• 19.09.2008 19:31

  • von Stefan Ziegler

Zanardi benutzt ab und an den 'falschen Stil'

BMW Pilot Alessandro Zanardi im Interview über die verschiedenen Fahrstile in der WTCC und in anderen Rennserien - Rookies haben's schwer...

(Motorsport-Total.com) - Alessandro Zanardi hat in seiner langen Rennsportkarriere schon die unterschiedlichsten Fahrzeuge um die Rennstrecken dieser Welt pilotiert. Als Williams-Pilot zog der Italiener mit der Formel 1 um den Globus, in der ChampCar-Serie lernte Zanardi Ovalracing kennen - und in der Tourenwagen-WM sollte er alle dabei gelernten Fähigkeiten möglichst wieder über Bord werfen. Keine leichte Übung, wie Zanardi im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erläuterte. Der Monoposto-Stil macht dem 41-Jährigen noch immer zu schaffen.

Titel-Bild zur News: Alessandro Zanardi

Für einen ehemaligen Formel-Rennfahrer ist die WTCC eine große Umstellung

Frage: "Alessandro, kannst du in der WTCC von deinen Erfahrungen in Monopostos profitieren?"
Alessandro Zanardi: "Um ehrlich zu sein: Das sind mit die größten Hindernisse, die ich überwinden muss. Meine Fahreigenschaften habe ich derart darauf ausgelegt, dass ich mich manchmal wirklich zwingen muss, einen anderen Fahrstil an den Tag zu legen, um das Beste aus diesem Auto heraus zu holen."#w1#

"Ich bin für eine sehr lange Zeit in Einsitzern unterwegs gewesen und wenn du reichlich Downforce hast, dann willst du immer so spät wie nur irgend möglich in die Eisen steigen. Dann allerdings löst du das Bremspedal wieder, um in die Kurve hinein zu rollen. Hast du noch ein bisschen Druck auf der Bremse, wenn du in die Kurve fährst, dann generiert das ein wenig Untersteuern. Dadurch hast du aber ein bisschen mehr Grip und kannst etwas mehr Speed mitnehmen und erhälst dadurch letztendlich auch mehr Abtrieb."

"Du verlagerst das Gewicht also mehr Richtung Kurvenmitte und gehst am Scheitel wieder voll auf's Gas. Das ist die perfekte Technik - und viele Fahrer haben Schwierigkeiten damit, genau diese Fertigkeit zu entwickeln. Und so geht es mir: Für eine sehr lange Zeit war ich in Einsitzern absolut perfekt unterwegs. Bis heute ertappe ich mich gelegentlich dabei, im Tourenwagen den 'falschen' Stil zu benutzen - und das funktioniert einfach nicht. Du musst mit dem Auto also vollkommen anders umgehen, spät bremsen, einfahren, lenken und Vollgas."

"Hat dein Wagen wenig Power, dann musst du umso früher wieder Gas geben. Für mich ist das ziemlich schwierig, denn ich bin ein sanfter Pilot. Aber wenn du gut sein willst, dann musst du das natürlich auch in jeder Situation unter Beweis stellen können. Ich bin sehr froh darüber, dass ich mich daran anpassen konnte - auch wenn das bei diesen Autos echt knifflig ist. Dennoch habe ich es geschafft, mit diesen Fahrzeugen Rennen zu gewinnen."

Frage: "Würdest du die Tourenwagen-Weltmeisterschaft als gute Einsteigerserie ansehen?"
Zanardi: "Schwer zu sagen, denn die aktuellen WTCC-Fahrer sind alle ziemlich gut. Sie sind allerdings auch recht spezialisiert. Sie wissen also, wie man diese Autos zu fahren hat, kennen alle Kniffe und auch die Strecken. Das ist in meinen Augen für einen Neueinsteiger gewiss eine große Herausforderung."

"Das mag vielleicht einfach aussehen, das Auto in die Top 10 zu stellen - aber alleine schon in der ersten Runde geschieht so vieles, da könnte ein Rookie fast einen Schock bekommen! Diese Jungs hier halten voll rein, da gibt's keine Pause. Es ist definitiv eine harte Meisterschaft - aber wenn du zeigen willst, dass du gut bist... Talent gehört aber nun einmal auch dazu."