• 06.09.2012 14:19

  • von Stefan Ziegler

Zanardi: "Ich bin überwältigt"

Der frischgebackene Paralympics-Sieger Alessandro Zanardi spricht über seinen Erfolg auf dem Handfahrrad und seine Emotionen beim Zieleinlauf

(Motorsport-Total.com) - Für viele Menschen war der 5. September 2012 ein ganz normaler Mittwoch, aber nicht für Alessandro Zanardi. Der 45-jährige Italiener schrieb am späten Nachmittag einmal mehr Sportgeschichte, indem er sich beim Zeitfahren mit dem Handfahrrad zum Sieger der H4-Kategorie bei den Paralympics machte. Vor elf Jahren der schwere Unfall, dann die Rückkehr ins Leben, nun eine Goldmedaille.

Titel-Bild zur News: Alessandro Zanardi

Alessandro Zanardi reibt sich die Augen: Seit Mittwoch ist er Goldmedaillen-Sieger

Da muss selbst Zanardi erst einmal schlucken. "Ich bin überwältigt und eigentlich sprachlos. Für jemanden wie mich ist das einfach unglaublich. Ich bin einfach überglücklich", sagt der ehemalige WTCC-Fahrer (Fotostrecke: Alessandro Zanardi in der WTCC) in einer ersten Stellungnahme beim 'ZDF'. Ähnlich fasziniert zeigte sich die gesamte Motorsport-Welt, die Zanardi auf allen Social-Media-Kanälen huldigten. Aus einem guten Grund.

Fast auf den Tag genau vor elf Jahren war Zanardi dem Tod näher als dem Leben. Doch er kämpfte sich zurück. "Ich bin wieder voll da und mein Herz funktioniert. Und das ist schon außergewöhnlich, angesichts der Tatsache, dass dieses Herz am Tag meines Unfalls sieben Mal stehen geblieben ist", meint Zanardi. Das war 2001. 2012 fuhr Zanardi mit dem Handfahrrad sämtlichen Gegnern davon.

An den Zieleinlauf auf der ehemaligen Grand-Prix-Rennstrecke von Brands Hatch erinnert er sich noch gut: "Ich war erschöpft. Ich hatte ein großartiges Rennen hinter mich gebracht. Du kannst dich aber immer verbessern", sagt er im Gespräch mit 'ITV'. "Auf der ersten Runde hatte ich einen kleinen Fehler gemacht, weil ich zu viel Druck gemacht hatte. Deshalb war ich zum Schluss wirklich müde."

"Ich wusste aber: Die Gesamtleistung würde gut sein. Ob sie gut genug sein würde, um eine Medaille zu gewinnen, das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Daher wartete ich ab", meint der 45-Jährige und berichtet weiter: "Als nach einer Minute keiner meiner Rivalen im Ziel war, wusste ich Bescheid. Die Emotionen waren großartig." Und doch schwingt da eine Spur Melancholie mit.


Alessandro Zanardi: Golden Dreams

"Dieser Augenblick bringt auch etwas Traurigkeit mit sich", erklärt Zanardi. "Das war schließlich der Höhepunkt, auf den ich mein Leben in den vergangenen zwei Jahren ausgerichtet hatte. Wären all diese Tage nicht so aufregend und toll gewesen, hätte ich es nicht so weit gebracht. Und wenn du dich einer Sache vollkommen verschreibst, dann, weil du es tun willst und Spaß daran hast."

"Du legst im Training immer wieder nach. Ich habe im Leben gelernt: Die Ergebnisse, die du erhältst, sind eine einfache Konsequenz aus den Bemühungen, die du in eine Sache investierst", meint der Italiener und fügt hinzu: "Vor dem Rennen wusste ich: Ich hatte alles getan, um bestmöglich aufzutreten (Fotostrecke: Das Comeback von Alessandro Zanardi). Ich hatte auch mein Fahrrad auf tolle Art und Weise getunt. Ich war sehr zuversichtlich."

"Ich war einfach gespannt darauf, wie meine Bestleistung im Vergleich zu den anderen aussehen würde. Die gute Nachricht ist: Es reichte aus, um die Goldmedaille zu gewinnen", sagt Zanardi und ein Lächeln spielt über sein Gesicht. Kein Zweifel: Dieser Mann ist mit sich selbst im Reinen. Oder wie er es abschließend gegenüber 'ITV' formuliert: "Ich bin zufrieden und glücklich mit meinem Leben."