• 08.03.2007 14:45

Theissen: "Uns erwartet eine große Herausforderung"

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen blickt im Interview auf die kommende WTCC-Saison voraus und spricht über die Vermarktung der Serie

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "BMW hat in den beiden vergangenen Jahren in der Tourenwagen-WM die Titel in der Fahrer- und Herstellerwertung gewonnen. Gibt es in diesem Jahr den Hattrick?"
Mario Theissen: "Uns erwartet eine große Herausforderung. Der BMW 320si war im vergangenen Jahr das beste Basisauto in der WM. Die lange Siegesserie von BMW Fahrzeugen ist ein Kompetenzbeweis, den unsere Kunden zu schätzen wissen."

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen hofft, dass BMW die WTCC weiterhin dominieren wird

Frage: "Warum wurde der zweimalige Vizemeister Dirk Müller durch Augusto Farfus ersetzt?"
Theissen: "Der entscheidende Grund war nicht die Nationalität, sondern wir hatten das Gefühl, dass nach fünf Jahren ohne Wechsel in diesem Team einfach eine Veränderung vollzogen werden musste. Wir versprechen uns davon einen frischen Wind, dass Abläufe, die sich eingeschliffen haben, hinterfragt und aufgebrochen werden und man Fortschritte auf diese Weise macht. Die Qualitäten von Dirk als Fahrer sind damit keineswegs in Zweifel gezogen. Ich hatte das Gefühl, es trat eine Art Stillstand ein."#w1#

Frage: "Ist es für Sie ein negatives Signal, dass es nur noch vier Hersteller in der WM gibt?"
Theissen: "Nein, ich glaube, der generelle Trend ist eher anders herum. Ich weiß ganz konkret, dass sich zwei, drei Hersteller mit sehr ernsthaften Einstiegsabsichten tragen."

Frage: "An der Vermarktung der Tourenwagen-WM ist Kritik geübt geworden. Warum tun die Hersteller allgemein so wenig?"
Theissen: "Wir sind mit der Vermarktung noch nicht so zufrieden, sehen aber Fortschritte in den letzten zwei Jahren, insbesondere mit dem Prädikat WM, aber auch durch Fahrer, die neu reingekommen sind. Sicher wäre mehr möglich. Eine Schlüsselrolle kommt der Fernsehberichterstattung zu, aber es gibt auch andere Bereiche, in denen die Vermarktung verbessert werden kann. Tatsache ist, dass sich BMW in der Vermarktung stärker engagieren wird als in den letzten Jahren."

Frage: "Wo sehen Sie ansonsten noch Defizite in der WM?"
Theissen: "Ich glaube, die Vermarktung ist schon der zentrale Punkt. Von der Technik der Fahrzeuge meine ich, man sollte auf diesem Niveau bleiben. Ein Sprung nach oben würde die Autos so weit verteuern, dass das ganze Konzept nicht mehr funktioniert. Auf der sportlichen Seite: Engere Rennen kann man sich nicht vorstellen. Die Tatsache, dass beim letztjährigen Saisonfinale noch neun Fahrer Meister werden konnten, spricht für sich."

Frage: "Glauben Sie, dass die DTM in der jetzigen Form mit nur zwei Herstellern eine Zukunft hat?"
Theissen: "Da sage ich nichts zu. Die DTM ist eine klasse Serie, schöne Autos, guter Sport, für mich aber eher eine GT- als eine Tourenwagenserie. Sie passt einfach nicht in unser Programm."

Frage: "Wird sich BMW in diesem Jahr wieder werksseitig beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring engagieren?"
Theissen: "Nein, wir gehen aber davon aus, dass einige Kundenteams mit dem Z4 M-Coupe an den Start gehen."

Frage: "Werden dafür Werksfahrer abgestellt?"
Theissen: "Das ist bisher nicht diskutiert worden. Ausschließen würde ich das aber nicht."

Frage: "Gibt es bei BMW Planungen, mit dem neuen M3 in den Motorsport zurückzukehren?"
Theissen: "M3 wäre GT-Sport, also Sportwagen definitiv nicht. GT schauen wir uns permanent an. Wir diskutieren natürlich auch, ob wir etwas mit dem M3 machen. Da gibt es aber keine Projektentscheidung. Mein Wunsch wäre, dass die GT-Kategorie ähnlich wie Tourenwagen nach einem einheitlichen Reglement weltweit gefahren wird. Da würde die GT-Klasse schlagartig so attraktiv, dass wir wahrscheinlich eine Menge toller Autos erleben würden."

Frage: "Gibt es bei BMW ein aktuelles Dieselthema, was den Rennsport angeht?"
Theissen: "Auf dem amerikanischen Markt ist erst jetzt die Front der Dieselgegner durchbrochen worden. Hinzu kommt, dass der Kunde mittlerweile Dieselautos kaum noch von Benzinern unterscheiden kann - die Attraktivität ist also da. Was wir in den USA erleben, ist eigentlich nur das Nachholen einer Entwicklung, die es im Rest der Welt schon in den letzten 20 Jahren gegeben hat. Was den Motorsport angeht, waren wir tatsächlich Vorreiter, und ich sehe auch für Diesel eine starke Rolle im Langstreckensport. Wir tragen dem mit unserem 120d Rechnung. Ich sehe den Diesel derzeit aber nicht in Sprintrennen. Insbesondere nicht im Formelsport."