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  • 05.01.2012 15:15

  • von Stefan Ziegler

Teamchefs: Der BMW 320 TC muss besser werden

Der BMW 320 TC dient den BMW-Kundenteams als sehr gute Basis, doch um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu sein, sind weitere Schritte nötig

(Motorsport-Total.com) - Die zahlreichen BMW-Kundenteams im Starterfeld der WTCC avancierten 2011 zu den schnellsten Verfolgern von Chevrolet, konnten der werksseitig engagierten Konkurrenz aber nur selten die Stirn bieten - dafür fehlte es den Fahrer und ihren Teams hauptsächlich an Konstanz. Der BMW 320 TC heimst indes viel Lob von den Beteiligten ein, gleichzeitig fordern diese aber weitere Entwicklungen.

Titel-Bild zur News: Tom Coronel

Tom Coronel war 2011 bester BMW-Fahrer und wurde letztendlich Vierter in der WM

Der Grund: In der rennfreien Zeit stehen die Räder im Motorsport nicht still, doch mancherorts drehen sich diese schneller als anderswo. Chevrolet hat als einziges Werksteam freilich sämtliche Trümpfe in der Hand und kann ein ohnehin starkes Paket in der Winterpause noch einmal verbessern. Die BMW-Kundenteams fürchten daher, ohne größere Verbesserungen am BMW 320 TC weiter zurückzufallen.

Viel Lob für den BMW 320 TC

"Das Auto ist sehr zuverlässig. Die BMW-Jungs in München und vor Ort an der Strecke haben uns eine sehr gute Basis gegeben. Nun müssen wir gemeinsam dranbleiben", sagt Thomas Schiemann, Technischer Leiter beim deutschen Wiechers-Team, und zeigt sich zuversichtlich: "Das Fahrzeug hat noch eine Menge Potenzial. Wir müssen noch ein paar Hausaufgaben machen, um aufzuschließen."

"Mit einem Topfahrer ist das machbar. Das haben wir in Schanghai gesehen", meint Schiemann. In der Tat: Auf dem Tianma Circuit mischte Colin Turkington im BMW 320 TC die Favoriten auf und legte sich sogar erfolgreich mit den Titelkandidaten von Chevrolet an. Auch wenn diese Szenen einen Seltenheits-Wert zu haben schienen - sie machten den Beteiligten Mut für die kommenden Jahre.

Robert Huff, Colin Turkington

Colin Turkington setzte den BMW 320 TC speziell in Schanghai klasse in Szene Zoom

"Der BMW 320 TC bietet eine gute Grundlage für die nächsten Saisons", erklärt Dominik Greiner, Teammanager bei Wiechers. "Ich würde mir wünschen, dass die Techniker von BMW Motorsport auch weiterhin einige Entwicklungen an diesem Fahrzeug durchführen, damit das Auto auch in Zukunft konkurrenzfähig ist." Allzu intensiv wird BMW den 320 TC voraussichtlich aber nicht verbessern.


Fotos: WTCC-Höhepunkte 2011: BMW


Die Privatteams müssen selbst Hand anlegen

Wie der bayerische Hersteller zu Beginn der Winterpause bekanntgab, wird es wahrscheinlich "nur" einige Detailoptimierungen geben - größere Schritte bleiben aus. "BMW hat angekündigt, keine Weiterentwicklung zu machen. Die DTM ist bei ihnen natürlich das Thema Nummer eins. Ich sehe daher viel Arbeit auf uns zukommen. Jetzt liegt es an uns", sagt Engstler-Teammanager Kurt Treml.

"Wir müssen etwas tun und gemeinsam mit unseren Partnern bei Bremsen und Fahrwerk schauen, wie rasch wir weiterkommen. Das ist zwar wahnsinnig aufwändig, aber unbedingt notwendig", meint Treml. Die große Schwierigkeit dabei: Den privaten Rennställen der WTCC sind die Hände gebunden, wenn die Kosten zu sehr in die Höhe schnellen. Ein Problem, das Chevrolet hingegen nicht kennt.

Franz Engstler

Der erste Sieg des BMW 320 TC: Franz Engstler wird in Oschersleben abgewinkt Zoom

"Chevrolet macht mit den Werksautos eine richtige Testarbeit und kann Details verbessern. Das schlägt sich natürlich in den Rundenzeiten nieder", erklärt Treml und stellt klar: "Das ist unser größtes Manko, denn in diesem Punkt hinken wir am meisten hinterher. Wir haben als Privatteam einfach nicht die Möglichkeit, derart rasch zu entwickeln." Trotzdem weise man eine recht gute Saisonbilanz auf.

Wer nutzt die Winterpause am besten?

"BMW entwickelte ein super Kit, doch auf Chevrolet fehlte uns einiges. Wir waren dennoch dazu in der Lage, Rennen zu gewinnen. Dies gelang uns mit Franz Engstler in Oschersleben, Tom Coronel siegte in Japan", sagt Treml. Einige Podestränge sowie der Titelgewinn in der Privatierwertung ergänzen das stimmige Gesamtbild, aber insgesamt spielten die BMW-Kundenteams eben nur die zweite Geige.

"Das hat nicht unbedingt mit der Basisentwicklung zu tun, sondern mit der Weiterentwicklung", erklärt Engstler-Teammanager Treml. Roberto Ravaglia stimmt zu. Der ROAL-Teamchef beklagt die Lage der BMW-Rennställe in der vergangenen Saison: "Wir beendeten das Jahr, wie wir es begonnen hatten - es gab keine Entwicklung. Das machte es natürlich recht schwierig, sich zu verbessern."

Tom Coronel, Javier Villa

BMW fuhr mit seinen Privatteams 2011 nicht konstant genug an der WTCC-Spitze mit Zoom

Aus diesem Grund müsse man sich in der Winterpause vor dem Saisonstart ins Zeug legen. "Wir sollten uns sehr gut auf das neue Rennjahr vorbereiten", meint Treml und denkt, dass die Rivalen um Chevrolet und SEAT "sicherlich nachlegen" werden. Deshalb ist auch BMW gefordert, denn sonst spielen die zahlreichen Kundenteams 2012 womöglich nur noch die dritte Geige im WM-Orchester...