Jean Todt: Habe Angst, dass die Formel 1 verboten wird

Wenn sich die Formel 1 nicht nachhaltig ausrichtet, so fürchtet FIA-Präsident Jean Todt, könnte sie langfristig wegen Ressourcenverschwendung verboten werden

(Motorsport-Total.com) - Jean Todt pocht anlässlich des Auftakts der Saison 2017 erneut auf die gesellschaftliche Verantwortung der Formel 1. Der Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA glaubt, dass die Königsklasse des Motorsports Werte wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz in den Mittelpunkt rücken muss, um nicht öffentlich in Frage gestellt zu werden.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

FIA-Präsident Jean Todt beim Grand Prix von Australien in Melbourne Zoom

"Der Motorsport insgesamt", sagt er, "trägt eine gewisse Verantwortung, und die Formel 1 als Königsklasse des Motorsports noch mehr. Eine meiner größten Ängste betrifft Tabak und Alkohol: Es gibt Organisationen, die wollen, dass die Menschen zu rauchen und zu trinken aufhören."

Just um die Politik nicht auf die Idee zu bringen, die Formel 1 wegen der Sponsorenmillionen von Tabak- und Alkoholmarken in Frage zu stellen, wurde ein Tabakwerbeverbot umgesetzt. Alkoholmarken sind indes weiterhin große Player in der Königsklasse - ein Verbot gilt aber nur noch als Frage der Zeit. Die große Frage ist: Welches Thema ist als nächstes dran?

"Vielleicht kommt in 20 Jahren irgendjemand auf die Idee und sagt, dass die Formel 1 verschwenderisch mit natürlichen Ressourcen umgeht, also lasst uns den Motorsport verbieten", malt Todt ein Worst-Case-Szenario an die Wand. "Wenn wir uns aber korrekt verhalten, wird man uns unterstützen. Ich denke, dass die Art und Weise, wie wir uns gerade entwickeln, weltweit respektiert wird."

Todt sollte für die Resonanz der Formel 1 auf der großen Bühne der Politik ein gutes Gespür haben, schließlich ist er in Fragen der Verkehrssicherheit wichtigster Berater von UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Insofern hält der ehemalige Ferrari-Teamchef eine Abkehr vom effizienten Hybrid zurück zu den spektakulären Saugmotoren des vergangenen Jahrzehnts für ausgeschlossen.

Dass die Formel 1 und der Motorsport insgesamt gesellschaftlich in Frage gestellt werden, hat es in der Geschichte mehrmals gegeben. Zuletzt musste Niki Lauda auf dem "heißen Stuhl" von 'RTL' die Formel 1 gegen scharfe Attacken von zum Beispiel Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth verteidigen. Titel der Sendung: "Formel-1-Zirkus - Mörder in der Manege". Das war 1994, unmittelbar nach den tragischen (tödlichen) Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger in Imola.

Und in der Schweiz gibt es seit Jahrzehnten ein Rundstreckenverbot, das nur nach und nach immer weiter gelockert wird. Was dabei viele vergessen: Selbst in (weiten Teilen von) Deutschland war Motorsport eine Zeit lang verboten - und zwar nach schweren Unfällen mit mehreren Todesopfern im Jahr 1929. Schon 1930 jedoch wurde das Verbot wieder aufgehoben.

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