• 04.10.2008 11:20

  • von Stefan Ziegler

Thompson: "Ich bin nicht übertrieben optimistisch"

Honda-Held James Thompson im Interview über die Chancen von N.Technology in Monza und die 49 zusätzlichen Kilogramm an Bord

(Motorsport-Total.com) - In Imola konnte James Thompson groß aufgeigen, brockte sich damit aber für Monza 46 weitere Kilogramm ein. Damit erhielt der Brite gleich einen ganzen Batzen an Zusatzgewichten, was die Möglichkeiten von N.Technology an diesem Rennwochenende freilich einschränkt. Außerdem fährt Thompson auf dem 'Autodromo di Monza' erstmals mit dem neuen Mugen-Motor. Was sich der Sensationssieger für die Rennen ausrechnet, erläuterte er im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: James Thompson

Hatte in den vergangenen Tagen viel Grund zur Freude: James Thompson

Frage: "James, wie fühlst du dich zwei Wochen nach Imola?"
James Thompson: "Großartig! Ich trage noch immer das ganz große Grinsen in meinem Gesicht. Für uns war das eine wirklich große Belohnung, wenn man sich den Saisonverlauf ansieht. Wir arbeiten alle wirklich sehr hart. Endlich war das Auto konkurrenzfähig und ein Sieg ist für uns herausgesprungen - das hat uns unglaublich viel bedeutet. Es war einfach fantastisch - vor allem nach dem zweiten Rennen und dem Sieg, als ich die Gesichter der Jungs gesehen habe."#w1#

Thompson vorsichtig optimistisch

Frage: "Hier in Monza haben wir eine weitere Hochgeschwindigkeitsstrecke, doch du hast nun 49 Kilogramm extra dabei. Würdest du dich zu den Favoriten zählen?"
Thompson: "Keine Ahnung. Man muss bedenken, dass wir das Mugen-Aggregat im Auto haben und das ist komplett neu für uns. Da müssen wir also noch einiges lernen. Ich bin allerdings sehr zuversichtlich, dass das eine ausgezeichnete Partnerschaft sein wird. Wir haben nicht getestet und daher können wir uns einfach schwer einordnen. Die meisten anderen Teams waren bestimmt irgendwo unterwegs."

"Wir tappen also bis zu den ersten Metern im Dunkeln. Der Wagen war in Imola aber so gut, das stimmt mich schon zuversichtlich. 49 Kilogramm sind dabei natürlich schon ein Hindernis, ganz klar. Glücklicherweise ist unser Wagen aerodynamisch betrachtet ziemlich flach. Das spielt uns nicht auf allen Rennstrecken in die Hände, hilft uns aber hier ganz gewaltig. Die Kombination einzelner Faktoren könnte es uns also ermöglichen, wieder sehr konkurrenzfähig zu sein."

Frage: "Wenn du Imola und Monza vergleichst - was haben die beiden Strecken gemeinsam?"
Thompson: "Auf beiden Strecken ist der Topspeed recht hoch. In Imola gibt es zwei längere Geraden, wo wir reichlich Geschwindigkeit aufbauen können. Hier in Monza sind es vier Geraden, weshalb Monza für uns wohl immer die ganz große Chance darstellte, richtig gut abzuschneiden. Ich bin also recht zuversichtlich aber auch nicht übertrieben optimistisch. Wo sind wir denn hergekommen?"

Honda braucht den Glücksfaktor

"Wir haben um einen oder zwei Punkte gekämpft, dann kamen der Sieg und P3. Davon lässt man sich nur allzu leicht blenden. Ich gehe das eher ruhig an und will abwarten, wo wir stehen. Das wird sich alles nach dem Qualifying zeigen. Dann können wir uns auch über Ziele unterhalten. Es geht doch darum: Wir waren schon im Vorjahr eines der schnellsten Fahrzeuge auf der Strecke, haben uns aber nur auf P9 qualifiziert."

"Damals hatten wir in der Quali keinen Windschatten, weil ich alleine operierte. Als Drei- oder Fünfmannteam konntest du da schon einen Unterschied machen. So könnte es auch morgen kommen, aber noch können wir darüber nur spekulieren. Vielleicht haben wir ja auch Glück und können uns im Windschatten eines Wagens nach vorne ziehen. Das kann man im Voraus aber nicht wissen - nicht bei den vielen Unbekannten, die es auf dieser Strecke gibt."

Frage: "Eine weitere Unbekannte dürften die 49 zusätzlichen Kilogramm sein. Bist du deinen Wagen überhaupt schon einmal mit 49 Extrakilogramm gefahren?"
Thompson: "Nein, denn wir testen ja nicht. Psychologisch tut mir das nicht weh, denn das war im Vorjahr ja genau gleich. Damals hatten wir im Alfa auch 50 Kilogramm an Bord und haben im zweiten Teil des Jahres trotzdem mehr Punkte geholt als alle anderen. Ich mache mir daher keinen Kopf deswegen. Der Wagen war in Imola sehr konkurrenzfähig - jetzt sind wir in Monza. Hoffen wir also darauf, dass alles passt und dass das Gewicht keine allzu große Rolle spielt."

Kleine Gewichtsanalyse à la Thompson

Frage: "Kannst du etwas näher auf die Gewichtssituation eingehen? Wie ist das für einen Fahrer, 50 Kilogramm mehr an Bord zu haben? Spürt man das ganz genau?"
Thompson: "Ja, klar. Das ist im Grunde genommen ja Physik und dagegen kommst du nicht an. Man spürt im Auto ja jedes kleine bisschen Fliehkraft. Einmal abgesehen von allen Änderungen, die du vornehmen kannst: 50 Kilogramm sind quasi eine weitere Person im Wagen."

"Das spürt man also ganz sicher. Wir werden aber versuchen, das Setup des Autos soweit anzupassen, dass das Fahrzeug mit dem Extragewicht klarkommt. Unterm Strich macht dich das aber immer langsamer. Nimm es wieder heraus und du wirst schneller sein. Es ist nur Physik, aber möglicherweise kann der Wagen das Gewicht irgendwie kaschieren."

Frage: "Was würdest du sagen, sind in Monza die wichtigsten Elemente?"
Thompson: "Ganz klar das Bremsen. Das Auto muss hier richtig gut auf der Bremse sein, außerdem muss der Topspeed passen. Die aerodynamische Effizienz spielt natürlich auch eine große Rolle, genauso wie ein gutes Verhalten des Wagens auf den Kerbs. Zusammenfassend lässt sich also sagen: Bremsen, Kerbs und aerodynamische Effizienz. Hoffentlich haben wir also alle drei Zutaten. Unser Auto ist ziemlich groß und recht breit, generiert aber nur wenig Luftwiderstand. In Imola waren wir spitze auf den Kerbs. Ich bin sehr gespannt und hinter vorgehaltener Hand zuversichtlich."