kwjat gefällt's

So steht für die Sauber-Teamchefin fest: "Dass man viel Geld generiert, hat nicht oberste Priorität. Da sind wir ganz schnell auch beim Thema Kosten. Ist es der richtige Weg, die Gelder so zu generieren? Es gibt vielleicht auch andere Wege. Es gibt dort draußen noch genügend Dinge, die man kommerziell noch nutzen könnte."

Während Vijay Mallya und Monisha Kaltenborn den Entwurf mit 21 Formel-1-Rennen für die Saison 2016 kritischen sehen, findet Daniil Kwjat Gefallen an der Vorstellung, künftig noch mehr Rennen fahren zu dürfen. Dem 21-jährigen Red-Bull-Pilot behagt schon der straffe Zeitplan der zweiten Saisonhälfte 2015. "Sicher, während der kommenden Monate bleibt nicht viel Zeit zum Verschnaufen, aber mir gefällt das. Ich mag diesen Teil der Saison, weil man ständig Rennen fährt. So bleibt keine Zeit für 'Bullshit'", grinst Kwjat.

Daniil Kwjat

Red-Bull-Pilot Daniil Kwjat findet: Je mehr Rennen, desto weniger Zeit für "Bullshit" Zoom

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