powered by Motorsport.com
  • 15.09.2011 12:18

  • von Stefan Ziegler

Tarquini: "Ich denke ausschließlich an 2012"

SEAT-Fahrer Gabriele Tarquini spricht im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über seine Verbindung zu Volvo, seine Optionen für 2012 und seine Saisonziele

(Motorsport-Total.com) - Im belgischen Zolder gelang es Gabriele Tarquini als erstem WTCC-Rivalen, die Dominanz von Chevrolet zu durchbrechen und zum Sieg zu fahren. Eine Chance im Titelkampf 2011 hat der 49-Jährige aber nicht. Aus diesem Grund richtet sich der Blick des Weltmeisters von 2009 schon jetzt auf die kommende Saison, in der er erneut um die WM-Spitze kämpfen möchte. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Tarquini über seine Optionen für 2012 und seine Saisonziele.

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini

Gabriele Tarquini möchte 2012 wieder regelmäßig Siege bejubeln - mit Volvo?

Frage: "Gabriele, während der Sommerpause der WTCC warst du in Schweden unterwegs und fuhrst für Volvo in der STCC. Was kannst du von deinem Rennausflug berichten?"
Gabriele Tarquini: "Es war eine tolle Erfahrung. Für mich war diese Meisterschaft neu. Leider stellten sich die erhofften Ergebnisse nicht ein. Besonders im ersten Rennen war ich noch nicht auf Tempo, weil der Motor so anders war."

"Es handelte sich um einen Saugmotor und der fühlte sich halt ganz anders an als die Turboaggregate, die ich in den vergangenen vier Jahren fuhr. Das Auto an sich, der Volvo, ist aber ziemlich gut. Ich konnte mein Gefühl dafür stark verbessern. Bei meinem zweiten Einsatz war ich auf Anhieb gut unterwegs - vom ersten Freien Training an. Es war auf jeden Fall ein interessantes Erlebnis."

Frage: "Nahmst du dieses Angebot nur aus reinem Interesse wahr oder steckt mehr hinter Gabriele Tarquini und Volvo?"
Tarquini: "Es war nur aus Spaß und Interesse. Mir wurde die Teilnahme an diesen beiden Events angeboten. Ich mag es, Erfahrung in unterschiedlichen Meisterschaften zu sammeln. Im vergangenen Jahr war ich zum Beispiel in der TC2000 in Argentinien am Start. Ich hatte auch 2011 eine Einladung dafür, entschied mich aber dazu, nach Skandinavien zu gehen. Es machte ziemlich viel Spaß."

Frage: "Könntest du dir vorstellen, im kommenden Jahr für Volvo an den Start zu gehen, sofern die schwedische Marke ab 2012 mit einem Werksteam vertreten wäre?"
Tarquini: "Klar. Das ist eine meiner besten Optionen für die Zukunft. Es handelt sich um einen neuen Hersteller für die WTCC. Es gibt aber noch andere Marken, die in der Tourenwagen-WM an den Start gehen möchten. Die jeweiligen Parteien sprechen aber nicht offen darüber. Mein Gefühl sagt mir jedoch, dass Volvo ein Programm für 2012 vorbereitet. Das ist gut für die Meisterschaft."

"Mein Gefühl sagt mir, dass Volvo ein Programm für 2012 vorbereitet." Gabriele Tarquini

Frage: "Teams, die mit Ford- und Honda-Rennwagen fahren, scheinen ebenfalls vor einem WTCC-Einstieg zu stehen. Hast du auch Angebote von anderen Teams vorliegen?"
Tarquini: "Ja. Ich spreche mit allen. In Donington traf ich Herrn Capito (Jost Capito; Motorsport-Chef bei Ford; Anm. d. Red.) und wir unterhielten uns. Das Auto ist noch nicht bereit, doch ich interessiere mich auch für die Option Ford."

Frage: "Wie wahrscheinlich ist es, dass du im kommenden Jahr einen Volvo-Rennanzug trägst?"
Tarquini: "Das weiß ich noch nicht. Im Augenblick habe ich keinen Vertrag für 2012, spreche aber mit vielen Parteien. Ich habe auf jeden Fall eine gute Unterstützung. Wenn mich kein Hersteller unter Vertrag nimmt, gelingt es mir dank Lukoil vielleicht, ein besseres Auto zu bekommen."

Platz vier ist keine große Motivation

Frage: "Sprechen wir über die aktuellen Geschehnisse in der WTCC: Wie schätzt du deine Chancen für den Saison-Showdown ein?"
Tarquini: "Für uns wird es wohl hart werden. Der Motor ist mehr oder weniger noch immer auf dem gleichen Stand. Das Auto wird ja auch nicht jünger (lacht; Anm. d. Red.). Das ist eigentlich auch das große Problem."

"Der Rennwagen ist mittlerweile ziemlich alt. Manche Teile gehen da einfach kaputt. Im Prinzip muss man dieses Fahrzeug von Grund auf neu aufbauen, was Ersatzteile und dergleichen mit einschließt, wenn man eine weitere Saison damit bestreiten will. Das Auto an sich ist nicht weit weg. Ich bin sogar positiv überrascht vom Motor. Da hat man gute Arbeit geleistet."

"Dieses Triebwerk wurde in nur 50 Tagen gebaut - und das mit vielleicht einem Hundertstel des Budgets von Chevrolet und einem Zehntel des Budgets von BMW. Es scheint ein guter Motor zu sein, der sich gut anhört, aber noch etwas viel qualmt. Trotzdem: Das ist gute Arbeit. Damit gehen wir nun in den letzten Abschnitt dieser Saison. Mir ist es aber egal, ob ich nun Vierter, Fünfter oder Sechster werde."

"Mir ist es aber egal, ob ich nun Vierter, Fünfter oder Sechster werde." Gabriele Tarquini

"In den vergangenen Jahren kämpfte ich stets um den Titel. Da ist ein vierter, fünfter oder sechster Platz nicht wichtig. Ich denke ausschließlich an 2012. Ich möchte dann wieder an der Spitze sein. Dieses Auto kann im nächsten Jahr konkurrenzfähig sein, wenn es von Grund auf neu hergerichtet wird und wenn auch der Motor ordentlich entwickelt wird."

Frage: "Das Duell mit Tom Coronel und Tiago Monteiro reizt dich also überhaupt nicht?"
Tarquini: "Um ehrlich zu sein: nein. Natürlich würde ich mich mehr über den vierten als über den fünften Platz freuen. Wenn ich die Wahl hätte zwischen einem Sieg und dem vierten Platz in der WM-Gesamtwertung, würde ich den Sieg nehmen, kein Zweifel. Ich hätte lieber einen weiteren Rennerfolg auf dem Konto als den vierten Platz."