2005-2009
Im Juli 2003, weniger als zwei Jahre nach seinem schweren Unfall auf dem Lausitzring, kehrt Alessandro Zanardi in den Motorsport zurück. Genauer gesagt: Er wagt sich in einem S2000-Tourenwagen des italienischen ROAL-Teams auf die Strecke. Bei Rimini fährt er einen BMW 320i - und findet auf Anhieb Gefallen daran.
Es folgt eine Saison in der europäischen Tourenwagen-Meisterschaft (ETCC), die Alessandro Zanardi als erster und einziger Sportler mit Behinderung bestreitet. Im Anschluss an die Saison 2004 wird diese Rennserie vom Automobil-Weltverband (FIA) zur Weltmeisterschaft aufgewertet.
Als die neue WTCC im Frühjahr 2005 ihr Renndebüt gibt, ist Alessandro Zanardi mit dabei. Er startet für das BMW-Team Italy-Spain und pilotiert einen BMW 320i. Bereits im zweiten Lauf holt er seine ersten WM-Punkte: Vor heimischem Publikum in Monza fährt Zanardi als Siebter über die Linie.
Der ganz große Wurf folgt vier Monate später in Oschersleben. Alessandro Zanardi startet von der Pole-Position und gewinnt das zweite Rennen. Die Sensation ist perfekt - und die Emotionen schäumen über. Das Publikum und das Fahrerlager sind zu Tränen gerührt, als Zanardi als erster beinamputierter Sportler den Sieg in einem WM-Lauf bejubelt.
Dieser Applaus kommt von Herzen: Andy Priaulx (links) und Jörg Müller (rechts) stehen mit Alessandro Zanardi auf dem Podest von Oschersleben, als Zanardi stolz den Siegerpokal in die Höhe stemmt. Es ist sein erster Erfolg in der WTCC. Drei weitere Siege lässt der Italiener bis 2009 noch folgen.
Ein Blick in das Cockpit des Autos von Alessandro Zanardi. Der BMW 320 ist speziell auf seine Bedürfnisse abgestimmt. Ein Gaspedal gibt es nicht - Zanardi beschleunigt mit einem Ring unterhalb des Lenkrads. Niemand sonst nutzt diese Technik. Zanardi beherrscht sie aus dem Effeff.
Mit den italienischen Landesfarben auf dem Auto sorgt Alessandro Zanardi in der WTCC immer wieder für positive Überraschungen. Insgesamt fährt er zwischen 2005 und 2009 viermal die schnellste Rennrunde.
Alessandro Zanardi ist immer mit Feuereifer bei der Sache - wie hier sein BMW 320si. Er bringt es auf insgesamt 44 Führungsrunden. Und diese sind meist sehr spektakulär.
Seine beste Saisonplatzierung erreicht Alessandro Zanardi gleich in seinem ersten Jahr in der WTCC. Am Zielstrich des Jahres belegt er den zehnten Platz in der Fahrerwertung.
So freut sich ein Fahrer, der gerade seine erste und einzige Pole-Position erzielt hat. In Brünn fährt Alessandro Zanardi der Konkurrenz im Qualifying auf und davon. Dort siegt er auch 2008 und 2009, nachdem er 2006 auch schon in Istanbul gewonnen hat.
Mit vollem Einsatz: Alessandro Zanardi zählt zu den spektakulärsten Fahrern im Starterfeld und ist in der WTCC der klare Publikumsliebling. Hier wird seinem Yokohama-Vorderreifen ganz warm ums Herz...
Manchmal schießt Alessandro Zanardi aber auch über das Ziel hinaus und landet in der Wiese. Nur einmal ist sein Auto nach einem Defekt nicht mehr einsatzbereit. Zanardi bestreitet 105 der 106 WTCC-Rennen, zu denen er angemeldet ist. Insgesamt holt er dabei 143 WM-Punkte.
Der Sieg in Brünn 2009 ist sein bis dato letzter in der WTCC. Mit vier ersten Plätzen zählt Zanardi bis heute zu den erfolgreichsten Piloten der Meisterschaft.
Immer im Mittelpunkt, wenn es irgendwo staubt: Alessandro Zanardi wird gelegentlich in Unfälle verwickelt, die ein besseres Abschneiden verhindern.
"Das darf doch alles nicht wahr sein", scheint er sich hier zu denken. Doch Alessandro Zanardi wäre nicht Alessandro Zanardi, würde er nicht immer wieder zurückschlagen - mit einem Lächeln im Gesicht.
In seltenen Fällen muss aber auch Alessandro Zanardi einsehen, dass es nicht mehr weitergeht: Hier ist sein BMW 320si nach einem Unfall nicht mehr fahrbereit.
Viel öfter sehen die Zuschauer solche Szenen: Alessandro Zanardi, dem der Schalk im Nacken sitzt. Hier zeigt er der TV-Kamera, dass das morgendliche Warmup etwas zu früh begonnen hat...
Parallel zu seinem Engagement in der WTCC versucht sich Alessandro Zanardi auf einem Handfahrrad. Sofort ist er fasziniert davon und bestreitet kurz darauf auch erste Rennen. Nach seinem Abschied aus der WTCC konzentriert er sich verstärkt auf das Handfahrrad - und startet damit bei den Paralympics 2012.
Letzte Ausfahrt: Macao. 2009 bestreitet Alessandro Zanardi seine letzten Rennen in der WTCC. In Macao bleibt der italienische Routinier aber punktelos. Zum letzten Mal WM-Zähler hat er bei seinem Heimrennen in Imola gesammelt - für zwei vierte Plätze.
Mit seinem Namen verschwindet auch eines der größten Aushängeschilder der WTCC: Alessandro Zanardi verlässt die Meisterschaft nach der Saison 2009. Noch hat er den Helm aber nicht endgültig an den Nagel gehängt...
2005-2009